Der Preisträger dieser negativ-Auszeichnung in diesem Jahr heißt Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Und er bekommt ihn für eine - so wörtlich - "rücksichtlose Blockade einer umweltfreundlicheren Agrarreform", sagt Olaf Tschimpke, der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Joachim Rukwied ist nicht nur der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sondern auch des europäischen. Und ein Großteil der Agrarpolitik wird bekanntlich in Brüssel gemacht:
"Die Bürger spüren immer mehr, dass es im landwirtschaftlichen Sektor so nicht weitergehen kann. Die Umweltprobleme werden immer größer, die Naturschutzprobleme werden größer. Und der Bauernverbandspräsident blockiert an jeder Stelle und wir stellen keine Fortschritte fest."
Joachim Rukwied - der Name stehe für eine verfehlte Agrarpolitik
Die damit verbundenen Kritikpunkte des Naturschutzbundes sind Vielfältig: Es geht beispielsweise um die erneute Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyophosat, es geht um die teils bedenklich hohen Nitratgehalte im Grundwasser, es geht um ein inzwischen von Forschern nachgewiesenes Insektensterben, global wie auch national. Das alles seien Folgen einer verfehlten Agrarpolitik, für die der Name Joachim Rukwied stehe - so zumindest die Einschätzung des Naturschutzbundes. Und es sei nicht einmal so, dass der Deutsche Bauernverbandspräsident generell die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt leugne. Aber zum System Rukwied gehöre es dann, zugleich mit dem Finger auf andere zu zeigen, den Verkehrsbereich beispielsweise, um am Ende nichts zu tun, keine Änderungen im Agrarbereich zuzulassen. NABU-Präsident Olaf Tschimpke:
"Dabei hat der Agrarbereich eine zentrale Funktion: Hier ist es so, dass durch die industrielle und intensive Landwirtschaft immer mehr Kleinstrukturen, wie etwa Biotope, ausgeräumt werden. Flächenhaft werden Totalherbizide wie Glyphosat eingesetzt. Und damit besteht einfach keine Nahrungsgrundlage für Insekten mehr. Für solche, die etwa auf Blüten angewiesen sind. Und somit gibt es dann auch keine Nahrungsgrundlage für Vögel oder Fledermäuse mehr"
Noch keine Reaktion des Deutschen Bauernverbandes
Im Moment liegt noch keine Reaktion des Deutschen Bauernverbandes auf diese Negativ-Auszeichnung vor. Was wohl aber auch mit der nachweihnachtlichen Ruhe hier im Berliner Regierungsviertel zusammenhängt, da sind nicht alle Pressestellen ständig besetzt.
Deswegen nun ein Archivton des Preisträgers vom diesjährigen Bauerntag im Juni in Berlin. Joachim Rukwied reagierte auf Vorwürfe des Umweltbundesamtes, wonach die Nitratbelastung im Grundwasser bedenkliche Werte erreicht habe.
"Umweltbundesamt! Unseriöse Herangehensweise! Beim Thema Nitrat muss man den Nitratgehalt im Wasser messen und nicht als Basis den Nitratgehalt bis zu 1,50 Meter im Boden. Das ist Bauern-Bashing pur! Das ist nicht akzeptabel, das sage ich in aller Deutlichkeit"
NABU: "Jedes Jahr gehen rund 9.000 Höfe in Deutschland verloren"
Und genau solche Äußerungen werden vom Naturschutzbund kritisiert. Der Nabu zweifelt inzwischen auch an, dass der Bauernverbandspräsident damit die deutschen Landwirte gut vertrete. NABU-Chef Tschimpke:
"Wir haben ja nach wie vor ein drastisches Höfe-Sterben. Jedes Jahr gehen rund 9.000 Höfe in Deutschland verloren. Das zeigt: Dieses System funktioniert nicht. Es muss tatsächlich eine echte Umsteuerung geben - und das blockiert auch Herr Rukwied. Ich glaube, dass er deswegen nicht der Vertreter der Bauern ist."
Die Diskrepanzen zwischen dem Bauernverband und der größten deutschen Naturschutzorganisation sind deutlich herauszuhören. Mit der Negativ-Auszeichnung ist stets auch ein Gesprächsangebot verbunden. Man darf gespannt sein, ob Joachim Rukwied darauf eingeht, ob er den "Dinosaurier des Jahres" persönlich entgegennimmt - oder ob er ihn sich lediglich per Post zustellen lässt.