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Nach dem Rückschlag für Olympische Spiele in NRW
"Schwarzer-Peter-Spiel in vollem Gange"

Von "Katerstimmung" und einem "Scherbenhaufen" für Nordrhein-Westfalen spricht der Sportjournalist Robert Kempe. Die Verantwortlichen einer Bewerbung für Olympische Spiele 2032 an Rhein und Ruhr hätten die Vorgänge im IOC nicht verstanden. Kempe rät von einer erneuten Bewerbung für 2036 ab.

Robert Kempe im Gespräch mit Raphael Späth |
Luftbild der Achterbahn "Olympia-Looping" in Form der fünf Ringe auf einer Cranger Kirmes in Herne.
Olympische Spiele an Rhein und Ruhr: Vorerst gescheitert. (picture alliance / blickwinkel / H. Blossey)
Nordrhein-Westfalen wollte sich mit der Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Sommerspiele 2032 bewerben. Das Vorhaben ist inzwischen so gut wie gescheitert, obwohl Ministerpräsident Armin Laschet und der Olympia-Initiator Michael Mronz vor wenigen Tagen zu einer Pressekonferenz eingeladen hatten, um für die Idee zu werben. Einen Tag nach der Einladung "kam natürlich die Katerstimmung, als das IOC sagte, nein, unser Bewerber oder der Interessent, mit dem wir in vertiefende Gespräche gehen, ist Brisbane", so Sportjournalist Robert Kempe. Das Internationale Olympische Komitee IOC hat überraschend angekündigt, dass die australische Stadt ihr bevorzugter Kandidat ist.
Bislang hatte sich die Initiative Rhein-Ruhr noch nicht offiziell beworben, von den betroffenen Städten und der Landesregierung gab es aber viel Unterstützung. Im September hätte es eine Bürgerbefragung zu dem Projekt geben sollen. Bei einem zustimmenden Votum hätte der DOSB eine Bewerbung vorantreiben können. Daraus wird nun absehbar nichts.
Armin Laschet kneift den Mund zusammen.
Laschet über den DOSB - "Kein Gespür, was sich beim IOC tut"
Durch eine Vorentscheidung des Internationalen Olympischen Komitees für Queensland in Australien scheint klar: Olympische Spiele an Rhein und Ruhr 2032 wird es wohl nicht geben. Aber die Initiatoren halten an ihrem Bewerbungswunsch fest – und üben Kritik am DOSB.
Bei der Pressekonferenz von Laschet und Mronz am Freitag (26.02.21) habe man dem CDU-Bundesvorsitzenden die Katerstimmung angemerkt: "Man hatte das Gefühl, dass dort dieses Schwarzer-Peter-Spiel, wer ist daran schuld, dass es nicht geklappt hat, in vollem Gange ist." Laschet hat den Deutschen Olympischen Sportbund angegriffen: Man habe dort kein Gespür für das, was sich beim IOC tue.

Neues IOC-Bewerbungsverfahren halte Öffentlichkeit außen vor

Beim IOC ist inzwischen eine sogenannte Future Host Commission für die Bewerbungen zuständig, sie schlägt der IOC-Exekutive den idealen Bewerber vor. Davon profitiere "definitiv nicht die Öffentlichkeit", analysiert Kempe.
Beim alten Bewerbungsverfahren habe es Berichte und Evaluationen gegeben, die zumindest für ein bisschen Transparenz gesorgt hätten: "Bei dem Bewerbungsverfahren jetzt wissen wir einfach nicht, was diese Future Host Commission mit den einzelnen Bewerbern diskutiert." Es gebe für Brisbane bisher auch keine öffentlichen Berichte, sondern nur die Statements von Thomas Bach und Kommissionschefin Kristin Kloster Aasen. Bei diesem Verfahren profitiere das IOC, denn dort habe man die Möglichkeit "in den sehr vertraulichen Gesprächen sich die Bewerber so hinzulegen, wie es das IOC gerne hätte", so Kempe.
Dass das IOC dieses neue Bewerbungsverfahren eingeführt habe "war auch eine Folge davon, dass viele Bewerberstädte davor ausgestiegen sind." Kempe verweist auf das gescheiterte Bürgerreferendum zur Bewerbung von Hamburg für die Olympischen Spiele 2024: "Die Bürger hatten keine Lust auf Olympia." So habe es viele Städte getroffen, in denen eine Olympia-Bewerbung von der Öffentlichkeit abgelehnt wurde: "Das hat dem IOC wehgetan. Olympia war ja so eine Art Ladenhüter." Auch mögliche Olympische Winterspiele in München 2022 wurden durch einen Bürgerentscheid von vornherein verhindert.

Kritik an möglicher Bewerbung für 2036

Im Fall der Olympischen Sommerspiele 2032 spricht Kempe von einem "Scherbenhaufen" für Nordrhein-Westfalen. Eine erneute Bewerbung der Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Spiele 2036, wie Laschet sie für möglich hält, hält Kempe für keine gute Idee:
"Wenn man da mit so einer Planung herangeht wie für 2032, dann kann das nur zu einem Fiasko werden – gerade 100 Jahre nach den Spielen in Berlin."
1936 hatten die Nationalsozialisten die Olympischen Spiele für ihre Propaganda zweckentfremdet. Für Laschet kein Hindernis: "Die Botschaft, die diese Spiele haben, ist auch eine inhaltliche. Die Welt ist eine andere 100 Jahre später als bei den Spielen 1936."