Im Libanon wird er als "Libanesischer Tiger" bezeichnet. Der 41-Jährige Basketball-Profi Fadi El Khatib ist einer der bekanntesten Sportler des Landes – auch, weil er bereits bei drei Weltmeisterschaften bester Werfer der libanesischen Nationalmannschaft war. Doch der Sport rückt derzeit in den Hintergrund. Genauso wie die meisten libanesischen Bürger und Bürgerinnen hat auch El Khatib die Explosion im Hafen von Beirut zutiefst erschüttert:
"Die Situation ist wirklich schlecht. Und die Zerstörung in Beirut und dem ganzen Land ist wirklich groß, größer als der Libanon selbst, größer als das Land. Wir haben große Probleme und leiden sehr. Aber es gibt viel Unterstützung von verschiedenen Ländern und Nichtregierungsorganisationen. Alle versuchen uns zu unterstützen, um wieder zurück zur Normalität zu kommen."
"Proteste gegen Regierung, die nichts für das Land getan hat"
El Khatib weiß auch: Diese Normalität wird noch lange auf sich warten lassen. Gemeinsam mit einer Stiftung will er jetzt zumindest 10.000 Häuser wiederaufbauen, die durch die Explosion zerstört wurden. Doch das allein wird nicht reichen. Das Land ist hoch verschuldet, öffentliche Daseinsvorsorge existiert fast nicht - und die Korruption ist groß. Ein weiterer Grund, warum der Vater von vier Kindern selbst an den teils gewalttätigen Protesten der vergangenen Tage gegen die mittlerweile zurückgetretene Regierung teilgenommen hat:
"Die Proteste sind gegen die Korruption, gegen korrupte Politiker, gegen die Regierung, die nichts für das Land getan hat. Ein Mann neben mir wurde angeschossen, obwohl ich getroffen werden sollte. Er hat sein Auge verloren und ich habe ihn gleich ins Krankenhaus getragen."
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk berichtet El Khatib, dass auch sein Sportzentrum mit Fitness-Studio und Sportplätzen komplett zerstört wurde. Seinen privaten Verlust dadurch beziffert er auf knapp 500.000 Dollar. Aber das sei nebensächlich, wenn man sich die vielen Toten und Verletzten sowie das Ausmaß der Zerstörung ansehe.
"Wir Sportler haben Einfluss. Unsere einzige Partei ist der Libanon"
Wütend mache ihn auch, dass die libanesische Regierung angeblich bereits im Juli von Sicherheitsexperten vor den verheerenden Folgen einer Explosion im Hafen von Beirut gewarnt worden sei: "Wir kritisieren die Menschen, die von den Chemikalien im Hafen wussten und nichts unternommen haben, um sie aus dem Land zu schaffen. Wir kritisieren, dass bis heute noch niemand für Aufklärung gesorgt hat, was genau warum passiert ist. Wir kritisieren die Regierung. Unser Ziel ist, das ganze System für ein besseres Morgen zu verändern und herauszufinden, was genau passiert ist. Unser Geld wurde gestohlen. Wir müssen all diese korrupten Menschen ausschließen."
Für sein Anliegen will Fadi El Khatib, der heute zwar nicht mehr für die Nationalmannschaft, aber noch für einen libanesischen Basketballverein spielt, auch seine Reichweite und Bekanntheit als Sportler nutzen. Allein seinem Instagram-Account folgen 143.000 Menschen. Der Verantwortung, die damit einhergeht, will er sich stellen:
"Meine Verantwortung ist es, mich gegen die Korruption zu stellen. Es nicht nur Politik, es ist Korruption. Das ist unsere Message. Wir Sportler haben Einfluss, die Menschen vertrauen und respektieren uns und sie wissen, dass wir nicht auf der Seite einer bestimmten politischen Partei sind. Unsere einzige Partei ist der Libanon. Und deswegen respektieren die Leute uns. Ja, unsere Reichweite ist groß. Und deswegen müssen wir die richtige Message an die Menschen senden."