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Nachhaltige Bademode
Teurer, aber umweltfreundlich

In Deutschland wird reichlich Bademode gekauft, und das bevorzugt in großen Modeketten. Eine Alternative sind kleine Modelabels, die Bademode mit schickem Design und Rücksicht auf die Umwelt produzieren.

Von Juliane Neubauer |
    Strandleben an der Playa de Palma in S'Arenal, fotografiert am 03.05.2016 in Arenal (Spanien) bei Palma de Mallorca.
    Muss es für jeden Strandurlaub ein neuer Bikini oder eine neue Badehose sein? (dpa / Jens Kalaene)
    Viele Strände weltweit werden von angeschwemmten Plastikmüll verschmutzt. Besonders deutlich sieht man das auf den Inseln im Pazifik und im Indischen Ozean. Mauricio Palma und seine Frau Sonja ärgern sich darüber nicht einfach nur, sondern haben sich davon inspirieren lassen, erklärt er:
    "Wir haben gesehen in den letzten 20 Jahren, ich als Costa Ricaner besonders, wie sich unsere Strände geändert haben, wie viel Kunststoff wie viel Plastik da rumliegt, wie viel Müll. Und man denkt, vielleicht kann man diese Leidenschaft, die man für Mode hat, für Strandmode hat, verbinden um einen besseren Ort zu schaffen."
    Das versuchen sie, indem sie besondere Badeanzüge und Bikinis anbieten – unter dem Namen Woodlike Ocean. Eigentlich sehen sie ganz normal aus, und fühlen sich auch normal an. Aber:
    "Die sind ausschließlich aus recycelten Material. Es werden keine neuen Ressourcen dafür gebraucht, außer Strom und Energie natürlich."
    Die Healthy Sea Initiative lässt an verschiedenen Orten in Europa von freiwilligen Tauchern Geisternetze einsammeln. Fischfangnetze, die beim Fischen verloren gegangen sind aber oft auch absichtlich im Meer zurückgelassen werden und dann im Meer herumtreiben. Diese Kunststoffnetze werden in einer Fabrik in der Slowakei zu einem recycelten Garn verarbeitet. Econyl heißt das. Und das Steckt in den Badeanzügen und Bikinis von Woodlike Ocean.
    Gehäkelt und gestrickt
    Auch Anna Berger und Eva Swoboda bieten mit ihrem Label EA Sea Wear Bademode an. Das Besondere daran: Sie ist gehäkelt oder gestrickt. Inspiriert sind sie von 70er-Jahre Häkelbikinis von Bergers Mutter. Die sahen zwar toll aus, waren aber zum Schwimmen eher weniger geeignet, weil die Wolle aus denen die bestanden bei Nässe aus der Form geriet und außerdem nur langsam trocknete. Die Idee stellte die Modemacherinnen also vor einige Herausforderungen erklärt Eva Swoboda:
    "Ist es irgendwie möglich, das Material zu erneuern, ein Material zu finden, mit dem man eben auch schwimmen gehen kann? Und gibt es Menschen die irgendwie noch häkeln können? Naja, wahrscheinlich irgendwie Omis. Und könnten wir mit denen nicht zusammen Bikinis häkeln?"
    Die Omis und Hausfrauen fanden sie über einen Aushang im Supermarkt. Es sind Hobbyhandarbeiterinnen, die sich zu ihrer Rente oder ihrem Haushaltsgeld etwas dazu verdienen. Gemeinsam mit den erfahrenen Häklerinnen erarbeiteten die jungen Modemacherinnen die Häkelmuster. Wer einen gehäkelten Bikini kauft, findet ein Bild beigelegt von der Dame, die ihn gehäkelt hat. Anders als bei den Häkelbikinis aus den 70ern sind ihre nicht aus Wolle, sondern aus einer Kunststofffaser, die auch wenn der Stoff nass wird in Form bleibt und lange haltbar sei.
    Was passiert eigentlich mit den Stoffresten, die bei hochwertigen Modeproduzenten übrig bleiben, hat Sophie Andersson sich gefragt. Die 25-jährige Schwedin lebt und arbeitet seit gut einem Jahr in Berlin als Modedesignerin. Sie studierte Mode in Italien und London und merkte schnell, das sie sich in der Welt der Industrie-Mode nicht wohlfühlt. Vor etwa einem Jahr gründete sie ihr eigenes Modelabel Anekdot und wollte es besser machen.
    "Alle Materialien sind hochwertige Überbleibsel aus der hochpreisigen Modeindustrie, die ich upcycle. Die sammle ich zusammen von verschiedenen Orten in der Welt und mache daraus Mode für die moderne Frau."
    Stoffreste von großen Sportmarken
    Jedes der rund 20 Bikiniteile hat sie selbst entworfen und genäht. Für die Schwimmkollektion hat sie Stoffreste bei der Sportmarke Speedo mitnehmen dürfen, die aus Kollektionen der letzten Jahre übrig geblieben waren. Unter anderem Stoffproben, die für die Produkte der hauseigenen Marke aussortiert wurden. Da Andersson für die Bikiniteile sowieso immer nur kleine Stoffstücke brauche, arbeite es sich auch mit relativ kleinen Restenstücken gut. Und selbst was, bei ihrer Arbeit von den Stoffen übrig bleibt, wird weiter verarbeitet - zu Haargummis zum Beispiel. Anderson glaubt, damit einen Nerv zu treffen.
    "Ich hatte das Gefühl, dass die Leute sich nach Produkten sehnen, die eine Seele haben und hinter denen eine Geschichte steckt. Ein Produkt, das sie lieben und lange bei sich haben. Und nicht so ein Wegwerfprodukt, das in der Masse hergestellt wurde und wie ein kaltes Objekt wirkt, das man einfach wegwirft."
    Die nachhaltige Bademode hat allerdings auch ihren Preis. Der geht bei 120 Euro los. Nicht in jedermanns Budget, für die kleinen Modelabels ist es kaum möglich, ihre Stücke günstiger anzubieten. Aber vielleicht nehmen die großen sich ja an ihren Ideen ein Beispiel.