"Das ist das gleiche Geschäftsprinzip, das auch die Mafia verfolgt. Sobald du erfolgreich bist, steht dein Provider vor der Tür und sagt: Es wäre doch schade, wenn etwas Dummes mit deinem Internet-Zugang passieren würde."
Der Euroabgeordnete Christian Engström malt sich ein Internet aus, in dem die Telekommunikationskonzerne tun und lassen können, was sie wollen, ein Internet ohne Netzneutralität. Auch andere Europa-Politiker schreckt dieses Szenario. Und deswegen gab’s diese Woche in Brüssel Streit wegen einer Richtlinie über den gemeinsamen Telekommunikationsmarkt. Im Zentrum der Auseinandersetzung stand dabei eben die Netzneutralität, ein Prinzip, das nicht eindeutig definiert ist. Und unter dem deshalb auch sehr Unterschiedliches verstanden wird. Achim Killer gibt einen Überblick über diesen schillernden Begriff und den Streit darüber.
Der aktuell bekannteste Vorkämpfer für die Netzneutralität heißt Johannes Scheller und studiert Physik in Tübingen. 77.000 Unterschriften hat er gegen die Drossel-Pläne der Telekom gesammelt. Und als er im Petitionsausschuss des Bundestages sein Anliegen vorträgt, erläutert er den Abgeordneten, was mit Netzneutralität eigentlich gemeint ist.
"Das ist ein grundlegendes Prinzip des freien und offenen Internet und bedeutet, dass alle Daten gleich behandelt werden von den Providern, dass also keine Daten irgendwie verlangsamt oder beschleunigt werden aus welchem Grund auch immer."
Und gegen diesen Grundsatz verstößt die Telekom nach Schellers Ansicht, weil sie Viel-Surfer zwar ausbremsen, aber ihr eigenes Internet-Fernsehen Entertain von der Drossel ausnehmen möchte. Ansonsten bremsen Provider noch gerne File-Sharer, weil die großen Datenmengen das Netz belasten – über Gebühr, wie die Unternehmen meinen. Und auch ein Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität ist, wenn ein Mobilfunk-Anbieter Voice-over-IP-Telefonate unterbindet, weil er lieber für Gesprächsminuten kassiert.
Gerne würden Telekommunikationsunternehmen auch von zahlungskräftigen Internetkonzernen wie Google oder Facebook Geld nehmen und im Gegenzug deren Daten bevorzugt übermitteln. Darum geht es in der aktuellen Auseinandersetzung. Die Telekommunikationskonzerne wollen sich zusätzliche Einnahmequellen erschließen, sonst könnten sie das Netz nicht ausbauen – sagen sie. Christian Engström, den schwedischen Piraten im Europa-Parlament, beeindrucken sie damit nicht:
"Die Telecoms jammern furchtbar. Natürlich müssen sie die Netze ausbauen. Aber die Technik wird immer billiger. Und nachdem die Glasfasern verlegt sind, lässt sich die Leistungsfähigkeit einfach dadurch erhöhen, dass man bessere Geräte an beiden Enden anstöpselt."
Managed oder specialized Services nennen sich die Angebote, die Telekommunikationsunternehmen ihrer Kundschaft gerne im großen Stil unterbreiten möchten. Solche Dienstleistungen werden mit einer definierten Qualität, will sagen: einer bestimmten zugesicherten Übertragungsgeschwindigkeit, offeriert. Hört sich an, als brauche das den gemeinen Surfer nicht zu jucken. Er ist ja bloß im gewöhnlichen Internet unterwegs. Und was sein Provider sonst noch auf den Leitungen betreibt, interessiert ihn zunächst nicht. Specialized Service klingt auch überhaupt nicht nach World Wide Web. Was aber, wenn’s eng wird im Netz? Das fragt sich etwa Cara Schwarz-Schilling von der Bundesnetzagentur:
"Eine Frage, mit der wir uns beschäftigen im Hinblick auf Qualität von Internetzugängen ist, ob sie dadurch verschlechtert werden, dass die Internetanbieter auch solche specialized Services anbieten. Also da hat man halt so ne dicke Pipe, und wenn ein Teil der Pipe halt mit specialized Services zugeknallt wird, dann bleibt fürs Internet weniger übrig. Und das wäre dann ein Problem."
Also Provider, die ihr Netz mit specialized Services quasi "zuknallen", die würden den Endkunden zwar einen exquisiten Zugriff auf diese specialized Services bieten, aber einen schlechten aufs herkömmliche, egalitäre Internet. Dafür wiederum könnten sie den Internetzugang für Endkunden billiger anbieten als die Konkurrenz. Sie würden ja mit ihren Kapazitäten noch anderweitig Geld verdienen. Teure gute würden dann gegen billige schlechte Provider konkurrieren. Das könnte man dem Markt überlassen. Und etliche Teilnehmer an der Diskussion über Netzneutralität finden auch, das sei sinnig.
"Letztendlich kommt das Geld immer von den Endkunden. Die Frage ist nur, welchen Weg es nimmt."
