Nach den Krawallen in der südfranzösischen Stadt Marseille schwebt ein Engländer in Lebensgefahr. Ihm wurden nach Polizeiangaben offenbar Schläge mit einer Metallstange am Kopf zugefügt. Helfer versuchten ihn wiederzubeleben, bevor er in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Insgesamt wurden nach Angaben der Präfekteur in Marseille 35 Menschen verletzt. Außerdem gab es acht Festnahmen.
Hunderte randalierende Fußballfans hatten sich vor der Partie in der Innenstadt geprügelt. Einige hatten stundenlang Alkohol getrunken, daraufhin zogen sie marodierend durch Marseille, warfen mit Stühlen und Flaschen und verhöhnten sich gegenseitig. Am Alten Hafen kam es dann zu schweren Krawallen zwischen englischen, russischen und französischen Fans. Die Straßen wurden verwüstet.
UEFA leitet Untersuchung ein
Kurz vor dem Ende des Spiels England gegen Russland im Stadion von Marseille stürmten russische Fans Blocks mit britischen Zuschauern. Es kam zu Schlägereien, Anhänger beider Seiten schlugen und traten einander. Die Disziplinarkommission der UEFA hat nach den Ausschreitungen bei dem Spiel offiziell ein Disziplinarverfahren gegen Russland aufgenommen. "Die UEFA kann Disziplinarmaßnahmen nur für Vorfälle ergreifen, die im Stadionumkreis passiert sind", teilte der Verband mit. Zwischenfälle an anderen Orten werden in der Regel nicht bestraft.
Die Regularien der Europäischen Fußball-Union sehen Maßnahmen von einer Ermahnung bis zum Turnierausschluss der Teams vor, deren Fans an den Ausschreitungen beteiligt waren. In früheren Fällen hatte die UEFA Geldstrafen für Erstfälle verhängt. Russische Fans waren bereits bei der EM 2012 in Polen mehrfach negativ aufgefallen.
Reaktionen aus England und Russland
Der russische Sportminister und FIFA-Funktionär Witali Mutko kündigte an, die Übeltäter würden bestraft. Er äußerte aber auch Kritik an den französischen Sicherheitsbehörden - speziell die Organisation im Stadion: "Solche Spiele muss man gut organisieren. Man sollte die Fans voneinander trennen", sagte Mutko.
Der englische Fußballverband (FA) rief die Fans dazu, auf, ihre Mannschaft respektvoll zu begleiten. "Die FA ist sehr enttäuscht über die Szenen", sagte ein Sprecher.
Auch in Nizza, wo heute Nordirland gegen Polen spielt, gab es Krawalle. Nach Angaben eines nordirischen Polizeibeamten, der Fans von dort begleitete, begannen am Abend etwa 20 bis 30 Jugendliche aus Nizza, die ausländischen Fans mit Flaschen zu bewerfen. Die Präfektur teilte mit, die Jugendlichen seien Fans der Ultra-Szene Nizzas. Die Auseinandersetzung habe nur wenige Minuten gedauert. Neun Menschen seien anschließend ins Krankenhaus gebracht worden. Drei Personen wurden festgenommen - die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.
In derselben Gruppe wie Nordirland und Polen spielen auch Deutschland und die Ukraine.
Frankreichs Innenminister verurteilt Gewalt
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve verurteilte das Geschehen als "unverantwortliches und mutwilliges Verhalten von Pseudo-Fans".
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi verurteilte die Ausschreitungen in seiner Stadt. Das Verhalten der Hooligans sei nicht akzeptabel.
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi verurteilte die Ausschreitungen in seiner Stadt. Das Verhalten der Hooligans sei nicht akzeptabel.