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Nach den Terroranschlägen
Fahndung nach weiteren Verdächtigen

Die europäischen Sicherheitsbehörden arbeiten unter Hochdruck: Nach den Anschlägen von Brüssel fahnden sie weiter nach Komplizen und Hintermännern. Die Staatsanwaltschaft Brüssel hat inzwischen Haftbefehl gegen den Terrorverdächtigen Faycal Cheffou erlassen - der dritte Mann auf den Fotos der Flughafen-Überwachungskamera.

26.03.2016
    Drei bewaffnete Sicherheitskräfte in Maalbeek
    Die Fahndung nach den Hintermännern der Anschläge in Brüssel dauert an. (Patrick van Katwijk, dpa picture-alliance)
    Im Zusammenhang mit den Brüsseler Anschlägen hat die belgische Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen einen Terrorverdächtigen erlassen. Ihm werden unter anderem die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und terroristische Morde zur Last gelegt. Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Mann um den gesuchten dritten Flughafen-Attentäter, der mit heller Jacke und dunklem Hut auf den Bildern der Überwachungskamera neben den beiden Selbstmordattentätern zu sehen ist.
    Das Bild einer Überwachungskamera im Flughafen von Brüssel zeigt drei Männer, die die Ermittler als Terrorverdächtige einstufen.
    Das Bild einer Überwachungskamera im Flughafen von Brüssel zeigt drei Männer, die die Ermittler als Terrorverdächtige einstufen. (picture alliance / dpa / Belga)
    Einem zweiten Mann wirft die Staatsanwaltschaft eine Teilnahme an terroristischen Aktivitäten vor. Die Ermittler fahnden außerdem nach einem möglichen Komplizen des Attentäters in der Brüsseler U-Bahn. Auch in Deutschland gab es Durchsuchungen. In Düsseldorf nahm die Polizei einen 28-Jährigen aus der Salafisten-Szene fest und prüft, ob er die Brüsseler Attentäter kannte. In Gießen wurde ein Mann festgenommen, der laut "Spiegel" am Tag der Anschläge verdächtige SMS erhielt.
    Bei den Terroranschlägen am Dienstag in Brüssel wurden 31 Menschen getötet und etwas 300 verletzt. Unter den Todesopfern der Anschläge von Brüssel ist auch eine Frau aus Aachen. Das teilte die Aachener Polizei mit. Die Frau galt nach den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt zunächt als vermisst.
    Politiker warnen vor weiterer Bedrohung
    Der französische Präsident François Hollande warnte trotz der Fahndungserfolge vor einer anhaltenden Bedrohung. Mit den Razzien in Paris und Brüssel werde die für die Terrorattacken in beiden Städten verantwortliche Verbindung zerschlagen, sagte er. Gleichzeitig warnte Hollande: "Wir wissen, dass es andere Netzwerke gibt." Bundesjustizmister Heiko Maas hält Terroranschläge in Deutschland für möglich. "Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass der internationale Terrorismus eine Dauerschleife um Deutschland herum zieht", sagte der SPD-Politiker der "Saarbrücker Zeitung". Die Bundesrepublik sei seit längerer Zeit ein potenzielles Anschlagsziel.
    US-Außenminister John Kerry sicherte Belgien und Europa amerikanische Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu. "Wir werden jede erforderliche Hilfe leisten, um diese abscheulichen Taten aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", sagte er bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in der belgischen Hauptstadt. Als Schlüsselelement für den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nannte Kerry die Zerstörung des sogenannten Islamischen Staates (IS) in Syrien und im Irak.
    Debatte über Daten und Sicherheit
    EU-Kommissar Günther Oettinger hat eine bessere Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsbehörden beim Daten- und Informationsaustausch angemahnt. Nötig sei eine schnellere Kommunikation von Polizei und Geheimdiensten, damit Hinweise auf geplante Anschläge rasch ausgewertet und Terrorakte möglichst verhindert werden könnten, sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Die EU-Staaten dürften nach den Attentaten von Brüssel nicht länger ihr eigenes Süppchen kochen.
    Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl unterstützte die Forderung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, den Datenschutz zugunsten der Terrorbekämpfung zu lockern. Uhl sagte der Zeitung "Die Welt", nach Brüssel müsse erkannt werden, dass Europa nicht nur ein Raum der Freiheit sei, sondern vorrangig wieder ein Raum der Sicherheit und des Rechts werden müsse.
    (ach/lob/nza)