Alexandra Aden ist eine kleine, etwas rundliche Frau mit langen blonden Haaren. Ihre Lippen sind sorgfältig pink geschminkt. Sie trägt eine schnittige Brille, wie Geisteswissenschaftler sie eben tragen. Die ehemalige Studentin der Kulturwissenschaften organisiert heute Ausstellungen, schreibt Beiträge für Kataloge. Und Bücher. Drei Jahre ihres Studiums finanzierte Alexandra Aden mit der Prostitution, erst in diesem Sommer hat sie damit aufgehört. Aber wie kam sie dazu, sich zu prostituieren?
"Am Anfang musste ich erstmal gar nicht arbeiten, weil ich einen relativ wohlhabenden Freund hatte. Als der mich verlassen hatte, stand ich dann eben vor der Situation. Ich habs auch erst mal mit normalen Jobs versucht, kam aber überhaupt nicht über die Runden. Und bin dann eben durch Zufall auf diese Annonce in der Zeitung gestoßen. Ich hab einfach angerufen, meinen Mut zusammengenommen und dann war auch ganz schnell klar: Es geht um Sex."
Alexandra Aden wurde dabei ins kalte Wasser geworfen. Gleich am Abend nach ihrem Anruf ging sie in das Bordell und stand ihrem ersten Freier gegenüber. Ekel, den hat sie nicht empfunden. Wenn ihr erstes Mal anders verlaufen wäre, sagt sie heute, hätte sie sicher nicht weitergemacht.
"Ich hatte Gott sei Dank gar keine große Zeit, darüber nachzudenken. Als ich da im Zimmer stand, hatte ich natürlich schon Angst, ja, während der Gast geduscht hat, weil ich jetzt auch nicht genau wusste, wie ich mich jetzt verhalten soll. Aber er hat es dann eigentlich vorgegeben, man hat mir auch vorher kurz gesagt, was er eben möchte, nämlich französisch. Das hab ich dann einfach getan. Ich hab mich da weitestgehend abgeschaltet. Danach bin ich halt erstmal duschen gegangen, weil das doch alles sehr fremdartig war. Aber als ich dann eben das Geld dafür bekommen habe, ja, das hat mich überzeugt."
Ein Einzelfall? Belastbare Zahlen, wie viele Studentinnen sich prostituieren, gibt es nicht. Das deutsche Studentenwerk erhebt jährlich Daten zur Finanzsituation von Studierenden. Die aktuelle Sozialerhebung zeigt: Fast zwei Drittel aller Studierenden in Deutschland jobben neben dem Studium. Und für weit mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Studierenden ist der Nebenjob notwendig für den Lebensunterhalt.
Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, erklärt:
"Der Druck, der generell auf Studierenden lastet, ist natürlich die Finanzierungsfrage. Wir wissen, dass viele Studierende, insbesondere der unteren Mittelschicht, Probleme haben, ihr Studium zu finanzieren. Das könnte sich jetzt durch die Erhöhung des Bafögs etwas erleichtern."
Mit einfachen Studentenjobs oder BAFÖG hätte Alexandra Aden ihren Lebensstandard nicht halten können. Für sie stand die Möglichkeit im Vordergrund, schnell viel Geld zu verdienen, manchmal 2.000 Euro im Monat.
"Es ist wirklich so gewesen, dass ich tagsüber meine Studien durchgezogen habe und ein bis zwei Mal die Woche abends dann eben im Club gearbeitet habe. In dem Moment, wo ich mich umgezogen habe, geschminkt habe, war ich dann auch eine andere Person, da war die andere sozusagen verschwunden, die Studentin. Und dadurch, dass ich´s auch nicht so häufig gemacht habe, habe ich irgendwie dieses Doppelleben glaube ich ganz gut hinbekommen. Ich habe mich eher als Studentin gesehen, nicht als Prostituierte, das war für mich einfach ein Job, um Geld zu kriegen."
Prostituieren muss sich niemand für das Studium, ist das Studentenwerk überzeugt. Von einem Trend zur Prostitution möchte Achim Meyer auf der Heyde nichts wissen.
"Das ist ´ne Ausnahme. Denn wir wissen aus unserer Sozialerhebung, dass Studierende in ganz anderen Bereichen erwerbstätig sind. Wesentlich natürlich in Aushilfstätigkeiten, zum Teil als studentische Hilfskraft, zum Teil freiberuflich, aber nur 12 Prozent."
Alexandra Aden hat in einem Bordell gearbeitet, dabei aber keine Kommilitoninnen kennen gelernt, die sich ebenfalls prostituiert haben. Sie ist allerdings überzeugt, dass die Dunkelziffer von studentischen Prostituierten nicht zu vernachlässigen ist.
"Wir werden ja immer ärmer, die Realeinkommen sinken. Die Gebühren und überhaupt die Kosten nehmen gleichzeitig zu, so dass auch viele Eltern gar nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu unterstützen. Auch die Studentenjobs werden ja weniger. Also müssen sich gerade die Frauen auch irgendwas einfallen lassen, wenn dann auch die Angebote da sind, wie das ja auch heute ist, da überlegt sich das manche."
