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Nach Anschlägen in Sri Lanka
Opferzahl steigt, Angehörige warten

Nach der Anschlagsserie in Sri Lanka läuft die Fahndung nach den Tätern. Die Regierung macht inzwischen eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Attacken verantwortlich. Derweil warten am General Hospital in der Hauptstadt Colombo viele Angehörige vergeblich auf Nachricht.

Von Bernd Musch-Borowska |
Über 500 Menschen wurden verletzt
Die Zahl der Toten ist inzwischen auf fast 300 gestiegen (NurPhoto/Tharaka Basnayaka)
Vor den Toren des staatlichen Krankenhauses in Colombo warten Dutzende Familien auf Informationen über ihre Angehörigen.
Über 500 Menschen wurden gestern verletzt, bei einer Serie von Sprengstoffanschlägen auf Kirchen und Luxushotels. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf fast 300 gestiegen.
Doch am General Hospital in der Hauptstadt von Sri Lanka warten die meisten Angehörigen vergeblich auf Nachricht.
Kiruba, ein junger Mann aus Colombo, vermisst seit den Anschlägen seine Frau:
"Sie ging gegen 8.20 Uhr zur Kirche und ist bis jetzt nicht zurückgekommen. Wir haben sie dort überall gesucht, aber sie war nicht da. Dann sind wir hier zum Krankenhaus gekommen, aber hier ist sie auch nicht."
Verbindungen zum internationalen Terrorismus?
Ähnlich geht es Rameshwar. Sie vermisst ihre Tochter. Auch sie war am Ostersonntag zur Messe gegangen, als sich ein Selbstmordattentäter inmitten der Gläubigen in der Kirche in die Luft sprengte.
"Sie ging gestern zur Kirche. Wir haben sie versucht anzurufen, als wir von den Explosionen hörten. Aber wir haben den ganzen Tag und auch die ganze Nacht über nichts von ihr gehört. Deswegen sind wir jetzt hier am Krankenhaus. Vielleicht erfahren wir hier etwas."
Die Regierung von Sri Lankas macht inzwischen eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich. Man sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama'ath die Selbstmordattentate verübt habe, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne heute in Colombo.
Trotzdem werde man im Ausland um Unterstützung bitten, um herauszufinden, ob die Angreifer Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten, so Premierminister Ranil Wickremesinghe gestern Abend in einer Fernsehansprache.
Der Regierungschef räumte ein, dass dem Geheimdienst des Landes Hinweise auf einen möglichen Anschlag vorgelegen hätten. Es werde nun untersucht, warum keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen worden seien.
Insgesamt gab es gestern in Colombo und außerhalb der Hauptstadt von Sri Lanka mindestens acht Explosionen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels.
Aufforderung an Reisende
Die ersten sechs Sprengsätze explodierten nahezu zeitgleich am Morgen. Später gab es noch zwei weitere Explosionen, als die Polizei bereits nach Verdächtigen fahndete und diese sich auf ihrer Flucht in einem kleinen Hotel und einem Wohnhaus in die Luft sprengten. Dabei wurden auch mehrere Sicherheitskräfte getötet.
Ranjith Wijesinghe hat dabei einen Angehörigen verloren, der bei der Polizei war: "Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Er ist den ganzen Tag nicht mehr ans Telefon gegangen. Und dann am Abend kamen Polizisten zu uns und sagten, er sei getötet worden."
Die Lage in Colombo ist heute weitgehend ruhig. Jedoch hat das Auswärtige Amt kurz nach den Attacken seine Reisehinweise aktualisierte und Reisende aufgefordert, die Anschlagsorte weiträumig zu meiden sowie engen Kontakt zu Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu halten. Noch scheint nicht klar, ob die Anschlagsserie vom Ostersonntag beendet ist.
Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet. Angehörige können sich auch unter der Rufnummer 030-50000 melden.