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Nach Leitzinserhöhung in den USA
Finanzexperte: "Ausrufung einer Zinswende ist verfrüht"

Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt davor, nach der Erhöhung des Leitzinses durch die US-Notenbank in Amerika eine Zinswende auszurufen. Was das für Europa bedeute, sei noch gar nicht absehbar, sagte er im DLF.

NIels Nauhauser im Gespräch mit Britta Fecke |
    Das Federal Reserve Board Building in Washington. Das Gebäude der US-Notenbank, in dem die Gouverneure der Bank zusammenkommen.
    VZ-Finanzexperte Niels Nauhauser im DLF: "Beim Hauskauf sollte man das natürlich einplanen, dass die Zinsen möglicherweise steigen könnten." (picture alliance / dpa / Ron Sachs)
    Britta Fecke: Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed den Leitzins in Amerika erstmals seit der Finanzkrise erhöht. Es ist eine Zinswende nach einer siebenjährigen Niedrigzins-Phase, denn seit 2008 lag der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld zwischen null und 0,25 Prozent. Nun liegt er zwischen 0,25 und immerhin schon 0,5 Prozent.
    Ich bin jetzt verbunden mit Niels Nauhauser. Er ist Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Herr Nauhauser, gibt es eine Auswirkung, eine direkte Auswirkung der Entscheidung der amerikanischen Notenbank auf die Entscheidung der deutschen Sparer?
    Niels Nauhauser: Im Moment kann man das nicht sagen, dass es das gibt. Die Entscheidung, sofern sie denn überhaupt Einfluss hat, ist eigentlich schon längst eingepreist, denn die Fed hat ja im Sommer schon gesagt, dass sie jetzt die Zinswende einleiten wird, und seit dem Sommer sind die Zinsen hier schon ein bisschen angezogen.
    Man merkt das bei den Tagesgeldzinsen, die sind schon ein bisschen höher als noch im Frühling. Insofern sind das Auswirkungen, die langsam herüberschwappen. Aber man muss auch sehen, dass die EZB eine eigene Zinspolitik machen wird.
    Fecke: Sie haben es jetzt schon gesagt: Der Tagesgeldsatz ist etwas höher geworden. Was glauben Sie? Ist das nur ein ganz kurzer Moment, ein Versprechen vor Weihnachten, oder wird sich das ein bisschen halten?
    Nauhauser: Das ist jetzt noch gar nicht absehbar. Wir haben historisch gesehen eine Phase einer extrem niedrigen Zinspolitik noch nie gehabt, in Deutschland zumindest nicht. In den USA hatten wir sie, aber dann wurde sie beendet durch einen Weltkrieg. Da wollen wir nicht hoffen, dass das jetzt wieder so ist.
    In Japan haben wir sie seit 20 Jahren und da gibt es keine Zinswende. Da gibt es seit 20 Jahren eine Dauer-Niedrigzins-Phase. Von daher kann das auch in Deutschland passieren. Ich will davor warnen, jetzt wirklich eine Zinswende auszurufen und zu erwarten, dass die Zinsen jetzt in fünf oder zehn Jahren wieder ein altes Niveau von vier bis sechs Prozent erreichen. Das sehe ich jetzt erst mal nicht.
    "Es ist nicht gesagt, dass das, was in den USA passiert hier eins zu eins kopiert wird"
    Fecke: Aber sehen Sie so was wie einen Richtungswechsel?
    Nauhauser: Schwer zu sagen. Wie gesagt, in Japan haben wir das seit 20 Jahren. Die Bank dort versucht, den Richtungswechsel einzuleiten, aber schafft es seit 20 Jahren nicht. Von daher ist auch nicht klar, ob das jetzt hier passieren wird. Wir haben in Europa auch schon gesehen: Die EZB hat im Jahr 2011 schon mal die Zinsen angezogen, aber die Fed hat das nicht gemacht. Insofern ist auch nicht gesagt, dass das, was in den USA passiert, hier automatisch eins zu eins kopiert wird.
    "Beim Hausbau einplanen, dass die Zinsen steigen"
    Fecke: Was raten Sie dem deutschen Kreditnehmer zum Beispiel beim Hauskauf?
    Nauhauser: Beim Hauskauf sollte man das natürlich einplanen, dass die Zinsen möglicherweise steigen könnten in den nächsten Jahren. Das heißt, jeder der jetzt finanziert, oder dessen Finanzierung ausläuft, der muss das auf dem Radar haben, dass möglicherweise die Zinsen beim Ablauf der Zinsbindungsfrist von zehn Jahren oder 15 Jahren höher sind. Das heißt, einfach langfristig einplanen, dass man bei einem höheren Zinsniveau auch noch den Schuldendienst tragen kann. Das ist sicherlich eine gute Idee.
    Fecke: Den Jahreswechsel müssen wir jetzt nicht als Sparer irgendwie im Blick haben, oder?
    Nauhauser: Nein, überhaupt nicht.
    Fecke: Gut. Dann können wir wenigstens in der Hinsicht nicht hektisch werden, wenn wir es schon beim Weihnachtsgeschenkekauf sind.
    Vielen Dank! - Niels Nauhauser war das, der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.