Es war wieder ein Angriff im Zentrum der Hauptstadt. Dort ist die Führung der Europäischen Militärtrainingsmission EUTM untergebracht. Das Hotel ist komplett für die Europäer frei gemacht worden. Die Zufahrt wird mit zwei Sicherheitskontrollen erschwert. Aber anscheinend kamen die Angreifer zu Fuß und konnten das Feuer auf den Eingangsbereich der Hotels eröffnen. Knapp eine Stunde dauerte das Feuergefecht. Dann war der Angriff zurückgeschlagen. Terrorangriffe in der Hauptstadt – sind das malische Verhältnisse? Bundespräsident Joachim Gauck hatte noch im Februar die Europäische Militärtrainingsmission EUTM in Mali besucht. Gauck lobte die Ausbildungsarbeit. Dann wurde Gauck von Journalisten gefragt, welchen Erfolg dieses Training denn wirklich habe, wenn es doch immer wieder Terroranschläge gebe in Mali:
"Jede Art von militärischer Ertüchtigung wird nie verhindern können, dass es einzelne Anschläge gibt. Wir haben in einer der größten und schönsten Hauptstädte Europas fürchterliche Anschläge gehabt. Man kann nicht sagen, dass die französische Armee schwach wäre. Aber diese terroristischen Anschläge sind überall und zu allen möglichen Zeiten möglich."
Auch die mehr als 3.000 Soldaten der französischen Anti-Terrorismus-Operation Barkhane in der Sahelzone können die Aktionen der Dschihadisten-Gruppen höchstens einschränken. Und die Friedenstruppe der Vereinten Nationen in Mali, die MINUSMA, ist immer wieder Ziel solcher Attacken. Choguel Maiga, Regierungssprecher in Mali, formuliert es so:
"Für diejenigen, die diesen terroristischen Druck ausüben, gelten alle Repräsentanten des Staates als Angriffsziele. Und deren Partner auch. Das ist ja nicht nur die MINUSMA. Es ist die EUTM, es ist die malische Armee, die Bevölkerung – die Angriffe richten gleichermaßen gegen alle diese Ziele."
Und dennoch stellt sich immer wieder die Frage: Wie lässt sich die Anschlagsgefahr vermindern? Der Befehlshaber der MINUSMA, General Hervé Gomart, gibt darauf diese Antwort:
"Wir müssen noch mehr draußen unterwegs sein, noch mobiler, um Ungewissheit für die Terroristen zu schaffen. Sie sollen nicht wissen, wo gerade ein Bataillon ist, wo die Patrouillen sind, wo die Waffen sind. Und wir haben auch die Mittel, das zu tun."
Die gute Nachricht bei dem Anschlagsversuch auf die Europäische Militärtrainingsmission EUTM am Montag war: Die Attacke wurde zurück geschlagen, sie hatte keinen Erfolg. Schnell waren gepanzerte Fahrzeuge der malischen Armee am Ort des Anschlages. Schnell waren die Terroristen vertrieben. Das ist schon ein kleiner Erfolg. Aber alle militärischen Mittel helfen nur begrenzt. Das sagen vor allem die Militärs selbst immer wieder. Quälend langsam nur kommen andere Initiativen voran, die Mali wieder friedlicher machen sollen. Dazu gehört die Regionalisierung. Ein Konzept, dass mehr Entscheidungsgewalt von Zentralregierung in die Regionen Malis bringen soll. Dazu gehören auch Versuche, junge Leute zu deradikalisieren.
In der Region Mopti versucht man das. Mehr als 200 junge Männer habe man kontaktiert, um sie aus radikalen Gruppen herauszulösen. Hama Cissé, ein Ex-Bürgermeister in der Region Mopti und Vertreter einer wichtigen Volksgruppe dort, ist an dieser Deradikalisierungs-Kampagne beteiligt:
"Diese Jungen haben mit verschiedenen Gruppierungen gekämpft. Sie sind Malier, sie haben sich falsch verhalten, wollen jetzt aber umkehren. Fast 200 von ihnen. Wenn wir das nicht hinkriegen, dann werden sie sich weiter radikalisieren. Und sich Gruppen außerhalb von Mali anschließen."
Das klingt richtig. Aber bisher ist nichts darüber bekannt, wie genau die Deradikalisierung in Mopti laufen soll: Bekommen die rückkehrwilligen Kämpfer Straffreiheit? Gibt es materielle Anreize für sie? Und vor allem: Was werden sie in Zukunft tun, womit können sie Geld verdienen? Eventuell, so heißt es, können sie in ein Programm der Vereinten Nationen aufgenommen werden: "Entwaffnung, Demobilisierung und Wieder-Eingliederung" - so heißt dieses Programm, das auf lokaler Ebene durchgeführt werden soll. Erst einmal ohne zeitliche Begrenzung und mit dem Ziel, Ex-Kämpfer wieder zu normalen Mitgliedern der lokalen Gemeinschaften zu machen. Und das ist – wie so vieles in Mali – noch ein sehr langer Weg.