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Nach dem Putschversuch
Türkei will Hakan Sükür verhaften

Die Repressionen nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei treffen einen prominenten Menschen: Hakan Sükür, ein erfolgreicher Fußballer der 00er-Jahre, sympathisiert mit der Gülenbewegung - nun ist sein Vermögen beschlagnahmt und eine Verhaftung angeordnet worden.

    Hakan S
    Hakan S (imago sportfotodienst)
    Dem früheren türkischen Nationalspieler werde vorgeworfen, Gülen-Anhänger und damit Mitglied einer "Terrororganisation" zu sein, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Gericht habe am Freitag verfügt, allen Besitz von Hakan Sükür und dessen Vater Selmet Sükür zu beschlagnahmen. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, der Wert werde auf umgerechnet rund 60 Millionen Euro geschätzt.
    Die offizielle Suche nach dem 44-Jährigen, der zurzeit in den USA lebt, unterstreicht die rigorose Linie von Staatschef Recep Tayyip Erdogan gegen Kritiker seiner Politik selbst im Lager des Sports. Erst vor wenigen Tagen waren beim nationalen Fußball-Verband TFF im Zuge von Erdogans angeblicher "Säuberung" rund 100 Funktionäre und Schiedsrichter geschasst worden.
    Sükürs Vater bereits festgenommen
    DHA berichtete weiter, mit einer sogenannten Roten Notiz bei Interpol solle bald auch international nach Hakan Sükür gefahndet werden. Vater Sükür sei am Freitag im nordwesttürkischen Sakarya festgenommen worden, wo die Familie herstammt. Auch er war im Zusammenhang mit dem Putschversuch zur Fahndung ausgeschrieben worden. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Sükür hat sich in der Vergangenheit offen zu seiner Gülen-Sympathie bekannt.
    Erdogan und Gülen waren enge Verbündete, bis sie sich 2013 überwarfen. Hakan Sükür saß damals für Erdogans AKP im Parlament in Ankara. Ende 2013 trat Sükür in Folge des Zerwürfnisses zwischen Gülen und Erdogan aus der islamisch-konservativen Partei aus. Der Ex-Fußballprofi erklärte zu diesem Anlass, die Gülen-Anhänger, die die Regierung unerschütterlich unterstützt hätten, nun als Feinde zu betrachten, sei "nichts als Undankbarkeit". Sükür hat seine Sympathien für Gülen stets öffentlich bekundet. "Seit mehr als 20 Jahren kenne und liebe ich die Gülen-Bewegung", sagte Sükür bei seinem Parteiaustritt weiter.
    In Abwesenheit von Sükür hatte in Istanbul am 16. Juni ein Prozess gegen ihn wegen des Vorwurfs der Präsidentenbeleidigung begonnen. Sükür wurde vorgeworfen, Erdogan bei Twitter verunglimpft zu haben. Erdogan kündigte nach dem Putschversuch als Zeichen der Aussöhnung an, alle von ihm erhobenen Beleidigungsklagen in der Türkei zurückzuziehen.
    Sükür - einer der bekanntesten türkischen Fußballer
    Sükür war einer der bekanntesten türkischen Fußballer um die Jahrhundertwende. In der türkischen Nationalmannschaft nahm er als Kapitän eine prägende Rolle beim größten Erfolg des Landes ein: 2002 belegte die Türkei Platz drei bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea, erst im Halbfinale war die Mannschaft an Brasilien gescheitert. Sükür erzielte im Spiel um Platz drei das schnellste Tor der WM-Geschichte. Mit Galatasaray gewann er außerdem 2000 den UEFA-Pokal.
    (nch/ach)