Hinweis: Das Buch von Alexandra Aden, "Und nach der Vorlesung ins Bordell: Bekenntnisse einer deutschen Kunststudentin", ist seit heute im Buchhandel erhältlich.
"Am Anfang musste ich erstmal gar nicht arbeiten, weil ich einen relativ wohlhabenden Freund hatte. Als der mich verlassen hatte, stand ich dann eben vor der Situation. Ich habs auch erst mal mit normalen Jobs versucht, kam aber überhaupt nicht über die Runden. Und bin dann eben durch Zufall auf diese Annonce in der Zeitung gestoßen. Ich hab einfach angerufen, meinen Mut zusammengenommen und dann war auch ganz schnell klar: Es geht um Sex."
Alexandra Aden wurde dabei ins kalte Wasser geworfen. Gleich am Abend nach ihrem Anruf ging sie in das Bordell und stand ihrem ersten Freier gegenüber. Ekel, den hat sie nicht empfunden. Wenn ihr erstes Mal anders verlaufen wäre, sagt sie heute, hätte sie sicher nicht weitergemacht.
"Ich hatte Gott sei Dank gar keine große Zeit, darüber nachzudenken. Als ich da im Zimmer stand, hatte ich natürlich schon Angst, ja, während der Gast geduscht hat, weil ich jetzt auch nicht genau wusste, wie ich mich jetzt verhalten soll. Aber er hat es dann eigentlich vorgegeben, man hat mir auch vorher kurz gesagt, was er eben möchte, nämlich französisch. Das hab ich dann einfach getan. Ich hab mich da weitestgehend abgeschaltet. Danach bin ich halt erstmal duschen gegangen, weil das doch alles sehr fremdartig war. Aber als ich dann eben das Geld dafür bekommen habe, ja, das hat mich überzeugt."
Ein Einzelfall? Belastbare Zahlen, wie viele Studentinnen sich prostituieren, gibt es nicht. Das deutsche Studentenwerk erhebt jährlich Daten zur Finanzsituation von Studierenden. Die aktuelle Sozialerhebung zeigt: Fast zwei Drittel aller Studierenden in Deutschland jobben neben dem Studium. Und für weit mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Studierenden ist der Nebenjob notwendig für den Lebensunterhalt.
Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, erklärt:
"Der Druck, der generell auf Studierenden lastet, ist natürlich die Finanzierungsfrage. Wir wissen, dass viele Studierende, insbesondere der unteren Mittelschicht, Probleme haben, ihr Studium zu finanzieren. Das könnte sich jetzt durch die Erhöhung des Bafögs etwas erleichtern."
Mit einfachen Studentenjobs oder BAFÖG hätte Alexandra Aden ihren Lebensstandard nicht halten können. Für sie stand die Möglichkeit im Vordergrund, schnell viel Geld zu verdienen, manchmal 2.000 Euro im Monat.
"Es ist wirklich so gewesen, dass ich tagsüber meine Studien durchgezogen habe und ein bis zwei Mal die Woche abends dann eben im Club gearbeitet habe. In dem Moment, wo ich mich umgezogen habe, geschminkt habe, war ich dann auch eine andere Person, da war die andere sozusagen verschwunden, die Studentin. Und dadurch, dass ich´s auch nicht so häufig gemacht habe, habe ich irgendwie dieses Doppelleben glaube ich ganz gut hinbekommen. Ich habe mich eher als Studentin gesehen, nicht als Prostituierte, das war für mich einfach ein Job, um Geld zu kriegen."
Prostituieren muss sich niemand für das Studium, ist das Studentenwerk überzeugt. Von einem Trend zur Prostitution möchte Achim Meyer auf der Heyde nichts wissen.
"Das ist ´ne Ausnahme. Denn wir wissen aus unserer Sozialerhebung, dass Studierende in ganz anderen Bereichen erwerbstätig sind. Wesentlich natürlich in Aushilfstätigkeiten, zum Teil als studentische Hilfskraft, zum Teil freiberuflich, aber nur 12 Prozent."
Alexandra Aden hat in einem Bordell gearbeitet, dabei aber keine Kommilitoninnen kennen gelernt, die sich ebenfalls prostituiert haben. Sie ist allerdings überzeugt, dass die Dunkelziffer von studentischen Prostituierten nicht zu vernachlässigen ist.
"Wir werden ja immer ärmer, die Realeinkommen sinken. Die Gebühren und überhaupt die Kosten nehmen gleichzeitig zu, so dass auch viele Eltern gar nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu unterstützen. Auch die Studentenjobs werden ja weniger. Also müssen sich gerade die Frauen auch irgendwas einfallen lassen, wenn dann auch die Angebote da sind, wie das ja auch heute ist, da überlegt sich das manche."
Hinweis: Das Buch von Alexandra Aden, "Und nach der Vorlesung ins Bordell: Bekenntnisse einer deutschen Kunststudentin", ist seit heute im Buchhandel erhältlich.