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Nach Verurteilung von Alexej Nawalny
Zahlreiche Regierungsgegner festgenommen

In Moskau hat die Polizei Regierungsgegner festgenommen. Diese hatten gegen die Verurteilung des Kremlkritikers Alexej Nawalny protestiert. Er wollte zu seinen Anhängern sprechen, wurde aber noch vorher festgenommen, weil er gegen seinen Hausarrest verstoßen hatte. Am Morgen war Nawalny zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.

30.12.2014
    Zwei Polizisten führen einen Demonstranten ab, rechts außerhalb des Bildes ein dritter Polizist. Der Demonstrant trägt eine Kapuze und hat den Kopf gesenkt.
    Polizisten nehmen einen Anhänger des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny fest. Sie hatten in Moskau gegen seine Verurteilung demonstriert. (picture alliance / dpa / Sergei Ilnitsky)
    Alexej Nawalny ist inzwischen wieder zu Hause. Über Twitter teilte Nawalny mit, Polizisten hätten ihn zu seiner Wohnung gefahren und würden nun vor seiner Tür darüber wachen, dass er dort auch bleibe.
    Nawalny war in der Nähe des Kreml festgenommen worden, als er zu einer nicht genehmigten Protestkundgebung fahren wollte. Die Demonstration auf dem Menenge-Platz in Moskau in Sichtweite des Kreml erreichte Nawalny offenbar nicht ganz, die Polizei nahm ihn kurz vorher fest. Der Fernsehsender "Doschd" übertrug Bilder von der Festnahme auf offener Straße. Nawalny steht seit Februar unter Hausarrest. Das kümmerte ihn aber wenig, wie er kurz zuvor auf Twitter schrieb: "Hausarrest habe ich, aber heute will ich unbedingt bei euch sein, deswegen fahre ich."
    Im Internet hatten 18.000 Anhänger angekündigt, am Abend in Moskau zu demonstrieren, allerdings fiel die Demonstration bei minus 15 Grad deutlich kleiner aus; Beobachter berichten von wenigen tausend Menschen.
    Die Behörden hatten die Demonstration nicht genehmigt und warnten vor einem harten Durchgreifen der Polizei. Die war mit einem Großaufgebot im Einsatz und riegelte den Platz großräumig ab. Die Menschenrechtsgruppe OVD-Info teilte mit, mehr als 250 Menschen würden in Polizeiwagen festgehalten oder seien schon auf Polizeiwachen gebracht worden. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 130 Personen festgenommen. Schon nach der Urteilsverkündung am Morgen hatten Menschen vor dem Gerichtsgebäude protestiert, vereinzelt nahm die Polizei Demonstranten fest.
    Nawalny nennt Urteil "niederträchtig"
    Das Gericht hatte den Regierungskritiker Alexej Nawalny zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Ihm und seinem Bruder Oleg wird vorgeworfen, Geld unterschlagen und über ein Firmengeflecht legalisiert zu haben. Nawalny twitterte daraufhin: "Von allen möglichen Urteilssprüchen war dies heute der niederträchtigste."
    Nach dem Urteil durfte Nawalny nach Hause zurückkehren, weil die Strafe nur auf Bewährung ausgesetzt ist. Schon im Jahr 2013 war er in einem anderen Fall zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden; weil er gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll, steht er seit Februar unter Hausarrest. Sowohl Nawalnys Anwalt Wadim Kobsew als auch das Gericht bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass die neue und die alte Strafe getrennt voneinander zu sehen sind.
    (stfr/vic)