Archiv

Nach Anschlag in Christchurch
Mehr Schutz für Moscheen in Deutschland gefordert

Nach dem islamfeindlichen Anschlag in Neuseeland mit 50 Toten haben auch Muslime in Deutschland Sorge, in die Moschee zu gehen. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime, fordert einen bessern Schutz für die Gläubigen - beispielsweise durch Polizeistreifen. Muslimische Gemeinden seien nicht mehr sicher.

Von Christoph Schäfer |
Gläubige beim Freitagsgebet in der Ditib-Merkez-Moschee in Duisburg.
Gläubige beim Freitagsgebet in der Ditib-Merkez-Moschee in Duisburg. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslim, fordert einen besseren Schutz für die Gläubigen. (dpa / picture-alliance)
Besorgte Rückmeldungen aus den Gemeinden erhalte er, so Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime gestern in Berlin:
"Es ist nicht nur eine allgemeine Sorge, sondern teilweise richtige Angst. Viele Eltern berichten mir, dass sie Angst haben, ihre Kinder in die Moschee zu bringen."
Es handele sich um Folgen des islamfeindlichen Terroranschlags auf zwei Moscheen in Neuseeland am vergangenen Freitag. Bei diesem kamen 50 Menschen muslimischen Glaubens ums Leben.
Mazyek fordert besseren Schutz auch für Gemeinden in Deutschland. Er wünscht sich, dass Sicherheitsbehörden ihre bisherigen Konzepte und Einschätzungen überprüfen und der Schutz für muslimische Gemeinden verbessert wird.
"Entweder mit Streifen oder mit einem Polizeiauto. Oder was auch immer. Vielleicht auch Beamte, die zumindest zu Stoßzeiten - Freitagsgebet und so weiter – Präsenz zeigen. Dass damit real Sicherheit geschaffen wird, gefühlt für die Gemeinde, die das Gefühl hat, hier steht der Staat und die Gesellschaft für sie ein. Und: als Abschreckung gegenüber mutmaßlichen Tätern fungieren kann."
Bedarf nach mehr als temporärem Objektschutz
Und damit braucht es laut Mazyek mehr als temporären Objektschutz. Derzeit werde keine Moschee dauerhaft polizeilich geschützt. Zuständig für die Sicherheit sind jeweils die Bundesländer, mit deren Behörden der Zentralrat nun Gespräche führen will. Weitere – konkrete – Angaben zur Art des Schutzes macht er nicht.
Zudem glaubt der Vorsitzende des Zentralrates für Muslime, dass muslimische Gemeinden hierzulande – und in weiteren Ländern in der Welt - nicht sicher seien. Dafür sieht er folgende Gründe.
"Das hat was mit der Verharmlosung dieses Themas zu tun. Das hat etwas damit zu tun, dass wir seit Jahren einen Diskurs erleben, wo die Trennschärfe zwischen Religion und Extremismus nicht eingehalten wird. Wo die Hemmschwellen sinken auch feindliche Dinge, zum Beispiel im Internet, anonym zu verschicken. Die Verrohung dieser Sprache und so weiter. All das zusammen führt zur Zunahme von Islamfeindlichkeit."
Hakenkreuze mit Farbe übertüncht
Seit 2017 erfasst das Bundeskriminalamt islamfeindliche Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2017 waren es 1.075 Übergriffe. In 239 Delikten war das Angriffsziel eine Moschee.
Das geht aus einem Bericht zu politisch motivierter Kriminalität hervor, den das Bundesinnenministerium im Mai 2018 veröffentlicht hat. Nach eigenen Angaben liegen dem Ministerium noch keine Fallzahlen für das Jahr 2018 vor.
Manche Übergriffe auf Moscheen seien aber auch gar nicht gemeldet worden. Mazyek:
"In der Vergangenheit zum Beispiel, Schmierereien auf ihre Moscheen, Hakenkreuz-Schmierereien, einfach übertüncht haben mit der Farbe. So nach dem Motto: Einmal ist keinmal. Und das war natürlich für uns entsetzlich, weil wir dann auch gemerkt haben, dass man tatsächlich nachgedacht hat, über das Schweigen weg zu kommen."
Damit dürfte es nicht nur um Maßnahmen der Sicherheitsbehörden gehen, sondern auch um ein Bewusstsein einzelner Gemeinden auf die Frage: wie mit islamfeindlichen Übergriffen umgehen.