Dresden
Nach Teileinsturz der Carolabrücke: Einsatzkräfte bereiten sich auf Hochwasser vor

Nach dem Einsturz von Teilen der Carolabrücke in Dresden laufen die Sicherungsarbeiten. Die Einsatzkräfte bereiten sich zudem auf ein mögliches Hochwasser vor. Die Einsturzursache ist bislang nicht bekannt - Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gibt es laut Polizei derzeit keine.

    Dresden: Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt. (Luftaufnahme mit Drohne)
    Teile der Carolabrücke in Dresden sind eingestürzt. (Robert Michael / dpa / Robert Michael)
    Die Sicherungsarbeiten am Unglücksort hätten jetzt oberste Priorität, sagte der Dresdner Oberbürgermeister Hilbert. Nach Angaben der Feuerwehr könnte ein mögliches Hochwasser die Aufräumarbeiten zum Wochenende hin beeinträchtigen. Ein Sprecher erklärte, man sei sensibilisiert und vorbereitet. Der Deutsche Wetterdienst erwartet zwar in Sachsen kein Unwetter, allerdings viel Regen - unter anderem in Tschechien. Das werde Auswirkungen auf die Flüsse in Sachsen haben, hieß es.
    Politiker zeigten sich erleichtert, dass bei dem nächtlichen Einsturz keine Menschen verletzt oder getötet wurden. Hilbert (FDP) sagte, man könne nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen sei. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) betonte, es sei nicht auszudenken, wenn das Unglück am Tag passiert, Straßenbahn und Autos auf der Brücke gewesen wären.
    Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971. Zwei ihrer Brückenzüge, die Teile A und B, wurden in den vergangenen Jahren bereits saniert. Eingestürzt ist nun der Teil C, der im nächsten Jahr saniert werden sollte.

    Spekulationen über Korrosion und Spannungen durch Wetterumschwung

    Der Abteilungsleiter vom Straßen- und Tiefbauamt Dresden, Kalbe, sagte, es sei nicht vorhersehbar gewesen, dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm gewesen sei, dass ein Einbruch gedroht habe. Nun gelte es, eine Gefahr für die beiden anderen Brückenteile auszuschließen. Dafür werde eine Zustandsanalyse durchgeführt. Ein Grund für den Einsturz könnte Korrosion gewesen sein - zu DDR-Zeiten habe es einen massiven Chlorid-Eintrag gegeben, so Kalbe. Chloride sind Salze etwa aus Streusalz oder der Luft, die in Beton eindringen und dort den Stahl beschädigen können.
    Auch der Brückenbauexperte Steffen Marx von der TU Dresden vermutet unter anderem Korrosion. Der Professor am Institut für Massivbau sagte zudem, als eine der ersten großen Spannbetonbrücken in der DDR habe die Carolabrücke alle Defizite, die ein solches Bauwerk aus der Frühzeit der Spannbetonbrücken habe. Ein besonders tragisches sei, dass die Brücke keine Redundanzen habe. Das heißt: "Wenn irgendwas ist, folgt der Einsturz." Dem MDR sagte er zudem, der Wetterumschwung nach der Hitze könnte zu einem Spannungszustand geführt haben.

    Straßenbahn 18 Minuten vor Einsturz noch auf Carolabrücke

    Von dem Einsturz um kurz nach 3 Uhr war ein etwa 100 Meter langer Brückenzug betroffen, auf dem das Straßenbahngleis und ein Teil des Gehwegs lagen. 18 Minuten zuvor habe noch eine Straßenbahn die Brücke überquert.
    Die Feuerwehr warnte davor, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten. Ein Feuerwehrsprecher rief die Menschen auf, der Brücke möglichst fernzubleiben. Es bestehe nach wie vor akute Lebensgefahr auf und an der Brücke. Eine Drohnenstaffel sei im Einsatz, um das Ausmaß der Schäden genauer zu erkunden.

    Fernwärme-Versorgung unterbrochen

    Auch zwei Versorgungsleitungen für die Fernwärme wurden bei dem Einsturz beschädigt. Den Angaben zufolge überflutete heißes Wasser den Uferbereich der Altstädter Seite. Die Stadt konnte zeitweise nicht mit Fernwärme versorgt werden. Inzwischen sind zumindest einzelne Stadtteile wieder an das Netz angeschlossen.
    Die gut 30 Meter breite Brücke, benannt nach der Ehefrau des sächsischen Königs Albert, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, wurde im Jahr 1971 fertiggestellt. Über sie verlaufen vierspurig die Bundesstraße 170 und baulich getrennt Straßenbahnschienen. Im Fluss wird sie von einem Pfeiler gestützt.
    Diese Nachricht wurde am 11.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.