Ende März ging in vielen Städten und Dörfern der Krim immer wieder das Licht aus. Den Stromausfall hatte der ukrainische Zulieferer Ukrenergo verursacht - Wartungsarbeiten an Hochspannungsleitungen seien Schuld, hieß es dort. Ein vorgeschobener Grund, da sind sich alle Beobachter einig: Tatsächlich wollte die Ukraine den Bewohnern der Halbinsel zeigen, wie abhängig sie vom Festland sind, wie teuer sie der faktisch vollzogene Anschluss an Russland zu stehen kommen kann.
Der Vize-Ministerpräsident der Moskau-treuen Krimregierung Rustam Termigalijew sprach von einem Erpressungsversuch:
"Wir haben fürs erste 900 mobile Dieselgeneratoren auf der ganzen Krim verteilt. Sie versorgen vor allem die Verwaltungsbehörden, außerdem Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten. Auch die Versorgung mit Trinkwasser sichern sie ab. Und auf lange Sicht, so in zweieinhalb Jahren, werden uns größere Gaskraftwerke von der Ukraine unabhängig machen."
Die Stromversorgung ist nur ein Bereich, der die Krim eng an die Ukraine bindet - zumindest noch. Ein anderer ist die Bewässerung der Felder. Ein 400 Kilometer langer Kanal bringt Wasser aus dem Fluss Dnjepr zu den Steppengebieten auf der Halbinsel. Anders als beim Strom gebe es beim Wasser keine Möglichkeit, die Halbinsel rasch unabhängig von der Ukraine zu machen, gibt die Krimregierung zu.
Auch beim Tourismus wird sich die Trennung von der Ukraine auf der Krim bemerkbar machen. Etwa die Hälfte der rund sechs Millionen Gäste im vergangenen Jahr waren Ukrainer, von ihnen werden die meisten wohl nicht mehr kommen, meinen Hotelmanager. Optimisten glauben dagegen: Diese Lücke werden mehr russische Touristen füllen. Die Wirtschaftsjournalistin Olga Fomina ist skeptisch - denn Urlaub auf der Krim werde teurer:
"Die Krimregierung hat den Rentnern und den Beamten höhere Bezüge als in der Ukraine versprochen. Das wird ganz automatisch auch die Preise in die Höhe treiben. Die diesjährige Saison wird für die Tourismusbetriebe deshalb in jeder Hinsicht ein Verlustgeschäft. Die Kosten steigen, und es werden viel weniger Gäste kommen."
Für die steigenden Preise gibt es einen weiteren Grund: Bisher kommen hauptsächlich Waren aus der Ukraine in den Verkauf. Doch die Verbindung mit dem Festland ist gestört, Milizen der im Westen nicht anerkannten Krimregierung durchsuchen an der Grenze zum Festland jeden einzelnen Lastwagen.
Das wichtigste Bauprojekt der russischen Regierung ist deshalb eine bis zu 6,5 Kilometer lange Brücke über die Meerenge bei Kertsch. Sie soll das russische Festland, mit der Krim verbinden. die Baukosten werden auf umgerechnet mindestens eine Milliarde Euro geschätzt.
Höhere Bezüge für Beamten und Rentner, teure Infrastrukturprojekte - Russland muss tief in die Tasche greifen für die Annexion der Krim. Noch ist nicht abzusehen, ob die Gasvorkommen vor der Insel das ausgleichen können, sagt die Journalistin Olga Fomina:
"Die Gasförderung vor der Krim steigt beständig, sie liegt inzwischen an der Spitze im Schwarzen Meer. Zuletzt betrug sie über fünf Millionen Kubikmeter täglich."
Doch selbst wenn Russland das Gasvorkommen für sich nutzen könnte: Noch ist der Anschluss für Moskau aber auch für die Krim vor allem eines: eine teure Angelegenheit.