Im Juli dieses Jahres keimte in der niederländischen Kleinstadt Hoorn Hoffnung auf. Ein Mann hatte sich bei der holländischen Botschaft gemeldet – er habe Informationen über den Verbleib der Bilder. Nach mehreren Treffen mit einem Rechtsexperten des Museums wirft Museumsdirektor Ad Geerdink seinen ukrainischen Gesprächspartnern nun vor, sein Museum "um ein paar lausige Dollar" erpressen zu wollen. Solche Vorwürfe will der nicht auf sich sitzen lassen.
"Mein einziges Interesse ist, das die Gemälde zum legitimen Besitzer zurückkehren. Andere Interessen, vor allem materielle, habe er nicht ..."
... sagt der große und schwere Mann im Büro der Organisation ukrainischer Nationalisten. Boris Gumeniuk ist Schriftsteller. Er hat bisher sechs Prosa- und vier Gedichtbände veröffentlicht. Mit Ausbruch der Kämpfe in der Ostukraine hatte er sich einem Freiwilligenbataillon angeschlossen, dessen Vize-Kommandeur er bis Mai 2015 war. Während der Kämpfe, sagt er, hätten sich per Telefon Informanten aus Donezk an ihn gewandt und behauptet, etwas über den Verbleib der Gemälde aus Hoorn zu wissen.
Der wortkarge Mittelsmann
"Das war aber nicht wirklich eine exklusive Information. Sie behaupteten, dass in Donezk hunderte oder gar tausende Menschen wüssten, wo sich die Gemälde befinden. Als Mensch der Kunst sah ich es als meine Aufgabe an, diese Information sofort an die legitimen Besitzer weiterzuleiten – an die Holländer, denen diese Gemälde gestohlen wurden."
Gumeniuk habe von den wertvollen Gemälden, die angeblich im Haus eines Vertrauensmannes von Viktor Janukowitsch gelagert sind, zum ersten Mal vor anderthalb Jahren gehört. Der einzige Beweis, dass die Informanten Zugang zu den Gemälden haben, sei ein ihm übersandtes Foto. Fragt man jedoch nach den Namen seiner Informanten oder des angeblichen Janukowitsch-Vertrauten, wird Gumeniuk plötzlich wortkarg.
"Anonyme Quelle"
"Das sind auch für mich anonyme Quellen. Diese Leute meldeten sich einfach per Telefon. Ich habe sie nie gesehen. Der Mann am Telefon behauptete, von einer Auskundschaftungsgruppe zu sein, die im Hinterland operiere."
Auch darüber, wann er das letzte Mal Kontakt mit seinen Informanten gehabt habe, will Gumeniuk nichts sagen.
"Darüber werde ich nur den entsprechenden Ermittlungsorganen Auskunft geben, sobald diese sich mit Fragen an mich wenden."
Prämie für Abtransport
Gumeniuk zeigt sich verwundert, dass sich bisher weder die internationalen Kunstfahnder noch die Ermittlungsbehörden der ukrainischen Staatsanwaltschaft bei ihm gemeldet hätten. Die erklärte, dass ihr bis heute keinerlei Ermittlungsersuchen der holländischen Behörden vorliege. Mit verhaltener Wut spricht Gumeniuk über das Verhalten der niederländischen Seite. Zu den Erpressungs-Vorwürfen des Museums meint er: Er selbst habe die Gemälde nie gesehen und könne nicht einmal bestätigen, ob sie wirklich gefunden worden seien. Auch sei er kein Kunstexperte und könne den Wert der Bilder überhaupt nicht einschätzen. Der einzige, der über Summen gesprochen habe, sei der vom Museum entsandte Rechtsexperte Arthur Brand:
"Er sagte, dass die gesamte Sammlung etwa einen Wert von einer halben Million Euro habe. Der holländische Experte verstand, dass die Bilder vom Territorium der Separatisten in Sicherheit gebracht werden und Menschen dafür wohl ihr Leben riskieren müssten. Dafür sei das Museum bereit, eine Prämie in Höhe von 50.000 Euro zu zahlen."
Trotz der Vorwürfe, will Gumeniuk den niederländischen Behörden weiterhin behilflich sein, die Bilder zurückzubekommen. Voraussetzung sei, dass sich das Museum bei ihm entschuldige und er eine offizielle Vollmacht erhalte, mit den Leuten zu sprechen, in deren Besitz sich die Bilder befänden.
"Wir können nur warten, bis die Menschen, die diese Sammlung gefunden haben, mich erneut kontaktieren. Und wir müssen warten, bis diese Leute eine Gelegenheit haben, die Sammlung auf das durch die Ukraine kontrollierte Territorium zu bringen."