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Nach australischen Buschbränden
Corona-Restriktionen verhindern Hilfe für Tiere und Pflanzen

Im vergangenen Südsommer verbrannte in Australien eine Fläche mehr als halb so groß wie Deutschland. Hunderte Millionen Tiere kamen zu Tode. Kurz nach den Feuern begann die Corona-Pandemie und verhinderte dringend benötigte Feldforschung, um die überlebenden Tiere vor Räubern zu schützen.

Von Monika Seynsche |
 Rauch und Feuer der Buschbrände bei Tonimbuk im Februar 2020
In Australien loderten in der vergangenen Feuersaison ungewöhnlich viele Brände (imago stock&people)
Chris Dickman war kurz nach dem Ende der Feuersaison in den Wäldern der Blue Mountains im Hinterland von Sydney unterwegs:
"Früher hörte man hier überall Vogelgezwitscher und Geraschel. Man lief durch dichte Vegetation und sah jede Menge Nasenbeutler und Kängurus wegspringen. Jetzt ist da nichts mehr. Nur Stille."
Fast 200.000 Quadratkilometer Land verbrannten in der vergangenen Feuersaison. Von den Australiern wird sie seitdem der "Schwarze Sommer" genannt. Chris Dickman arbeitet als Säugetierforscher an der Universität von Sydney. Direkt nach den Bränden machten Forschende erste Bestandsaufnahmen.
Die Koala-Bestände sind eingebrochen
"Bei einer dieser Studien, die im nördlichen New South Wales stattfand, kam heraus, dass über 90 Prozent der Tiere, die man dort erwartet hatte, verschwunden waren. Eine andere Untersuchung zeigte, dass auch die Koala Bestände in dieser Region eingebrochen waren. Allein im Norden von New South Wales starben etwa 6.000 Koalas durch die Flammen."
Wie es heute dort oder irgendwo anders in Australien aussieht, weiß Chris Dickman nicht. Denn kaum waren die letzten Brände gelöscht, begann die Corona-Pandemie und alle australischen Universitäten und Behörden mussten ihre Feldarbeiten einstellen. Das beunruhigt Chris Dickman.
Corona-Restriktionen verhindern Feldforschung
"Wir wissen, das innerhalb kürzester Zeit nach einem Feuer verwilderte Katzen und Füchse in solche Gebiete einwandern. Beide Arten wurden vom Menschen nach Australien eingeschleppt und sind sehr effiziente Jäger. Sie töten alles, was das Feuer überlebt hat und können so die letzten Reste von Populationen vernichten. Die Regierung hat aus der Luft vergiftete Köder abwerfen lassen, aber wir wissen nicht, ob das was gebracht hat, denn wir konnten nicht rausfahren und nachschauen."
Chris Dickman hätte gern Schutzräume für die einheimischen Tiere aufgebaut: Gehege aus Maschendrahtzaun. Kleine Tiere können durch die Maschen im Zaun schlüpfen und sich so vor den wesentlich größeren Katzen und Füchsen in Sicherheit bringen. Nach früheren Feuern haben solche Strukturen sehr vielen Tieren das Leben gerettet. Chris Dickman hofft, dass einer seiner Doktoranden in den nächsten Tagen endlich mit dieser Arbeit beginnen kann:
"Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Wir wissen, das Katzen und Füchse sehr schnell nach einem Feuer auftauchen. Und jetzt sind schon drei, vier Monate vergangen seit den Feuern."
So könnte die Corona-Pandemie die Folgen des Feuers noch verschärft haben.
Das nächste Feuer darf nicht zu schnell kommen
Eine gute Nachricht immerhin gibt es. In vielen verbrannten Regionen hat es nach den Feuern lange und ausgiebig geregnet. Dort erholt sich die Vegetation sehr gut. Und das helfe auch allen Tieren, sollten sie Feuer, Katzen und Füchse überlebt haben, sagt die Feuerökologin Tina Bell von der Universität von Sydney.
"Die Vegetation bietet Nahrung und Lebensräume und liefert so ein wichtiges Puzzleteil für die Rückkehr der Tiere."
Wichtig sei jetzt, dass die Pflanzen Zeit bekommen, um sich vollständig zu erholen.
"Wenn das nächste Feuer in fünf Jahren kommt und einige der Jungpflanzen es noch nicht geschafft haben zu blühen und Samen zu produzieren, dann kommen wir wirklich in Schwierigkeiten. Viele Feuer des Schwarzen Sommers traten in Gebieten auf, die lange nicht gebrannt hatten. Die Vegetation dort war also gut vorbereitet, mit vielen Samen und viel gespeicherter Energie in den unterirdischen – und dadurch vorm Feuer geschützten - Wurzeln."