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Nach Explosion in Instanbul
Zwischen Angst und Gewöhnung

Nach dem Bombenanschlag in Istanbul ist die Stimmung in der Stadt gemischt: Bei manchen Menschen macht sich Angst breit, anderen versuchen dem Terror mit Normalität die Stirn bieten. Ein Stimmungsbild aus der Stadt am Bosporus.

Von Stephanie Rohde |
    Der Große Bazar in Istanbul
    Der Alltag ist nach der Bombenexplosion in Instanbul wieder eingekehrt, wenn auch viele Angst haben. (Afp / Bulent Kilic)
    Viele junge Menschen sitzen in kleinen Grüppchen am beleuchteten Galata-Turm im Zentrum von Istanbul, trinken Bier, rauchen und reden. Es ist noch relativ warm an diesem Abend. Zwei Iraner sitzen Arm in Arm auf einer Treppe. Vor einer Stunde haben sie von der Explosion erfahren. Beide leben seit mehreren Jahren hier in Istanbul.
    "Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl, das macht mir Angst, ich bin wirklich geschockt."
    Seine Freundin will gleich ihre Freundin anrufen, um ihr zu sagen, dass sie ihre Pläne ändern soll und nicht mehr in die Nähe des Anschlagsortes fahren soll.
    Einige Meter weiter sitzt Jakub mit einem Freund auf einer Bank, einen Plastikbecher mit Wein in der Hand.
    "Ich bin aus meinem Büro gegangen, um mir einen Sandwich zu holen, und auf dem Weg zum Bäcker habe ich diesen Lärm aus der Ferne gehört und zuerst haben sie gesagt, dass die Explosion durch einen Trafo ausgelöst wurde, aber das scheint nicht der Fall gewesen zu sein, es war viel zu laut dafür, selbst Leute in weiter entfernten Bezirken wie Kadiköy und Üsküdar haben es gehört."
    Angst hat er deshalb nicht, erzählt Jakub.
    "Es war das Gleiche in den 1990ern, ich erinnere mich noch daran, ich war ein Kind, wir liefen öfter die Haupteinkaufsstraße Istiklal entlang und zu dieser Zeit sind dort viele Bomben explodiert, aber wir waren daran gewöhnt. Es ist nicht gut, aber wir haben uns daran gewöhnt"
    Angst hält sich bei Einheimischen und Touristen in Grenzen
    Die Einkaufsstraße Istiklal ist nur einige hundert Meter von hier entfernt, wie immer um diese Uhrzeit ist sehr viel los. Drei Clowns laufen zielstrebig auf zwei arabische Touristen zu und überreden sie ein Foto zu machen. Daniel aus London schaut sich diese Szene an, er steht vor einem Restaurant und raucht eine Zigarette.
    "Wir sind mit Freunden hier im Urlaub, essen hier und werden danach ein paar Biere trinken und wir werden es nicht zulassen, dass sich etwas ändert. Ich fühle mich nicht weniger sicher. Ich denke es ist leider einfach ein Teil unserer Lebenswirklichkeit geworden in Europa und dem Rest der Welt. Ich denke, wir müssen weiter machen."
    Eine Australiern kommt gerade mit ihrem Freund aus einem Geschäft, sie lebt schon seit einigen Monaten hier in Istanbul.
    "Ich war hier während dem Anschlag in Ankara, und es war ein bisschen bizarr, weil das Leben einfach so weiter ging. Und wir sind auch jetzt hier unterwegs, aber es ist trotzdem beängstigend."
    "Ich bin nur zu Besuch hier," sagt ihr Freund, "aber ich denke mir, warum nicht. Ich werde trotzdem noch mit der Metro fahren, was soll mich davon abhalten."
    In der Metrostration Sishane knapp sieben Kilometer vom Ort der Explosion entfernt sprechen zwei türkische Jugendliche über die Neuigkeiten, die sie gerade auf Twitter lesen. Obwohl noch nicht viel über die Hintergründe bekannt ist, hat der jüngere von ihnen schon eine Vermutung.
    "Ich denke, es hat mit der Politik unserer Regierung zu tun", sagt er mit Blick auf die türkische Syrienpolitik.
    Am Bahngleis stehen zwei Männer in Anzügen mit ihren Koffern und warten auf die nächste Metro, sie kommen gerade vom Flughafen.
    "Wir kommen aus Libyen, wir haben in den vergangenen drei vier Jahren viele Bombenexplosionen erlebt, es ist nichts Neues für uns."
    Sein Geschäftspartner neben ihm sieht es ähnlich:
    "Aber ich lebe in den Niederlanden, erzählt er und auch dort kann es passieren, also es ist kein Problem für mich. Es ist in Paris passiert und es könnte morgen in den USA passieren, ich werde die nächste Metro nehmen ... so no problem."