Mit Lucke tritt auch die "Weckruf"-Vorsitzende Ulrike Trebesius aus, berichtete Deutschlandfunk-Korrespondent Stefan Maas. Sie sitzt ebenso wie Lucke im Europaparlament. Lucke sagte, er wolle nicht als "bürgerliches Aushängeschild für politische Vorstellungen missbraucht werden", die er aus tiefster Überzeugung ablehne. Als Beispiele nannte er eine antiamerikanische Grundhaltung, islam- und ausländerfeindliche Ansichten sowie fundamentale Systemkritik.
Solche Gedanken seien in der AfD weit verbreitet. "Ich habe sicherlich Fehler gemacht und zu den größten gehört zweifellos, dass ich zu spät erkannt habe, in welchem Umfang Mitglieder in die Partei drängten, die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen", schrieb Lucke auf seiner Facebook-Seite. Die Partei sei "unwiderbringlich in die falschen Hände gefallen." Unklar ist, ob er eine neue Partei gründen wird. Das habe er noch nicht entschieden, sagte Lucke.
Frauke Petry hatte sich am Wochenende auf dem AfD-Parteitag gegen Lucke bei der Vorstandswahl durchgesetzt. Er wirft der 40-Jährigen einen rechtspopulistischen Kurs vor. Petry selbst rief alle AfD-Mitglieder auf, in der Partei zu bleiben. Allerdings haben schon einige ranghohe Vertreter angekündigt, die AfD verlassen zu wollen. Lucke zufolge sind seit dem Wochenende mehr als tausend Anhänger ausgetreten. Der von Lucke initiierten Verein "Weckruf 2015" will diese Woche entscheiden, ob er kollektiv die AfD verlässt und eine neue Partei gründet.
Die AfD hat nach Parteiangaben rund 23.000 Mitglieder, der "Weckruf" nach eigenen Angaben gut 4.000 Anhänger. Wirtschaftswissenschaftler Lucke hatte die AfD im Jahr 2013 mit gegründet. Hauptthema war damals der Protest gegen die Einführung des Euro.
(hba/ach)