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Nach Rassismus-Vorfällen
Chef des bulgarischen Fußballverbands zurückgetreten

Der Druck war zu groß geworden: Nach den rassistischen Ausfällen bulgarischer Fans beim EM-Qualifikationsspiel gegen England ist der Präsident des bulgarischen Fußballverbands zurückgetreten. Die Vorfälle hatten international und in Bulgarien heftige Kritik ausgelöst.

Von Clemens Verenkotte | 15.10.2019
Borislaw Michajlow
Borislaw Michajlow (imago images / Aleksandar Djorovic)
Der Druck war massiv und zeigte Wirkung: Der Präsident des bulgarischen Fußballverbands Borislaw Michailow ist zurückgetreten: Wie der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Benete unter Berufung auf den Verband auf seiner Interseite berichtet, habe Michailow seinen Rücktritt mit dem Hinweis auf die Ausschreitungen beim Spiel und die anschließenden Rücktrittsforderung der Regierung begründet.
Seine Entscheidung resultiere "aus den Spannungen der letzten Tage, die sich nachteilig auf den bulgarischen Fußball und die bulgarische Fußballunion auswirken". Bereits im Laufe des Tages hatten sowohl Ministerpräsident Borrisow, als auch Sportminister Kralew umgehend persönliche Konsequenzen an der Spitze des bulgarischen Fußballverbands gefordert. Borissow verurteilte das Verhalten "einiger Fans im Stadion als unakzeptabel." Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Benete sagte der Regierungschef:
"Wenn unser Land als rassistisches Land wegen einer Gruppe von Idioten oder wegen der schlechten Führung des Fußballverbands bezeichnet wird, ist das eine Art Protest gegen ihn."
Bulgarische Fußballfans rufen rassistische Sprüche während des Qualifikationsspiels gegen England in Sofia.
Bulgarische Fußballfans rufen rassistische Sprüche während des Qualifikationsspiels gegen England in Sofia. (Imago / David Klein)
Druck durch die Regierung
Bulgarien sei eines der tolerantesten Länder auf der Welt, betonte Borissow vor dem Rücktritt des Verbandschefs. Auch Sportminister Krassem Kralew hatte zuvor massive Konsequenzen für den Fall angekündigt, dass der bulgarische Fußballverband an seinem Präsidenten festhalten sollte:
"Wenn man den ganzen Zustand des Fußballs im Land beachtet und angesichts der gestrigen Vorfällen, hat mir der Premierminister befohlen, von heute an alle Beziehungen zu dem Fußballverband zu beenden. Auch die Finanziellen, bis zur Rücktrittserklärung vom Präsidenten des Fußballverbandss Borislaw Michailow."
Dieser hatte sich zunächst uneinsichtig gezeigt und seinen Mediendirektor Saprjanow noch am Vormittag erklären lassen:
"Natürlich wird er nicht zurücktreten. Nach den Regeln von UEFA und FIFA, in denen der bulgarische Fußballverband Mitglied ist, darf der Staat nichts verlangen, er darf sich in den Fußball nicht einmischen. Ich persönlich und der Vorstand des Fußballverbands sind nicht der Meinung, dass der Fußballverband irgendeine Verantwortung für das Hooligan-Verhalten einzelner Menschen tragen kann. Dafür haben wir eine Regierung und eigene Behörden."
Zweimal hatte das gestrige EM-Qualifikationsspiel Bulgarien gegen England unterbrochen werden müssen, weil einige Dutzend Zuschauer im Stadion rassistische Rufe skandiert und den Hitlergruß gezeigt hatten. Der Teamchef der bulgarischen Mannschaft, Krassimir Balakov, hatte nach Abpfiff erklärt, nichts von den rassistischen Gesängen bulgarischer Fans gehört zu haben.