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Nachhaltig Feiern
Umweltschutz hat es beim Karneval noch schwer

Wenn an den tollen Tagen wieder Hundertausende in den Karnevalshochburgen auf die Straßen gehen, bleibt der Umweltschutz oft auf der Strecke. Denn die Jecken und Narren produzieren tonnenweise Müll. Auch bei den Umzügen machen nachhaltig produzierte und fair gehandelte Süßigkeiten nur einen Bruchteil aus.

Von Anh Tran |
Ein Bonbon von einem Karnevalsumzug liegt zwischen nassem Konfetti auf der Straße
Am Rosenmontag in Köln werden wieder tonnenweise Kamelle verteilt, nur wenige sind fair gehandelt (picture alliance/ dpa/ Frank Rumpenhorst)
Das jecke Treiben auf den Straßen Kölns hat wieder begonnen. Aber der Karneval bringt nicht nur feierfreudiges Publikum aus aller Welt in die Stadt, sondern auch Konfetti, Plastikmüll und Dreck. Allein 300 Tonnen Kamelle – also verpackte Süßigkeiten – werden in Köln an die Menge verteilt. Nachhaltigkeit und Karneval scheinen nicht recht zusammenzupassen. Auch auf der Straße ist man sich uneins:
"Karneval und Umwelt – das passt nicht. Muss man jetzt mal ein paar Tage durch."
"Man kann Spaß haben definitiv, ohne dass man seinen Müll auf den Boden schmeißen muss. Überall stehen Mülleimer. Man kann schon ein bisschen drauf schauen."
"Das ist ja auch sehr schwierig auf Großveranstaltungen, das Ganze irgendwie naturfreundlich zu machen. Das muss man halt auch dazu sagen. Auch wenn ich auch dafür bin, dass das anders geregelt sein sollte. Aber wie, da bin ich überfragt."
Erst kleine Schritte zur Nachhaltigkeit
Michael Kramp vom Festkomitee, das den Rosenmontagsumzug organisiert, ist sich des Problems bewusst. Tradition und Umweltbewusstsein sind nur schwierig miteinander vereinbar:
"Grundsätzlich ist da natürlich immer ein Zwiespalt zwischen dem, was man gerne hätte, aber es sind halt Hunderttausende von Menschen auf der Straße. Und Hunderttausende von Menschen produzieren immer – egal wo sie sind – produzieren Müll. Das heißt, auf Null reduzieren, wird man es nicht können."
In den Leitsätzen des Komitees heißt es: "Der Kölner Karneval fördert aktiv Brauchtum und Kultur, zugleich soll der Kölner Karneval zukunftsorientiert und innovativ sein." Das bedeutet in der Praxis, auch beim Thema Nachhaltigkeit, eine Entwicklung anzustoßen, zum Beispiel bei den im Zug verteilten Blumensträußen.
"Also früher zum Beispiel war es ganz typisch, dass man die Strüßje immer noch mal in Plastik verpackt hat. Das wird heute alles nicht mehr gemacht. Also wir versuchen schon, dass das, was liegen bleibt, auf jeden Fall zumindest abbaubar ist oder wenn's dann eingesammelt wird, dass es dann kompostierbar ist. Auch das wird von uns inzwischen sehr viel mehr gehandhabt als es noch vor wenigen Jahren war. Grundsätzlich kann man natürlich immer mehr machen."
Faire Kamelle haben es noch schwer
Mittlerweile werden beispielsweise kompostierbare Pfandbecher angeboten. Sie sehen genauso aus wie Plastikbecher, können aber besser verwertet werden und vermeiden Glasmüll auf den Straßen.
Ein anderes Thema, das immer mehr in den Fokus der Jecken rückt, sind fair produzierte "Kamelle". Martin Klupsch ist Geschäftsführer des Fairhandelszentrums Rheinland. Zusammen mit dem Verein "Jecke Fairsuchung" stellt sein Unternehmen seit über 15 Jahren faire Kamelle her:
"Faire Kamelle macht aus, dass die Rohstoffe fair gehandelt sind. Dass man zum Beispiel auch hingehen kann und sagen kann: ‚In diesen Süßigkeiten steckt garantiert keine Kinderarbeit drin", und die Produzenten der Rohstoffe – wie Kakao und Zucker – bekommen für diese Rohstoffe garantierte Preise, bessere Preise und das Ganze in aller Regel auch noch in Bioqualität."
Nachfrage wächst allmählich
Zu Beginn sei das Geschäft schleppend vorangegangen, sagt Klupsch. Viele Traditionsvereine hätten sich vor den nachhaltigen Produkten zunächst gescheut. Doch die Haltung zu fairer Kamelle ändert sich langsam.
"Wir machen die Erfahrung, dass in einem Jahr jemand das gesehen hat und im nächsten Jahr uns anspricht und fragt: Kann ich das auch haben? Oder: Wie bekomme ich das? Oder: Was kann man da machen? Nun ist Karneval nur einmal im Jahr. Das heißt, da vergeht immer wieder zehn Monate dazwischen, aber es wird auf diese Art und Weise von Jahr zu Jahr mehr."
Bisher kommen rund fünf Tonnen von den insgesamt 300 Tonnen Kamelle des Kölner Karnevals von der "Jecken Fairsuchung". Aber egal ob herkömmliche oder faire Kamelle: Am Ende wäre es am besten, wenn die Süßigkeiten nicht auf den Straßen, sondern in den Bäuchen der Jecken landen würden.
"Und so haben wir Umwelt und Karneval zusammengefasst heute."