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Nachhaltige Energie für alle

In Afrika, Asien und Lateinamerika gibt es große Regionen ohne Elektrizität. Auf einer Konferenz in Brüssel diskutiert die Europäische Union über eine weltweite Gewährleistung von nachhaltiger Energieversorgung.

Annette Riedel im Gespärch mit Georg Ehring | 16.04.2012
    Georg Ehring: Vor allem auf dem schwarzen Kontinent ist es nachts wirklich dunkel. Weite Landstriche Afrikas sind noch ohne Stromversorgung und damit auch von der Entwicklung ziemlich abgeschnitten. Auch in Asien und Lateinamerika gibt es noch große Regionen ohne Elektrizität. Eine Elektrifizierung vor allem mit fossilen Energieträgern wie der Kohle kann sich die Welt allerdings nicht mehr leisten, der Klimawandel macht Alternativen zwingend erforderlich. Die Europäische Union spricht heute bei einer Konferenz darüber, wie eine nachhaltige Energieversorgung für alle gewährleistet werden kann. Annette Riedel in Brüssel, was soll denn dabei herauskommen?

    Annette Riedel: In erster Linie, dass tatsächlich am Ende eine Entwicklung steht, die man auf ungefähr 20 Jahre jetzt festgelegt hat, wonach alle Menschen weltweit Zugang zu Energie haben, also über sieben Milliarden, und das eben nicht zu irgendeiner Energie - Sie sprachen es an, dann kann es ja auch gefährlich werden, Stichwort Klimawandel -, sondern tatsächlich zu nachhaltiger Energie, nachhaltiger Energie, die die jeweiligen regionalen Ressourcen nutzt und sie so nutzt, dass die Menschen Zugang zu ihnen haben und auch Zeit gewinnen, Stichwort, ob man Holz sammeln muss, was Kilometer entfernt beispielsweise ist, dass sie auch Zeit haben, sich auf Bildung konzentrieren zu können, und das dann natürlich auch ein Punkt ist, der Voraussetzung für jegliche Form von Entwicklung ist.

    Ehring: Die UN und die Europäische Union wollen sich ja gemeinsam dieses Themas annehmen. Wie wollen Sie das denn machen?

    Riedel: Sie ziehen da in der Tat an einem Strang. Die Vereinten Nationen haben ja das Jahr 2012 zum "Jahr der nachhaltigen Energie für alle" erklärt, sie arbeiten gemeinsam in einer hochkarätig besetzten Arbeitsgruppe zu diesem Thema, und sie sind sich auch einig darüber, dass die existierenden Programme – es gibt derer viele, um die Länder vor allen Dingen in Afrika zu unterstützen, eigene nationale Pläne aufzubauen und auch regional und lokal die Menschen zu befähigen, sich selber um diese Belange zu kümmern -, dass man diese existierenden Programme unbedingt ausbauen muss. Sie müssen finanziell aufgestockt werden, sie müssen runtergebrochen werden eben nicht Afrika-EU-Ebene, sondern auf die nationale Ebene in der Zusammenarbeit mit den einzelnen Ländern und tatsächlich im Zusammenhang mit den Menschen, wo es dann auch um die Ebene geht wieder von Bildung, von Wissensverbreitung und eben nicht nur Technologietransfer und nicht nur Finanzen.

    Ehring: Geht es denn auch um konkrete Unterstützung, auch um Finanzen?

    Riedel: Natürlich geht es auch um Finanzen, denn Geld ist nicht alles, der schöne simple Spruch, aber ohne Geld ist alles nichts. Und natürlich braucht man auch Geld, wenn man Wissen verbreiten will, wenn man unterstützen will, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass auch private Investitionen möglich sind, und wenn man Techniktransfer machen will, dann brauch man Geld. Dieses Stichwort griff auch der Präsident der Europäischen Investmentbank, der deutsche Werner Hoyer, heute bei dieser Konferenz auf. Einerseits müssen Banken, muss die EU Gelder geben. Die Europäische Investmentbank selbst unterstützt mittlerweile mit 20 Prozent ihrer Kredite irgendwelche Projekte im Energiebereich. Aber es muss eben auch die Möglichkeit geschaffen werden und der Raum dafür geschaffen werden und die Sicherheit, die Investitionssicherheit dafür geschaffen werden, dass Private sich einbringen in die Finanzierung von Projekten. Und die Europäische Investmentbank namentlich geht also über das reine Geben von Krediten in diesem Punkt hinaus und hilft eben auch bei der Planung und berät bei der Durchführung von Projekten.

    Ehring: In der Europäischen Union ist ja jetzt eine Diskussion über Atomkraft neu entbrannt. Ist das denn auch für Dritte-Welt-Projekte relevant?

    Riedel: Nein, schlicht und ergreifend nein. Hier geht es nicht um irgendwelche Großprojekte, übrigens auch nicht Kohlekraftwerke oder große Wasserkraftwerke. Hier geht es tatsächlich um Energieeffizienz, die gewonnen werden soll. Hier geht es darum, dass auf der Ebene des Kochens des abendlichen Mahls mit erneuerbaren Energien gearbeitet werden soll, und nicht darum, irgendwelche Großprojekte zu planen. Und egal wie man zur Atomenergie steht: Es wäre in jeglichem Fall natürlich ein Großprojekt, und das ist hier heute nicht das Thema.

    Ehring: Nachhaltige Energieversorgung für alle – Annette Riedel berichtete über die EU-Konferenz hierüber in Brüssel.