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Nach Polizeigewalt in den USA
Sportteams in Minneapolis verschieben Spiele

Im vergangenen Jahr hatte der qualvolle Tod von George Floyd durch Polizeigewalt landesweit für Proteste in den USA gesorgt. Und auch die Sportlerinnen und Sportler in Nordamerikas Profiligen wurden laut und aktiv. Nun wurde in Minneapolis erneut ein Schwarzer von einem Polizisten getötet. Die lokalen Sportteams reagierten umgehend.

Von Heiko Oldoerp | 13.04.2021
Mahnwache für Daunte Wright am 12. April 2021 in Brooklyn Center, Minnesota.
Mahnwache für Daunte Wright in Brooklyn Center (Minnesota, USA). (Imago MediaPunch)
Der Montag sollte ein großer Sporttag werden in Minneapolis: Heimspiele für das Baseball-Team, die Basketballer und die Eishockey-Mannschaft. Doch der Sport wurde zur Nebensache. Alle drei Teams entschieden sich, ihre Partien zu verschieben. Es gab Wichtigeres als Baseball, Basketball und Eishockey.
Tags zuvor war Daunte Wright, ein 20-jähriger Schwarzer, bei einer Verkehrskontrolle im Großraum Minneapolis ums Leben gekommen. Versehentlich, wie es von der Polizei hieß. Eine Beamtin hatte anstelle einer Elektroschock-Pistole eine echte Waffe benutzt.
Baseball sei deshalb gegenwärtig "etwas weniger wichtig", teilten die Minnesota Twins mit. Die Timberwolves aus der Basketball-Liga NBA und die Wild aus der Eishockey-Liga NHL äußerten sich ähnlich. Aus Respekt vor der Familie von Daunte Wright wolle man nicht spielen.

Athleten nutzen ihre Bühne für klare Botschaften

Das alles erinnert ein wenig an den Fall George Floyd, der Ende Mai in Minneapolis qualvoll durch Polizeigewalt starb - und dessen vermutlicher Mörder derzeit dort vor Gericht steht. Als Floyd ums Leben kam, stand jedoch der Spielbetrieb in allen Profiligen wegen Covid-19 still.
Erst als die Spielzeiten in abgeschotteten Blasen zu Ende gebracht werden konnten, nutzten Athletinnen und Athleten ihre Bühne für klare Botschaften und engagierten sich unter anderem so stark wie noch nie im Vorfeld der Präsidentschaftswahl.
Die Spieler der New Orleans Pelicans und von Utah Jazz knien während dem Abspielen der Nationalhymne gemeinsam vor einem «Black Lives Matter»-Schriftzug.
Protest gegen Polizeigewalt - Keine Körbe, keine Tore im US-Sport
Nach den Schüssen weißer Polizisten auf den unbewaffneten Schwarzen Jacob Blake ist es im US-Sport zu einer Welle des Protests gekommen. Auch die Eishockeyliga NHL sagte ihre Donnerstags-Spiele ab - und folgte damit den anderen US-Ligen. Die NBA solidarisiert sich indes mit der "Black Lives Matter"-Bewegung.
Diesmal hingegen konnten sie sofort reagieren. Die Baseball-Profis der Minnesota Twins und der Boston Red Sox standen bereits auf dem Rasen, die Nationalhymne war erklungen, als der Entschluss fiel, nicht zu spielen. Dies sei, sagt der Ex-Basketball-Profi und jetzige ESPN-Experte Richard Jefferson, mittlerweile eine vernünftige und normale Reaktion.
"Der Protest von Sportligen gehört jetzt dazu. Es gibt kein Zurück. Das ist die Realität. Ob es dir gefällt oder nicht. Ich applaudiere allen Sportligen, die sagen: Wir wollen heute keine Spiele bestreiten, sondern müssen uns mit etwas anderem befassen."

Proteste im Sport auch an anderen Standorten


Auch überregional wurde reagiert. Vor dem NBA-Spiel Orlando gegen San Antonio knieten beide Teams gemeinsam nieder. Und San Antonios Trainer Gregg Popovich fragte sichtlich aufgebracht:
"Wie oft muss sowas noch passieren? Und so schlecht, wie wir uns jetzt fühlen mögen, er ist tot. Tot. Seine Familie und Freunde trauern. Und wir machen einfach so weiter, als sei nichts gewesen."