Archiv


Mydoom – Angriff aus dem Hinterhalt

Informationssicherheit.- Vor sechs Jahren hätte der Computerwurm Mydoom fast das Internet lahmgelegt – so sehr belasteten die E-Mails, mit dem der Schädling verschickt wurde, das Netz. Um ihn geht es im letzten Teil unserer Serie über die bekanntesten digitalen Schädlinge.

Von Achim Killer | 07.05.2010
    Am 26. Januar 2004, da bauten sich Webseiten nur noch sehr langsam auf. Und die Eingangsordner der E-Mail-Programme weltweit quollen über. Es war der Schicksalstag des Internet. Mydoom war ausgebrochen. Doom – das Schicksal. Mehrere weitere derartige Schicksalsschläge folgten im Laufe des Jahre, Mydoom in den Versionen B bis X. Mit den infizierten Rechnern fuhren die Entwickler des Schädlings dann Angriffe auf die Sites der Software-Unternehmen SCO und Microsoft. Mydoom war der sich am schnellsten ausbreitende Wurm in der Geschichte des Internet. Und er hatte alles dabei, was die Dunkelmänner des Netzes so für ihr Geschäft brauchen.

    "Er ist universell einsetzbar. Man kann ihn verwenden, wofür man will. Man kann ihn sich als Schweitzer Armeemesser der Schadsoftware vorstellen. Er verbreitet sich überall. Und dann kann man damit alles machen, wenn man den entsprechenden Code nachlädt."

    Universell, aber nicht genial, meint Professor Fred Cohen, der wissenschaftliche Entdecker der Computerviren. Mydoom baute eine Backdoor in die befallenen Rechner ein, eine Hintertür über die Wurm-Entwickler sie über das Netz fernsteuern konnten. Und sie konnten beliebig Schad-Software nachladen. Das alles war zwar hocheffektiv und es sorgte im Jahr 2004 auch für gehörig Chaos im Netz, aber etwas wirklich Neues war es nicht. Deshalb gibt es schlechte Noten vom Professor:

    "Originalität: drei minus bis vier plus. Für die Technik eine drei.”"

    Mydoom verbreitete sich per Mail. In der Betreffzeile stand "Übertragungsfehler bei der Mailzustellung" oder "Error". Eigentlich ein plumper und längst bekannter Trick. Im Anhang steckte dann der Wurm.

    ""Natürlich haben manche ihn ausgeführt. Und in dem Sinn war er effektiv. Gleichzeitig ist nichts daran brillant oder besonders innovativ. Er ist einer von vielen."

    Und ein anderer von den vielen ist dem Mydoom dann auch selbst zum Schicksal geworden. Der Wurm Deadhat drang durch die von Mydoom geöffnete Backdoor in infizierte Rechner ein, löschte Mydoom und setzte sich an seine Stelle. Computerwürmer waren im Jahr 2004 so zahlreich geworden, dass sie sich gegenseitig bekriegten.