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Nach dem Tod von Dopingopfer
Anzeigen gegen Leichtathletik-Trainer in der ehemaligen DDR

Vergangene Woche starb überraschend der DDR-Kugelstoßer und Diskuswerfer Gerd Jacobs - mit nur 55 Jahren. Er war anerkanntes Dopingopfer. Nun erstatten der Doping-Experte Werner Franke sowie der Dopingopferhilfe-Verein Anzeigen gegen frühere DDR-Trainer.

Von Thomas Purschke |
    Der Doping-Experte Werner Franke
    Der Doping-Experte Werner Franke hat unter anderem Anzeige gegen den Trainer Werner Goldmann erstattet. (dpa/picture alliance/Rainer Jensen)
    Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke und der Dopingopferhilfe-Verein haben gemeinsam frühere DDR-Leichtathletik-Trainer angezeigt - wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
    Einer der Beschuldigten: Werner Goldmann. Er hatte in der DDR sogar minderjährige Sportlerinnen gedopt und ist beim Deutschen Leichtathletikverband bis heute als Bundestrainer tätig.
    Auslöser der Anzeige ist der plötzliche Tod des einstigen DDR-Kugelstoßers und Diskuswerfers Gerd Jacobs vom TSC Berlin in der vergangenen Woche. Gerd Jacobs wurde nur 55 Jahre alt.
    Spender-Herz mit 44 Jahren
    Jacobs war anerkanntes Dopingopfer und einst auch Stasi-IM. Er hatte in der DDR Anabolika in hohen Dosierungen bekommen. Auch nach DDR-Gesetzen illegal. Unter anderem Werner Goldmann hatte Jacobs die Dopingmittel verabreicht. Wegen der Vergabe dieser Präparate hatte Goldmann in den DDR-Dopingprozessen eine Geldauflage von 4.000 D-Mark zahlen müssen.
    Gerd Jacobs wurde schwer krank, litt unter Herzrhythmusstörungen und erhielt nach massiven Gesundheitsbeschwerden im Alter von 44 Jahren ein Spender-Herz. Er wurde Frührentner, musste Medikamente nehmen, die die Abstoßung des Herzens verhindern sollten. Das führte zu schweren Nierenschäden. Im Nachhinein war bei Jacobs ein Gendefekt diagnostiziert worden. Gerade ein Mensch mit einer solchen Störung hätte laut Werner Franke niemals anabole Steroide erhalten dürfen. Eine weitere Folge und Forderung Frankes daraus ist, dass weitere Dopinggeschädigte auf solche und andere genetische Mutationen hin untersucht werden. Sie seien unmittelbar todesbedroht.