Die Gewalttat sei "wohl politisch motiviert" gewesen, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager vor Journalisten. Der 17-jährige Flüchtling aus Afghanistan habe in Ochsenfurt den Regionalzug mit dem Ziel bestiegen, sich an "den Ungläubigen dafür zu rächen, was sie ihm und seinen Glaubensbrüdern angetan haben".
Dabei habe er drei Mal auf arabisch "Gott ist groß" gerufen. Einmal sei dies auch auf dem 21.13 Uhr in der Rettungsleitstelle aufgezeichneten Notruf zu hören. Ohlenschlager sagte weiter, der Jugendliche habe "mit unbedingtem Tötungsvorsatz gehandelt". Zuvor sei er strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten.
IS-Agentur veröffentlicht Video
Die IS-nahe Agentur Amak veröffentlichte ein Video, auf dem der 17-Jährige zu sehen sein soll. Der Mann kündigt darin an, einen Selbstmordanschlag begehen zu wollen. Zudem erklärt er, die Soldaten von "Ungläubigen" würden in ihren Häusern, Dörfern oder auf Flughäfen zu Zielscheiben.
Das bayerische Innenministerium hat die Echtheit des Bekennervideos zum Attentat von Würzburg bestätigt. "Der Mann auf dem Video ist der Täter von Würzburg", sagte ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Herrmann selbst erklärte im Bayerischen Fernsehen: "Wir wissen, dass das Video authentisch ist."
Das gelte auch für den Abschiedsbrief des 17-Jährigen, der gefunden worden sei. Inwieweit die Terrormiliz IS selbst involviert gewesen sei, müsse überprüft werden.
Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sagte in den ARD-"Tagesthemen", er gehe von einem islamistischen Hintergrund aus. Allerdings müsse man noch vorsichtig sein, was die Bewertung der Tat angehe.
Zwei Menschen schweben in Lebensgefahr
Bei dem Axt-Angriff in einem Regionalzug bei Würzburg waren nach Angaben der Polizei fünf Menschen verletzt worden. Zwei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr, wie der Würzburger Polizeipräsident Gerhard Kallert mitteilte. Der 17-Jährige Täter war am Montagabend mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld losgegangen. Er wurde von der Polizei erschossen.
Bayerns Innenminister Herrmann verteidigte das Vorgehen der Polizei. "Es gibt aus meiner Sicht an der Richtigkeit des Einsatzes nicht den geringsten Zweifel." Er dankte der Polizei für deren "engagierten Einsatz".
Täter hatte Aussicht auf eine Lehrstelle
Der junge Mann, der vor etwa zwei Jahren ohne seine Eltern nach Deutschland gekommen war, lebte zunächst in einem Heim und seit zwei Wochen bei einer Pflegefamilie. Dem bayerischen Sozialministerium zufolge wurde er im Rahmen der Jugendhilfe intensiv betreut. Er machte zuletzt ein Praktikum in einer Bäckerei, mit der Aussicht auf eine Lehrstelle.
(hba/tzi)