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Nach dem G7-Gipfel
Enttäuschtes Europa, begeisterter Trump

Nach dem G7-Gipfel hat Bundeskanzlerin Merkel die Europäer dazu aufgerufen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - das sei eine Konsequenz aus den letzen Tagen. Auch Italiens Regierungschef ist tief enttäuscht vom Treffen auf Sizilien. Ganz anders bewertet hingegen US-Präsident Trump seinen Besuch der alten Welt.

    US-Präsident Donald Trump steht vor Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 27.05.2017 beim Familienfoto der G7 Staaten mit den Outreach-Partnern in Taormina auf Sizilien (Italien).
    US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzelerin Angela Merkel beim G7-Gipfel in Sizilien. (dpa / picture alliance / Michael Kappeler)
    Angesichts der schweren Krise des G7-Bündnisses und tiefgreifender Differenzen mit den USA hat Bundeskanzlerin Merkel den Zusammenhalt Europas beschworen. "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt", sagte die CDU-Chefin bei einem gemeinsamen Bierzelt-Auftritt mit CSU-Chef Seehofer in München.
    Ihre Schlussfolgerung: "Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen." Natürlich tue man dies in Freundschaft zu den USA und Großbritannien und in guter Nachbarschaft, "wo immer das geht, auch mit Russland, auch mit anderen Ländern", betonte Merkel. "Aber wir müssen wissen: Wir müssen selber für unsere Zukunft kämpfen, als Europäer, für unser Schicksal."
    Ähnlich äußerte sich am Abend auch SPD-Kanzlerkandidat Schulz. Er forderte eine stärkere Kooperation der europäischen Staaten auf allen Ebenen. Dies sei die Antwort auf Präsident Trump, sagte Schulz im ARD-Fernsehen. Der SPD-Vorsitzende forderte zudem eine klare Haltung gegenüber der US-Regierung.
    "Sehr unzufriedenstellend"
    US-Präsident Trump hatte die Gruppe der sieben großen Industrienationen mit seinem Konfrontationskurs auf dem G7-Gipfel in eine schwere Krise gestürzt. Allein in der Handelspolitik näherten sich die Staats- und Regierungschefs an. Massive Differenzen gab es beim Umgang mit Flüchtlingen und beim Thema Klimaschutz. "Sehr unzufriedenstellend" sei die gesamte Diskussion, bilanzierte Merkel.
    Als aktueller G7-Präsident zog auch Italiens Regierungschef Gentiloni ein ernüchterndes Fazit der zwei Tage auf Sizilien: Die Differenzen mit den USA seien "in unseren Diskussionen sehr klar geworden". Trump sei die Wahl des amerikanischen Volkes und mit dieser werde man nun umgehen. "Amerika ist und bleibt unser wichtigster Verbündeter." Es werde aber ein sehr schweres Miteinander.
    Paolo Gentiloni verlässt ein Gebäude und hebt die Hand zum Winken.
    Italiens Premier Paolo Gentiloni ist aktueller G7-Präsident (picture alliance /dpa / Angelo Carconi)
    Trump spricht von erfolgreicher Reise
    Ganz anders bewertet hingegen US-Präsident Trump selbst seinen Besuch in Europa. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter spricht er von einem "großen Erfolg". Die Reise sei "harte Arbeit" gewesen, habe aber "große Resultate" gebracht.
    Die Einschätzung teilen viele in den USA. Unser Korrespondent Thilo Kößler beschreibt die Reaktionen auf Trumps Reise.
    (tzi/rm/mw)