Am frühen Donnerstagmorgen durchsuchte die Polizei 56 Wohnungen in und um Dresden. Fünf dringend Tatverdächtige im Alter zwischen 20 und 33 Jahren sind festgenommen worden, eine weitere gesuchte Person stellte sich selbst.
Alle waren polizeibekannt und teilweise vorbestraft, so Dresdens Polizeisprecher Thomas Geithner. "Allen wird vorgeworfen schwerer Landfriedensbruch, das ist das Hauptdelikt und in Einzelfällen kommt dann noch eine Körperverletzung oder eine Beleidigung oder ein tätlicher Angriff auf Vollzugsbeamte dazu."
Wegen Wiederholunggefahr sitzen sie nun in Untersuchungshaft, ein Beschuldigter kam unter Auflagen frei. Außerdem stellte die Polizei Beweismaterial zu weiteren Verdächtigen sicher, darunter Kleidung, Pyrotechnik, Waffenattrappen sowie über 50 Handys und Tablets.
Polizei vor dem Stadion angegriffen
Beim Aufstiegsspiel von Dynamo in die zweite Bundesliga hatten Mitte Mai mehr als 500 gewaltbereite Personen vor dem Dresdener Stadion die Polizei angegriffen, unter anderem mit Pyrotechnik, Flaschen und Steinen. Auf Seiten der Polizei gab es 185 Verletzte, darunter sechs Beamte, die ins Krankenhaus mussten. Auch mehrere Journalisten wurden gezielt angegriffen. Ein Fotograf musste nach einer Prügelattacke ebenfalls ins Krankenhaus. Die Feuerwehr zählte insgesamt 44 Verletzte.
Eine Sonderkommission der Polizei hat bisher 70 Tatbeteiligte ermittelt. In dem umfangreichen Videomaterial und mit mehreren Öffentlichkeitsfahndungen sucht sie nach weiteren Straftätern.
Täter zu zehn Monaten Bewährung verurteilt
Ein erster Täter war am Mittwoch in einem beschleunigten Verfahren verurteilt worden. Der 34-Jährige hatte einem Polizisten mit Wucht in den Rücken getreten und zwei weitere mit Kopfstößen verletzt. Er wurde zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft will allerdings eine Freiheitsstrafe und hat Berufung eingelegt.
Nach den Ausschreitungen wurde Dynamo Dresden vorgeworfen, sich nicht ausreichend von gewaltbereiten Fans zu distanzieren. Sachsens Innenminister Roland Wöller hatte nach den Ausschreitungen erneut Stadionverbote für bekannte Gewalttäter gefordert. Durchgesetzt werden soll das mit personalisierten Tickets. Fans und Verein lehnen das bisher mehrheitlich ab. Unter anderem mit dem Argument, dass Stadionverbote das Problem nur verlagern würden.
Die 10.000 zugelassenen Zuschauer beim Saisonauftakt am Samstag werden allerdings ihren Namen angeben müssen – zur Kontaktnachverfolgung wegen der Coronapandemie.