Es ist die zweite Nacht, die die Menschen in der Erdbebenregion unter freiem Himmel verbringen - und in Angst:
"Wir haben immer noch nicht genug Zelte. Und es gibt ständig Nachbeben. Die Menschen können die Nacht nicht in ihren Häusern verbringen", erzählt der Bürgermeister der kleinen Stadt Ghasre Shirin, Faramaz Akbari.
"Das größte Problem haben wir mit Unterkünften. Hätten wir diese Frage gelöst, könnten die Menschen zumindest die Nacht ohne größere Sorgen überwinden. Das Wetter macht es nicht einfacher."
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sitzen viele am Lagerfeuer. Gestern hatten die Behörden noch erklärt: das Krisenmanagement funktioniert. Es gebe überall Wasser, der Stromausfall werde schnell behoben.
Dorfbewohner bergen Verschüttete selbst
Aber die Kritik wird lauter. Es hat viel zu lange gedauert, bis Bergungskräfte eintrafen, beschweren sich Menschen vor allem in abgelegenen Dörfern. Mojtaba Nik Kerdar ist für den Städtebau in der Provinz Kermandschah mit verantwortlich. Er erzählt:
"In den Dörfern haben die Bewohner selbst angepackt. Sie haben einen Großteil der Verschütteten, ob Verletzte oder Tote, selbst geborgen."
Eine schreckliche Arbeit. Schließlich waren es oft ihre Nachbarn, Freunde oder gar Menschen aus der eigenen Familie, die sie aus den Trümmern zogen.
Nachdem man die abgelegenen Dörfer im Sargos-Gebirge erreicht hatte, kam man im Lauf des Tages gut voran. Zahlreiche Hubschrauber waren im Einsatz. Inzwischen sollen die meisten Menschen aus den einfachen Häusern in den Bergen geborgen sein.
"Auch in den Städten sollten nach meinen Informationen die Bergungsarbeiten bis heute Nacht abgeschlossen sein. Danach dürfte es, wenn Gott will, keinen Ort mehr geben, an dem jemand noch verschüttet ist."
Alle wollen helfen
Das Staatsfernsehen zeigt Bilder von Zeltstädten, wie der in Sarpol-e Zahab. Die Stadt ganz in der Nähe des Epizentrums hat es besonders stark getroffen. Ein iranischer Reporter kann das Ausmaß der Zerstörung kaum fassen, als er im Krankenhaus der Stadt steht - oder besser gesagt, indem, was davon übrig ist:
"Das Krankenhaus von Sarpol-e Zahab hat das Erdbeben nicht überstanden. Das ist von dem relativ neuen Gebäude übrig geblieben. Das muss hier die Notaufnahme gewesen sein. Da sehen wir das Ausmaß der Katastrophe, die bewirkt hat, dass das Krankenhaus jetzt so aussieht. Es war das einige Krankenhaus der Stadt. Wenn man noch weiter reingeht sieht man das Ausmaß der Schäden noch besser. Da sind die Decken total zerstört - genauso wie die Wände."
Es wirkt so verlassen, als würde es schon ewig leer stehen. Dabei war vor anderthalb Tagen dort noch ganz normaler Betrieb. Jetzt werden die vielen Verletzten unter freiem Himmel behandelt, in mobilen Krankenstationen, im Krankenhaus in der Provinzhautstadt Kermanschah oder in der Hauptstadt Teheran.
Im ganzen Land sind die Menschen zur Blutspende aufgerufen - und sie kommen. Es gibt lange Schlangen an den Blutspende-Stationen. Alle wollen helfen.