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Nach dem Ende der Steinkohle
RAG-Stiftung behält Mehrheit bei Evonik

Ende des Jahres schließen die letzten beiden Steinkohlezechen. Um die Nachwirkungen, etwa steigendes Grubenwasser, kümmert sich die RAG-Stiftung. Sie wurde mit Geld ausgestattet und hält vor allem Anteile am Chemiekonzern Evonik. Dort will sie auch künftig Mehrheitsaktionär bleiben - anders als angekündigt.

Von Moritz Küpper |
    Armin Laschet (CDU,r), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, geht mit Bernd Tönjes (l), Vorsitzender des Aufsichtsrates de RAG in 1200 Metern Tiefe im Bergwerk durch einen Gang. Auf der Steinkohlenzeche Prosper Haniel in Bottrop besuchte er am Montag den letzten Abbaubetrieb in 1200 Metern Tiefe.
    Armin Laschet (CDU,r), Ministerpräsident von NRW mit Bernd Tönjes (l), Vorsitzender RAG-Stiftung im Bergwerk der Zeche Prosper Haniel in Bottrop im September 2018. (dpa/picture-alliance/Federico Gambarini/)
    Nein, ein Misstrauensbeweis sei der erstmalige Verkauf von Evonik-Anteilen nicht gewesen, stellt Bernd Tönjes, Vorsitzender der RAG-Stiftung, klar: "Evonik ist nach wie vor die tragende Säule des Vermögens der RAG-Stiftung."
    Bei insgesamt rund 18 Milliarden Euro Stiftungsvermögen liegt der Evonik-Anteil bei etwa 10 Milliarden, so Tönjes. Damit ist man Mehrheitsaktionär: "Wir hatten vor der Transaktion einen Anteil von rund 68 Prozent und haben den jetzt auf rund 64 Prozent reduziert."
    RAG-Stiftung will Mehrheitsaktionär bei Evonik bleiben
    Ursprünglich hatte die im Jahr 2007 gegründete Stiftung angekündigt, dass sie langfristig nur noch 25 Prozent der Evonik-Anteile halten wolle. Der langjährige Stiftungschef Werner Müller, dem Tönjes im Mai aufgrund einer Erkrankung Müllers kurzfristig nachfolgte, hatte lange auf den Verkauf verzichtet, auch weil der Aktienkurs zwischenzeitlich unter dem Ausgabepreis beim Börsengang lag. Doch trotz des nun erfolgten Verkaufes, ist für Tönjes klar:
    "Wir haben aber auf jeden Fall die Absicht auf absehbare Zeit hier Mehrheitsaktionär bei der Evonik zu bleiben. Wir trauen dem neuen Vorstandsteam, auch der neuen Strategie. Wir sehen erste Erfolge, die sich einstellen. Das ist alles sehr zufriedenstellend und wir setzen bei der Evonik auf profitables Wachstum und gehen davon aus, dass wir das in den nächsten Jahren auch erleben werden."
    Der Grund für den Anteils-Verkauf sei gewesen, Liquidität für die Stiftung zu generieren:
    "Damit können wir beispielsweise den Rückkauf einer älteren Umtausch-Anleihe realisieren oder unsere weitere Diversifizierungsstrategie fortsetzen. Dafür braucht man entsprechend Ressourcen und Geld."
    Denn im Portfolio der Stiftung befindet sich neben dem großen Part Evonik, auch noch 30 Prozent des Wohnungsbauunternehmens Vivawest. Dieses Klumpenrisiko will Tönjes minimieren, hat dafür einen Beteiligungsbereich aufgebaut, mit dem die Stiftung vor allem mittelständische Unternehmen aufkauft:
    "Wir erleben dort zur Zeit eine hohe Akzeptanz. Auch in den Fällen, wo beispielsweise eine mittelständische Firma keine direkte Nachfolgelösung gefunden hat. Da treten wir dann gerne in die Bresche, weil wir ja auch eine Fortführungsstrategie anbieten können, die vielen Unternehmern dann auch sehr sympathisch ist. Jedenfalls im Gegensatz zu einem Verkauf oder zu einer Unternehmensauflösung. Das Modell läuft sehr erfolgreich und das beabsichtigen wir auch in den nächsten Jahren weiter auszubauen."
    "Ewigkeitskosten" könnten höher ausfallen als bislang angenommen
    Denn: Sichere Einnahmen werden benötigt. Von gut 220 Millionen Euro pro Jahr für die sogenannten Ewigkeitskosten war man bisher ausgegangen, …
    "… jetzt sind die Preise natürlich auch gestiegen. Die Zahlen werden etwas höher ausfallen. Die Genehmigungsverfahren bei den Wasserhaltungsmaßnahmen sind etwas im zeitlichen Verzug, so dass aktuell nochmal überlegt wird, welche Größen damit auch auf die RAG-Stiftung zukommen werden."
    Bei rund 450 Millionen Euro Einnahmen aktuell ist sich Tönjes jedoch sicher, dass das Stiftungsmodell ab dem nächsten Jahr funktioniert: "Die Einnahmen werden die Ausgaben bei Weitem übersteigen." Regelmäßige Anteilsverkäufe zur Kostendeckung schließt er jedenfalls aus.