Der Montag sollte ein großer Sporttag werden in Minneapolis: Heimspiele für das Baseball-Team, die Basketballer und die Eishockey-Mannschaft. Doch der Sport wurde zur Nebensache. Alle drei Teams entschieden sich, ihre Partien zu verschieben. Es gab Wichtigeres als Baseball, Basketball und Eishockey.
Tags zuvor war Daunte Wright, ein 20-jähriger Schwarzer, bei einer Verkehrskontrolle im Großraum Minneapolis ums Leben gekommen. Versehentlich, wie es von der Polizei hieß. Eine Beamtin hatte anstelle einer Elektroschock-Pistole eine echte Waffe benutzt.
Baseball sei deshalb gegenwärtig "etwas weniger wichtig", teilten die Minnesota Twins mit. Die Timberwolves aus der Basketball-Liga NBA und die Wild aus der Eishockey-Liga NHL äußerten sich ähnlich. Aus Respekt vor der Familie von Daunte Wright wolle man nicht spielen.
Athleten nutzen ihre Bühne für klare Botschaften
Das alles erinnert ein wenig an den Fall George Floyd, der Ende Mai in Minneapolis qualvoll durch Polizeigewalt starb - und dessen vermutlicher Mörder derzeit dort vor Gericht steht. Als Floyd ums Leben kam, stand jedoch der Spielbetrieb in allen Profiligen wegen Covid-19 still.
Erst als die Spielzeiten in abgeschotteten Blasen zu Ende gebracht werden konnten, nutzten Athletinnen und Athleten ihre Bühne für klare Botschaften und engagierten sich unter anderem so stark wie noch nie im Vorfeld der Präsidentschaftswahl.
Diesmal hingegen konnten sie sofort reagieren. Die Baseball-Profis der Minnesota Twins und der Boston Red Sox standen bereits auf dem Rasen, die Nationalhymne war erklungen, als der Entschluss fiel, nicht zu spielen. Dies sei, sagt der Ex-Basketball-Profi und jetzige ESPN-Experte Richard Jefferson, mittlerweile eine vernünftige und normale Reaktion.
"Der Protest von Sportligen gehört jetzt dazu. Es gibt kein Zurück. Das ist die Realität. Ob es dir gefällt oder nicht. Ich applaudiere allen Sportligen, die sagen: Wir wollen heute keine Spiele bestreiten, sondern müssen uns mit etwas anderem befassen."
Proteste im Sport auch an anderen Standorten
Auch überregional wurde reagiert. Vor dem NBA-Spiel Orlando gegen San Antonio knieten beide Teams gemeinsam nieder. Und San Antonios Trainer Gregg Popovich fragte sichtlich aufgebracht:
"Wie oft muss sowas noch passieren? Und so schlecht, wie wir uns jetzt fühlen mögen, er ist tot. Tot. Seine Familie und Freunde trauern. Und wir machen einfach so weiter, als sei nichts gewesen."