Und vor allem entscheidet der Weg, den das Geld des Konsumenten nimmt, darüber, was für ein Internet er dafür bekommt.
Der Euroabgeordnete Christian Engström malt sich ein Internet aus, in dem die Telekommunikationskonzerne tun und lassen können, was sie wollen, ein Internet ohne Netzneutralität. Auch andere Europa-Politiker schreckt dieses Szenario. Und deswegen gab’s diese Woche in Brüssel Streit wegen einer Richtlinie über den gemeinsamen Telekommunikationsmarkt. Im Zentrum der Auseinandersetzung stand dabei eben die Netzneutralität, ein Prinzip, das nicht eindeutig definiert ist. Und unter dem deshalb auch sehr Unterschiedliches verstanden wird. Achim Killer gibt einen Überblick über diesen schillernden Begriff und den Streit darüber.
Der aktuell bekannteste Vorkämpfer für die Netzneutralität heißt Johannes Scheller und studiert Physik in Tübingen. 77.000 Unterschriften hat er gegen die Drossel-Pläne der Telekom gesammelt. Und als er im Petitionsausschuss des Bundestages sein Anliegen vorträgt, erläutert er den Abgeordneten, was mit Netzneutralität eigentlich gemeint ist.
"Das ist ein grundlegendes Prinzip des freien und offenen Internet und bedeutet, dass alle Daten gleich behandelt werden von den Providern, dass also keine Daten irgendwie verlangsamt oder beschleunigt werden aus welchem Grund auch immer."
Und gegen diesen Grundsatz verstößt die Telekom nach Schellers Ansicht, weil sie Viel-Surfer zwar ausbremsen, aber ihr eigenes Internet-Fernsehen Entertain von der Drossel ausnehmen möchte. Ansonsten bremsen Provider noch gerne File-Sharer, weil die großen Datenmengen das Netz belasten – über Gebühr, wie die Unternehmen meinen. Und auch ein Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität ist, wenn ein Mobilfunk-Anbieter Voice-over-IP-Telefonate unterbindet, weil er lieber für Gesprächsminuten kassiert.
Gerne würden Telekommunikationsunternehmen auch von zahlungskräftigen Internetkonzernen wie Google oder Facebook Geld nehmen und im Gegenzug deren Daten bevorzugt übermitteln. Darum geht es in der aktuellen Auseinandersetzung. Die Telekommunikationskonzerne wollen sich zusätzliche Einnahmequellen erschließen, sonst könnten sie das Netz nicht ausbauen – sagen sie. Christian Engström, den schwedischen Piraten im Europa-Parlament, beeindrucken sie damit nicht:
"Die Telecoms jammern furchtbar. Natürlich müssen sie die Netze ausbauen. Aber die Technik wird immer billiger. Und nachdem die Glasfasern verlegt sind, lässt sich die Leistungsfähigkeit einfach dadurch erhöhen, dass man bessere Geräte an beiden Enden anstöpselt."
Managed oder specialized Services nennen sich die Angebote, die Telekommunikationsunternehmen ihrer Kundschaft gerne im großen Stil unterbreiten möchten. Solche Dienstleistungen werden mit einer definierten Qualität, will sagen: einer bestimmten zugesicherten Übertragungsgeschwindigkeit, offeriert. Hört sich an, als brauche das den gemeinen Surfer nicht zu jucken. Er ist ja bloß im gewöhnlichen Internet unterwegs. Und was sein Provider sonst noch auf den Leitungen betreibt, interessiert ihn zunächst nicht. Specialized Service klingt auch überhaupt nicht nach World Wide Web. Was aber, wenn’s eng wird im Netz? Das fragt sich etwa Cara Schwarz-Schilling von der Bundesnetzagentur:
"Eine Frage, mit der wir uns beschäftigen im Hinblick auf Qualität von Internetzugängen ist, ob sie dadurch verschlechtert werden, dass die Internetanbieter auch solche specialized Services anbieten. Also da hat man halt so ne dicke Pipe, und wenn ein Teil der Pipe halt mit specialized Services zugeknallt wird, dann bleibt fürs Internet weniger übrig. Und das wäre dann ein Problem."
Also Provider, die ihr Netz mit specialized Services quasi "zuknallen", die würden den Endkunden zwar einen exquisiten Zugriff auf diese specialized Services bieten, aber einen schlechten aufs herkömmliche, egalitäre Internet. Dafür wiederum könnten sie den Internetzugang für Endkunden billiger anbieten als die Konkurrenz. Sie würden ja mit ihren Kapazitäten noch anderweitig Geld verdienen. Teure gute würden dann gegen billige schlechte Provider konkurrieren. Das könnte man dem Markt überlassen. Und etliche Teilnehmer an der Diskussion über Netzneutralität finden auch, das sei sinnig.
"Letztendlich kommt das Geld immer von den Endkunden. Die Frage ist nur, welchen Weg es nimmt."
Und vor allem entscheidet der Weg, den das Geld des Konsumenten nimmt, darüber, was für ein Internet er dafür bekommt.