Die rechte Hand ausgestreckt an der Schläfe zum Salut erhoben, den Blick fest in die Kamera gerichtet und darunter die Unterschrift "Für unsere Soldaten und Märthyer". Dieses Bild der türkischen Nationalmannschaft nach dem Länderspiel gegen Albanien hat der Verband veröffentlicht - und damit seine Unterstützung für die Soldaten ausgedrückt, die in Nordsyrien eingerückt sind. Ein war ein höchst umstrittener Jubel - die UEFA ermittelt.
Die meisten Spieler hatten dann jedoch erneut beim Spiel gegen Frankreich salutiert. Kaan Ayhan und Kenan Karaman allerdings nicht, denn die hatten nach dem ersten Salut viel Kritik von den Fans ihres Vereins, Fortuna Düsseldorf, bekommen und mussten auch mit dem Sportverstand über ihr Verhalten sprechen. Nachdem sie aber beim zweiten Mal nicht salutiert hatten, bekamen Sie nun sehr viel Kritik aus der Türkei.
Hacı-Halil Uslucan, Professor für Moderne Türkeistudien an der Universität Duisburg Essen, sagte im Dlf, der Fall zeige die Ambivalenz, unter der Türkischstämmige, die in Deutschland oder im Ausland leben, leiden. Die türkische Armee habe in der Türkei einen sehr hohen Rang. "Die positive Haltung zum Militär ist die durch und durch türkische Sicht", sagt Uslucan.
Erwartungshaltung aus der Türkei
Die Spieler wüssten, dass es in Deutschland dem Militär gegenüber eine eher kritische Haltung gebe. "Auf der anderen Seite wissen sie auch, was für eine Erwartungshaltung aus türkischer Sicht besteht". Auch der Gruppendruck spiele eine Rolle, meint Uslucan. "Wenn alle anderen Spieler das machen, entsteht immer ein Gruppendruck." Es zeige den Zwiespalt, es auf der einen Seite der Mehrheitsgesellschaft recht zu machen, auf der anderen Seite aber die kulturellen Bezüge auch nicht ganz zu leugnen. Es sei deshalb auch notwendig, dass türkische Verbandsvertreter diese Sensibilität der deutschen Seite stärker kommunizierten. Auf deutscher Seite gebe jedoch auch die Haltung: 'Unsere Sicht müsste Standard sein – für die gesamte Welt'. Umgekehrt müsste aber auch betont werden, dass in Deutschland die Haltung der Spieler vielmehr beäugt wird – gerade vor dem Hintergrund der Integrationsdebatte.
Teile der deutschen Öffentlichkeit würden diese Vorfälle immer schnell zum Anlass nehmen, Personen mit Migrationshintergrund zu diskreditieren. Das habe man auch im Fall Özil gesehen, so Uslucan.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.