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Nach Rückzug der Google-Gründer
Pichai wird Chef des Google-Mutterkonzerns

Bei Google geht eine Ära zu Ende: Die beiden Gründer des Suchmaschinenbetreibers, Larry Page und Sergey Brin, treten mit sofortiger Wirkung von der Unternehmensspitze ab. Jetzt übernimmt Google-Chef Sundar Pichai auch die Führung des Mutterkonzerns Alphabet - in einer schwierigen Zeit für den Internet-Riesen.

Von Marcus Schuler |
Ein junger indischer Mann sitzt in entspannter Körperhaltung in einem weißen Sessel, lächelt und hält ein Mikro in der Hand. Im Hintergrund sind viele Menschen zu sehen.
Google-Chef und jetzt auch Alphabet-Chef Sundar Pichai (imago/Zuma Press)
Im US-Wirtschafts-Fernsehen löste der Rücktritt der beiden Google-Gründer den "Breaking-News"-Fall aus.
Einig waren sich die Kommentatoren alle: Hier geht eine Ära zu Ende. Vor 21 Jahren haben die beiden heute 46-jährigen Stanford-Studenten das vielleicht wichtigste Unternehmen des Internets gestartet. Ihre Namen sind gleichzusetzen mit den Gründern von Microsoft und Apple - Bill Gates und Steve Jobs. Dan Niles ist Investor. Er hat selbst an der Elite-Uni Stanford im Silicon Valley studiert. Im Wirtschaftssender CNBC sagte er:
"Page wird eindeutig in die Geschichtsbücher eingehen. Er ist ein Visionär. Es gibt nur wenige Menschen, die eine Firma gegründet haben, deren Namen zum Verb wird - googeln. Er war aber in den vergangenen Jahren kaum mehr im aktiven Geschäft involviert."
Rückzug aus dem Tagesgeschäft
Und das hat seinen Grund. Vor vier Jahren hat sich der Konzern eine neue Struktur gegeben und als Dach, als Mutter, Alphabet ganz oben platziert. Page als CEO, sein Mitgründer Sergey Brin als Präsident ohne näher spezifizierten Aufgabenbereich. Damit haben sich die beiden quasi aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Alphabet besteht seither aus vielen Einzel-Unternehmen und kommt auf insgesamt etwas mehr als 100.000 Mitarbeiter. Waymo zum Beispiel beschäftigt sich mit selbstfahrenden Autos, Verily mit Biotechnologie. Das wichtigste ist und bleibt aber die Suchmaschine Google. Das ist der Geldbringer. Michael Bergen beobachtet für den Wirtschaftsdienst Bloomberg den Alphabet-Konzern. Er sagt:
"Eigentlich war Alphabet als eine Art Struktur für die anderen Unternehmen gedacht, die miteinander auf Augenhöhe agieren sollten. Google war gleichauf mit Waymo oder Verily. Nun steht plötzlich der Google Chef über den anderen Chefs der Einzel-Unternehmen. Das ist etwas komisch. Das muss das Unternehmen nun zügig lösen, es ist eine ungeklärte Frage."
Ein Computer-Freak soll´s künftig richten
Mit der Beförderung des 47-jährigen Sundar Pichai, der aus dem Süden Indiens stammt, kommt nun ein Mann an die Spitze des Konzerns, der bislang eher einen Ruf als Techie, als Geek hatte. Pichai musste in den vergangenen Monaten aber immer mehr Aufgaben von Page übernehmen. Zuletzt hatte er sogar die Quartalskonferenzen von Alphabet geleitet. Ein Indiz dafür, dass vor allem CEO Page die Lust an Google verloren hat. Michael Bergen vom Wirtschaftsdienst Bloomberg sieht das als große Herausforderung für Nachfolger Pichai:
"Als er vor vier Jahren die Leitung von Google übernommen hat, kümmerte er sich um Produkte, die Suche, das Android-Betriebssystem. Spannende, technologie Themen. Doch jetzt geht es viel mehr um politische Schlachten."
Skandale sorgen zunehmend für Unmut
Und genau das könnte mit ein Grund für den Rückzug der beiden Gründer sein. Außerdem hat die offene Unternehmenskultur, die von Page und Brin gefördert wurde, zuletzt für Unruhe gesorgt. Viele Mitarbeitende haben Sexismus im Konzern angeprangert. Eine 90-Millionen-Dollar-Abfindung für Android-Erfinder Andy Rubin, dem sexuelle Nötigung vorgeworfen wurde, hat viele Google-Angestellten verärgert. Das drängendste Problem für Pichai dürfte aber die Politik sein: Nicht nur die EU in Brüssel hat Google unter verstärkte Beobachtung genommen. Auch in Washington realisieren viele Politiker beider Parteien, dass Google zu groß und zu mächtig geworden ist.