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Myanmar
Der totgeschwiegene Konflikt

Die Rohingyas in Myanmar sind staatenlos, rechtlos, sie sind Vertriebene, die niemand im Land will. Auf dem Flüchtlingsgipfel in Bangkok hatte sich Myanmar eine Einmischung in die Problematik der muslimischen Minderheit noch ausdrücklich verbeten. Auch Myanmars Oppositionsführerin, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, zieht es vor zu schweigen. Doch die Zahl der Rohingyas unter den Bootsflüchtlingen in Asien steigt.

Von Udo Schmidt |
    Rohingya-Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager im Bundesstaat Rakhine/Myanmar
    Das Problem der Rohingya wird von vielen Politikern in Birma kleingeredet oder ignoriert (picture-alliance / dpa / Nyunt Win)
    U Tin Oo ist der Mann hinter Aung San Suu Kyi, er ist der Strippenzieher – und hin und wieder im Hauptquartier der Nationalen Liga für Demokratie in Rangun anzutreffen. Der 88-Jährige schweigt nicht, sondern spricht mit dem ARD Hörfunk über das Problem der Rohingyas, über die Frage, ob diese Muslime Bürger Myanmars sind:
    "Die Regierung muss mit diesem Problem vorsichtig umgehen, sie muss die Identität der Einwanderer prüfen, das Problem muss behutsam und gütlich gelöst werden."
    Wie genau das gehen soll, sagt aber auch U Tin Oo nicht. Für eine Staatsbürgerschaft für die rund eine Million muslimische Rohingyas spricht er sich nicht aus – nur dafür, einigen mehr Rechte zuzugestehen. Dies hat auch die Regierung von Präsident Thein Sein bereits angeboten - ein Aufenthaltsrecht, das in eine Staatsbürgerschaft übergehen kann, für die, die nachweisen können, seit drei Generationen im Land zu leben und die bereit sind, sich Bengalis statt Rohingyas nennen zu lassen.
    Aung San Suu Kyi will Wahlen im November gewinnen
    Das Problem mit dem Rohingyas, mit den Einwanderern aus Bangladesh, als die auch U Tin Oo die Muslime nahe der Grenze sieht, sei vor langer Zeit entstanden, sagt der führende Oppositionspolitiker:
    "Das Problem ist, dass beide Seiten Fehler gemacht haben. Die Regierung Myanmars und vor allem das Parlament haben die Einwanderer ins Land gelassen, weil man sich Wählerstimmen erhoffte. Dann sind die Einwanderer aber nicht wieder gegangen."
    Viele der Rohingyas, der Muslime, besaßen eine White Card, die sie zum Wählen berechtigte, und die ihnen zumindest begrenzte Bürgerrechte verlieh. Diese White Card wurde allen inzwischen wieder abgenommen, ohne dass etwa Aung san Suu Kyi protestiert hätte. Die Lady kann sich dazu derzeit nicht äußern, sagt U Tin Oo:
    "Sie ist die Oppositionsführerin, wenn sie von Rohingyas sprechen würde, dann gäbe es sofort einen Haufen Probleme mit den Buddhisten im Rakhine State, deswegen spricht auch sie bei denen, die bereits lange dort leben, von bengalischen Muslimen."
    Im November wird gewählt in Myanmar. Aung San Suu Kyi will gewinnen, das wird sie wohl auch, sie möchte es sich mit den Buddhisten im Westen nicht verderben – also taucht sie ab, was diesen Konflikt angeht.
    Muslime im Westen Myanmars sind staatenlos und rechtlos
    Noch etwas will U Tin Oo in seinem kleinen Büro im Zentrum der wahrscheinlich kommenden Macht in Myanmar klarstellen: Die Bezeichnung Rohingyas entstamme einem Missverständnis. Dies sei keine eigenständige Ethnie, keine Minderheit, der Begriff sei aus der Sprache der Arakanese, der Menschen im Rakhine State entnommen:
    "Wir haben in allen Unterlagen geforscht, die Rohingyas werden nirgendwo erwähnt. Der Begriff kommt aus der Sprache der Arakan People. Roh Aung Ga, das bezeichnet die Menschen, die damals lange unter dem König der Arakan gelebt hätten, Ro Aung Ga, daher komme der Begriff Rohingya."
    Ob nun eigenständige Minderheit oder nicht, die Muslime im Westen Myanmars sind staatenlos, rechtlos, Vertriebene, die in Myanmar keiner will. Bis zu den Wahlen im November wird sich daran nichts ändern.