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Nach Parteiaustritt
"AfD Armee Fraktion" bedroht Ex-AfD-Politiker

Mehrere ehemalige AfD-Politiker haben nach Medienberichten Drohbriefe bekommen, die von einer Gruppe "AfD Armee Fraktion" stammen sollen. Darin werden die Politiker und ihre Familien bedroht. Doch es gibt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Schreiben.

    Hans-Olaf Henkel, Europaabgeordneter der AfD
    Hans-Olaf Henkel und andere ehemalige AfD-Politiker haben Drohbriefe erhalten. (imago stock & people)
    Martialisch und unter der Gürtellinie ist die Wortwahl in den Drohbriefen, die nach einem Bericht der Zeitung "Welt am Sonntag" in den Briefkästen von mindestens sechs prominenten Ex-AfD-Mitgliedern gelandet sind. Einer davon ist der Europaabgeordnete Hans-Olaf Henkel. "Tod dir und deinen Alfa-Schwachmaten" steht darin geschrieben. Als "Hampelmann" und "Arschloch" wird er außerdem in dem mit Schreibmaschine verfassten Text beschimpft und aufgefordert, seinen Sitz im Europaparlament aufzugeben. Henkel war für die AfD in das Europaparlament eingezogen, im vergangenen Jahr aber aus der Partei ausgetreten und hatte sich stattdessen der neugegründeten Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA) angeschlossen. So wie mehrere andere Politiker.
    Seinen Posten solle Henkel an "Frauke Petry und ihre Männer" zurückgeben. Schließlich warnt der Verfasser vor "blutiger Rache" und Henkel solle gut auf seine Familie aufpassen.
    Signiert ist das Schreiben mit "AAF", AFD ARMEE FRAKTION - wohl nicht zufällig angelehnt an die linksextremistische Terrorgruppe RAF.
    Der frühere AfD-Landessprecher von Baden-Württemberg, Bernd Kölmel, bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass er ebenfalls einen Drohbrief erhalten habe. Darin werden auch explizit die Kinder des Europaparlamentariers bedroht. Als Abschlussformel steht "Heil Höcke" unter dem Text - eine Anspielung auf den thüringischen Landeschef Björn Höcke, der zum nationalistischen Flügel der AfD gehört und mehrfach durch umstrittene Aussagen für Aufsehen gesorgt hat.
    Seinen Angaben zufolge sind die Schreiben während des Wahlkampfes in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachen-Anhalt aufgetaucht. Vor allem Politiker in Baden-Württemberg seien angeschrieben worden. Die betroffenen ALFA-Politiker hätten Anzeige erstattet. Laut "Welt am Sonntag" ermittelt bereits eine Polizeieinheit für politisch motivierte Kriminalität.
    Doch Kölmel zweifelt daran, dass die Briefe ernst gemeint sind: "Ich glaube nicht, dass hinter den Schreiben eine terroristische Struktur steht." Er gehe auch nicht davon aus, dass die AfD-Spitze damit etwas zu tun habe.
    Im Internet und vor allem auf Twitter wird ebenfalls über die Ernsthaftigkeit der Schreiben diskutiert. FAZ-Redakteur Justus Bender zweifelt an der Echtheit der "AAF": "Drohbriefe von 'AAF' haben m. E. einen für Rechtsextreme untypischen Tonfall. Allein 'Heil Höcke' wirkt zu gewollt."
    Andere Nutzer dagegen fordern, dass sich der Verfassungsschutz einschaltet und warnen vor einem Terrorarm der AfD. Vonseiten der AfD gibt es bisher noch keine Reaktion auf die Drohbriefe.
    (pr/dk)