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Nach Angriff auf Mariupol
Ukraine will EU und USA mehr einbeziehen

Die Ost-Ukraine ist von dem Angriff auf die Stadt Mariupol am Wochenende schwer getroffen. Der ukrainische Außenminister Klimkin möchte nun die EU und die USA in künftige Friedensverhandlungen einbinden, er verspricht sich von dem sogenannten Genfer Format mehr Druck auf Russland.

Von Sabine Adler |
    Der ukrainische Außenminster Pawel Klimkin, sprechend, eine gelb-blaue Fahne im Hintergrund.
    Der ukrainische Außenminster Pawel Klimkin (dpa/picture alliance/Olivier Hoslet)
    Mariupol ist schwer gezeichnet. Rund 70 Häuser wurden zerstört, in den Fassaden von neunstöckigen Wohnhäusern zeugen Löcher von einem bis zwei Metern Durchmesser von den Raketenangriffen. 30 Menschen starben dabei am Samstag, über 100 liegen in Krankenhäusern. Die Stadtverwaltung wies Gerüchte zurück, dass die Menschen aus dem betroffenen Ortsteil Wostotschni fliehen.
    Vertreter des UN-Flüchtlingswerkes verteilen dicke Folien, damit die Fenster notdürftig repariert werden können. Die Einwohner sind verbittert. Dieser rund 40-jährige Mann sagte dem unabhängigen ukrainischen Fernsehsender Bürger TV:
    "Sagen Sie Putin dass er eine Leiche sein wird. Putin du wirst eine Leiche sein. Die Kiewer Regierung will sich nicht mit den Separatisten an einen Tisch setzen, jetzt wird sie mit Toten erpresst. Mit wem soll sie verhandeln, mit Mördern?"
    Der ukrainische Außenminister Klimkin möchte die Europäische Union und die USA in künftige Friedensverhandlungen an den Tisch holen, er verspricht sich von dem sogenannten Genfer Format mehr Druck auf Russland. Dessen Außenminister Sergej Lawrow hat heute erneut die Regierung in Kiew für die Verschärfung der Kämpfe verantwortlich gemacht. Zuvor sagte er gegenüber US-Außenminister John Kerry: Hätte Kiew Präsident Putins Vorschlag über den Abzug der schweren Waffen angenommen, wären die Tragödien von Donezk und Mariupol nicht geschehen.
    Die OSZE erklärte, dass die "Grad"- und "Uragan"-Raketen aus östlicher Richtung abgefeuert worden sind, nicht weit von Nowoasowsk nahe der russischen Grenze, das die Separatisten vor Monaten eingenommen haben.
    Für Kiew ist die Mitschuld Russlands erwiesen
    Mit Kerzen haben die Kiewer das Wort Mariupol auf den Maidan geschrieben, um den Menschen der Hafenstadt ihr Mitgefühl zu zeigen. Eine Kiewerin erzählt, sie spreche ihr Leben lang als Ukrainerin Russisch, Moskaus Schutz benötige sie nicht:
    "Das sind doch irgendwelche vorgeschobenen Gründe, warum russisches Militär hier angeblich etwas schützen muss. Hier handelt es sich um eine Aggression, um Ambitionen der russischen Führung, um das ukrainische Volk dafür zu bestrafen, dass es frei sein möchte und leben, wie es leben möchte und nicht wie es Herrn Putin gefallen würde."
    Der Donezker Separatistenführer Sachatschenko hat am Samstag vor seinen Anhängern von der Offensive auf Mariupol gesprochen. Später bestritten die Separatisten den Angriff.
    "Heute haben wir die Offensive auf Mariupol begonnen."
    Für Kiew ist die Mitschuld Russlands erwiesen. Abgehörte Gespräche und Truppenbewegungen, dazu Russlands Veto bei der Verurteilung des Anschlages auf Mariupol am Samstag im Weltsicherheitsrat sprächen dafür. Der UN-Sicherheitsrat hat heute ein zweites Mal die Raketenangriffe auf Mariupol auf der Tagesordnung.
    Amateurfilmer haben Aufnahmen ins Internet gestellt, auf denen Panzer und schwere Technik zu sehen sind, die derzeit angeblich von dem westrussischen Brjansk aus auf das Lugansker Gebiet zurollen. Befürchtet wird in der Ukraine, dass die prorussischen Rebellen den Landweg von der russischen Grenze bis zur Krim versuchen einzunehmen.