Im Hamburger Hauptbahnhof stehen die Reisenden noch immer Schlange vor Informationsschaltern. Viele stehen unter den Anzeigetafeln, die Köpfe im Nacken Falten auf der Stirn:
"Wir müssen jetzt gleich einchecken und wir haben heute Morgen schon mal gefragt. Dann hieß es: er fährt. Es ist leider noch nicht angeschlagen und mal gucken, ob es dann so weitergeht. Mal gucken."
"Wir sind mit einer Reisegruppe hier hingefahren mit zehn Leuten und wollten eigentlich am Sonntag zurück. Das musste alles umorganisiert werden. Wir haben eine Nacht hier im Hotel verbracht und hoffen, dass wir jetzt irgendwie wieder nach Hause kommen, Richtung Siegen, Richtung Siegerland."
Gestern herrschte noch Chaos bei der Deutschen Bahn, erzählt der Siegener. Das Unternehmen habe aber schnell reagiert und zugesichert, die Hotelkosten für die in Hamburg Gestrandeten zu übernehmen. Mittlerweile sind die so genannten Hotelzüge, in denen die Wartenden mit Tee, Kaffee Suppen und belegten Brötchen versorgt wurden, schon wieder in den Depots der Bahn. Nicht nur hinter den Tresen der Bahn-Info-Punkte, auch davor kümmern sich Mitarbeiter des Unternehmens um die Fragen der Menschen:
"Nach Berlin fahren wir über Hannover. Ansonsten sind die Strecken Frankfurt, Stuttgart, München alle frei!"
"Heute ist natürlich ein schöner Tag aber das darf nicht täuschen"
Ab 15 Uhr soll auch die Strecke zwischen Hamburg und Berlin wieder befahrbar sein. Ob der Betrieb dann wieder ganz planmäßig verläuft, ist aber noch nicht klar. Auch beim Deutschen Wetterdienst stehen die Zeichen heute wieder auf Entwarnung. In der Hamburger Außenstelle des Dienstes direkt am Elbhang, gegenüber den Landungsbrücken, erklärt der Meteorologe Rüdiger Hartig:
"Im Moment sind die Karten etwas ruhiger aus. Es bleibt wechselhaft. Heute ist natürlich ein schöner Tag aber das darf nicht täuschen. Die nächsten Tage bleibt es eben wechselhaft es gibt immer mal wieder Schauer hier in Norddeutschland. Einen großen Sturm haben wir aber im Moment nicht im Angebot."
Unterm Strich seien die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes aber heute nicht nur genauer, sondern können vor allem auch früher erstellt werden, so der Meteorologe:
"Als ich damals anfing, da war es so, dass wir mit ein paar Messinstrumenten auf dem Atlantik klarkommen mussten. Ein paar Drucktendenzen, aus denen wir dann unsere Stürme abgeleitet haben. Heutzutage haben wir sieben bis fast zwölf Tage Kartenmaterial, das im Vorwege gerechnet ist und das auch in der Regel relativ gut funktioniert. Solche großen Stürme wie wir ihn jetzt gehabt haben "Herwart", den haben wir sieben Tage vorher auf unseren Karten gehabt."
Mindestens drei Menschen ums Leben gekommen
… und deshalb konnten Rüdiger Hartig und seine Kollegen rechtzeitig die Bewohner der betroffenen Gebiete warnen und auch Unternehmen wie der Deutschen Bahn die Möglichkeit geben schon vor dem Sturm Reparaturteams zusammen zu ziehen oder Hotelzüge bereits zu stellen. Trotz der Warnungen vor Sturmtief "Herwart" und der schweren Sturmflut an der Nordseeküste kamen auch bei diesem Unwetter mindestens drei Menschen ums Leben. Zwei Brüder aus Nordrhein-Westfalen hatten in ihrem Campingbus vor dem Deich die Nacht verbracht und wurden am Sonntagmorgen vom ansteigenden Nordseewasser überrascht. Einen der Männer konnte die DLRG retten, der andere wurde tot aus dem Wasser geborgen. In Mecklenburg-Vorpommern kenterten drei Segler mit ihrem Boot, zwei Menschen wurden zwar gerettet und wiederbelebt, sie starben aber später im Krankenhaus. Nach einem weiteren Crewmitglied wird noch immer gesucht.
Noch immer ausharren müssen die 22 Besatzungsmitglieder des 225 Meter langen Schüttgutfrachters "Glory Amsterdam". Das Schiff war gestern vor der Insel Langeoog auf Grund gelaufen. Die "Glory Amsterdam" ist nicht beladen, hat aber knapp 2.000 Tonnen Treibstoff an Bord. Spezialisten des so genannten Havariekommandos hatten sich gestern aus einem Hubschrauber auf das Schiff abgeseilt. Mehrere Schlepper sind vor Ort und sollen heute Abend einen weiteren Versuch starten, den Frachter wieder in tieferes Fahrwasser zu ziehen. Derzeit, heißt es vom Havariekommando, trete kein Öl aus, das die Strände der Nordseeinseln verschmutzen könnte.