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Nach dem Unfall in Berlin
Obergrenze für SUVs gefordert

Nachdem in Berlin ein SUV in eine Gruppe Passanten gefahren ist und vier Menschen getötet hat, ist eine Debatte über große Autos entbrannt. Die Unfallursache ist zwar noch nicht geklärt, dennoch fordern die Grünen jetzt Regelungen, um Sportgeländewagen verstärkt aus Innenstädten herauszuhalten.

Von Anja Nehls |
Ein Teilnehmer der Mahnwache, bei der der Verkehrstoten gedacht wird, stehen mit einem Schild mit der Aufschrift "SUV töten Kinder, Mütter, Väter, das Klima" an der Stelle, an der am Freitag (06.09.2019) vier Menschen bei einem Verkehrsunfall gestorben waren.
Viele wollen SUVs aus den Innenstädten halten (picture-alliance / dpa / Paul Zinken)
Dass die Emotionen jetzt hochschlagen, wundert Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus nicht. Der Trend gehe zu immer größeren und schweren Fahrzeugen. Die seien nicht nur umweltschädlicher, sondern schützten bei Unfällen zwar den Fahrer besser, für den Unfallgegner allerdings seien die Folgen viel schlimmer als bei kleineren und leichteren Autos. Auf Bundesebene denke man bereits über die Einführung von Größenbegrenzungen nach, auf Berliner Ebene könnte Kapek sich eine Regelung per City-Maut vorstellen:
"Die dann im Preis eine deutlichen Unterschied macht zwischen schweren und großen Fahrzeugen und solchen, die umweltfreundlich und klein sind, beziehungsweise auch bei der Parkraumbewirtschaftung die Anschaffung von diesen besonders großen und gefährlichen Fahrzeugen limitieren."
Limitierende Faktoren gebe es für die Halter großer Autos aber bereits jetzt, stellt der verkehrspolitische Sprecher der Berliner CDU, Oliver Frederici, klar:
"Denn die Halter dieser Fahrzeuge fahren ja ohnehin in breiteren teuereren Fahrzeugen, sie müssen mehr Kfz-Steuer zahlen, mehr Sprit. Damit sind sie eigentlich schon ganz gut reglementiert. Sie müssen sich das auch überlegen, weil es kostet sie mehr, diese Fahrzeuge zu betreiben. Außerdem kriegen sie schwerer einen Parkplatz."
Unfallursache ist noch nicht bekannt
Ein Verbot von SUVs in Innenstädten sei nicht sinnvoll, so Frederici. Das hatte unter anderen die Deutsche Umwelthilfe vorgeschlagen. Der grüne Bezirksbürgermeister von Berlin Mitte, Stephan von Dassel, merkte an, dass jeder Fahrfehler mit solchen schweren Fahrzeugen zur Lebensgefahr für Unschuldige werde. Ob die Unfallursache ein Fahrfehler, Leichtsinn, ein technischer Defekt oder etwas ganz anders war, steht allerdings noch gar nicht fest. Ein Video aus einer Dashcam eines Taxifahrers kann den Ermittlern jetzt eventuell bei der Untersuchung helfen. Valeska Jakubowski von der Berliner Polizei:
"Wir wissen noch nicht, was passiert ist. Wir werden Zeugen befragen, auch der Autofahrer wird zum Unfall befragt werden. Die Ermittler des Verkehrsunfalldienstes gehen jetzt Hinweisen nach, wonach möglicherweise ein medizinischer Notfall bei dem Autofahrer vorgelegen haben könnte."
Der Fahrer des Porsches hat den Unfall überlebt und liegt im Krankenhaus. Dass schwere Sportgeländewagen im Straßenverkehr nicht unbedingt gefährlicher seien als Kleinwagen, hat der Unfallforscher der deutschen Versicherer, Siegfried Brockmann, betont. Man könne auch mit einem Kleinwagen Menschen umbringen. Entscheidend für die Tödlichkeit eines Unfallautos sei die Geschwindigkeit, mit der es gefahren wurde, sie sei wichtiger als die Masse des Unfallautos.
Antje Kapek von den Grünen fordert nun strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen und eine bessere Kontrolle. Dennoch seien die pure Masse und besonders die sogenannten Kuhfänger bei vielen Geländewagen eine zusätzliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer:
"Durch die Höhe und die damit geschaffene Treffsicherheit von lebenswichtigen Organen bei einem Aufprall mit einem Menschen machen diese Fahrzeuge eben doch gefährlicher als einen Smart. Und die Frage, wer denn überhaupt in der Lage ist, so eine Masse aufzuhaltzen. Zum Beispiel wäre der Smart durch einen Laternenpfahl an der betroffenen Ecke vielleicht doch noch aufgehalten worden, aber ein großes Fahrzeug dann eben nicht mehr."
"Alle müssen die Verkehrsregeln einhalten"
Wobei kleinere Autos eher von jüngeren Fahrern gefahren werden, SUVs dagegen eher von älteren, die statistisch gesehen weniger Unfälle verursachen. Jeder Unfall könne mit jedem Fahrzeug passieren, meint Oliver Frederici von der CDU. Man müsse überlegen, wie jeder einzelne Unfall künftig vermieden werden kann:
"Dazu gehört vor allem mehr Kontrolle, auch ein bauliche Veränderung in Kreuzungsbereichen und natürlich auch, dass die Polizei regelmäßig Kontrollen und Informationen durchführt, damit es eben nicht zu tragischen Autounfällen, aber auch zu tragischen Unfällen mit E-Scootern, Fahrradfahren und auch Fußgängern kommt. Denn alle Verkehrsteilnehmer, nicht nur der Autofahrer, müssen die Verkehrsregeln einhalten."
Am Donnerstag beginnt die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt, bei der die neuesten SUV-Modelle präsentiert werden.