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Nach geplatzter Fusion
Gewinneinbruch bei der Commerzbank

Die Pläne für eine Fusion mit der Deutschen Bank sind beerdigt - nun will die Commerzbank beweisen, dass sie auch ohne Partner eine sichere Zukunft hat. Einfach waren die ersten drei Monate 2019 nicht. Das lässt sich an der Bilanz ablesen, die die Bank heute in Frankfurt veröffentlicht hat.

Von Mischa Ehrhardt |
Das Logo der Commerzbank
Die Commerzbank bleibt vorerst allein (dpa/picture alliance)
Eine Frage stellt sich zwei Wochen nach Absage der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank: Sind der Commerzbank im Zuge der Gespräche Kunden weggelaufen? Nein, lautet die Antwort – zumindest könne man das aus den Zahlen des ersten Quartals nicht herauslesen. Und das ist auch gut für die Bank, denn deren Strategie baut gerade darauf auf, durch neue Kunden die Zukunft sichern. Die gelbe Bank strebt an, bis 2020 rund zwei Millionen Neukunden zu gewinnen. Ende des vergangenen Jahres war die Hälfte des Zieles erreicht, die Bank sieht sich auch nach dem ersten Quartal auf Kurs.
"Im Segment Privat und Unternehmenskunden haben wir in Deutschland netto 123.000 Kunden dazu gewonnen. Damit sind wir auf gutem Weg, unser Ziel von 500.000 Netto-Neukunden in 2019 zu erreichen".
Sagte der Finanzvorstand der Commerzbank, Stefan Engels. Aktuell zählt die Bank rund 13 Millionen Privat- und Unternehmenskunden. Unter dem Strich ihrer Bilanz verbucht die Commerzbank einen Gewinn von 120 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des Jahres. Damit aber hat sich der Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als halbiert.
Rückläufige Gewinne - nicht nur wegen geplatzter Fusion
"Das liegt daran, dass die Erträge rückläufig waren, das ist auch ein bisschen dem Marktumfeld geschuldet. Positiv zu vermerken ist, dass die Kosten leicht rückläufig waren, aber das nicht überkompensieren konnten, dass die Erträge zurückgegangen sind".
Sagt Phillip Häßler vom Vermögensverwalter Pareto. Allerdings ist das nur zum Teil eine Erklärung, denn andere – auch Europäische Konkurrenten – verdienen mittlerweile wieder Milliarden. Ein Problem sehen Beobachter bei den vergleichsweise hohen Kosten deutscher Banken.
"Wenn Sie das Gesamtvolumen der Kostenbasis des deutschen Bankensystems zum Zeitpunkt der Krise und heute vergleichen, werden Sie feststellen, dass es nicht um einen Jota gesunken ist, sondern leicht gestiegen. Das empfinde ich als – ich will es mal höflich formulieren – extrem schwer nachvollziehbar".
Sagte Felix Hufeld, Präsident der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin gestern. Die Commerzbank wie die Deutsche Bank haben das Problem seit längerem erkannt und ins Visier genommen. Bei den Kostensenkungen sieht sich die Commerzbank weiterhin auf Kurs, in diesem Jahr sollen sie wie geplant auf unter 6,8 Milliarden Euro sinken. Zu Hilfe kommt den Banken derzeit grundsätzlich die gute wirtschaftliche Entwicklung. Ein Problem sehen Experten wie Philipp Häßler dann, wenn sich das Bild stärker eintrüben sollte.
"Das wäre natürlich ein großes Problem für die Commerzbank, wenn auf einmal hier die wirtschaftliche Entwicklung sich deutlich abschwächen würde. Weil die Commerzbank ist ja eigentlich die Firmenkundenbank in Deutschland, sprich: Wenn dann die Risikovorsorge wieder ansteigen würde, das ist klar, das würde dann das Ergebnis belasten".
Interessenten stehen nicht Schlange
Nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank schließlich will die Commerzbank bis auf weiteres ihren Weg selbständig gehen und sieht sich dazu auch in der Lage. Interessant in diesem Zusammenhang natürlich die Frage: Klopfen nach Absage der Gespräche mit der deutschen Bank nun europäische Konkurrenten wie die italienische Unicredit oder die niederländische ING bei der Commerzbank an die Tür?
"Wenn wir einen kleinen Moment ganz ganz still sind, lauschen wir mal – und dann: Ich höre jetzt hier nichts klopfen, wenn ich ehrlich bin."