Frankfurt ist heute sehr aktuell: Die Konferenz beginnt mit der Räumung des Hambacher Forstes. Der Hebebühnenverleiher Gerken hat vor wenigen Tagen entschieden, seine mobilen Plattformen für die Räumung des Walgebietes nicht mehr verleihen zu wollen.
"Weil Gerken von seinen Kunden und anderen Akteuren aus der Gesellschaft die Frage gestellt bekommen hat, warum man sich denn beteiligt an den Aktionen im Hambacher Forst. Und da hat Gerken gesagt: Wir sind engagiert worden, wir wussten nicht, um was es geht. Und jetzt, wo wir wissen, um was es geht, können wir uns mit dieser Sache nicht gemein machen und wollen das nicht unterstützen und ziehen unsere Arbeitsbühnen ab".
Sagt Christina Jeromin, die Geschäftsführerin des Sustainable Finance Cluster Germany, zu Deutsch in etwa: Netzwerk für nachhaltiges Investieren Deutschland. Das Beispiel aus dem Hambacher Forst soll verdeutlichen, um was es geht: Nicht nachhaltige Investitionen abbauen, nachhaltige Investitionen dagegen aufbauen und fördern. Die Finanzindustrie in Deutschland habe hier Nachholbedarf, im vergangenen Jahrzehnt sei zu wenig in dieser Richtung passiert, meint der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Börse, Joachim Faber.
"Die Industrie hat sich eigentlich nicht richtig bewegt, oder zu langsam bewegt. Wir reden nach wie vor enorm viel, aber es kommt wenig bei raus, es wird wenig wirkungsorientiert diskutiert und man trifft sich wenig wirkungsorientiert".
Die Deutsche Börse und auch viele Banken sind an dem Netzwerk beteiligt – etwa auch die Deutsche und die Commerzbank. Auch die staatliche Förderbank KfW ist mit im Boot.
Starkes Wachstum bei ethisch korrekten Anlagen
Dass grünes und nachhaltiges Investieren an den Finanzmärkten ein Thema ist – oder sein sollte – macht eine Zahl deutlich: Nachhaltige Geldanlagen haben sich einer Studie zu Folge im vergangenen Jahr bereits auf rund 1,4 Billionen Euro summiert, Tendenz: rasant steigend. Denn im vergangenen Jahrzehnt lag das Wachstum in diesem Bereich jährlich bei im Durchschnitt 27 Prozent. Dass dies wichtig und notwendig ist, lässt sich kaum bestreiten, wenn man Schätzungen der EU-Kommission hört: Die hat nämlich ausgerechnet, dass jährlich rund 180 Milliarden Euro zusätzlich und ökologisch nachhaltig investiert werden müssen, wenn Europa seine für 2030 gesetzten Klimaziele erreichen will. Das kann die öffentliche Hand nicht alleine hinkriegen, deswegen braucht es Investitionen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Beispiele für solche Investitionen in der Vergangenheit sind etwa Windparks. In Zukunft wird auch die finanzielle Förderung einer nachhaltigen Infrastruktur großen Raum einnehmen. Ein Vorteil für das Ansinnen, dem Thema Nachhaltigkeit bei Geldanlagen zum Durchbruch zu verhelfen: Professionelle Investoren fragen vermehrt saubere Investitionsmöglichkeiten nach.
Professionelle Anleger machen Druck
"Dadurch, dass von professionellen Kapitalanlegern weiter Druck ausgeübt wird, dass es teilweise nicht mehr möglich ist, Produkte anzubieten, ohne Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen, glaube ich, steigt der Druck auf die Finanzindustrie deutlich an. Im privaten Bereich, also in der Gesellschaft, ist es sicher nicht so verankert, dort sind weiter Vorurteile wie Renditeverzicht verankert, wo wir aus wissenschaftlicher Perspektive ganz klar belegen können, dass das bei nachhaltigen Produkten nicht der Fall ist".
Sagt der Wissenschaftler Alexander Bassen, er ist auch Mitglied im von der Bundesregierung berufenen "Rat für Nachhaltige Entwicklung". Eine der ersten Aufgaben, die sich das Netzwerk stellt: Eine Übersicht über den Markt zu schaffen um dann beispielsweise Label voran zu bringen, die auch Verbrauchern als Kompass dienen können, dass ihre Anlagegelder, auch wirklich dort landen, wo soziale oder auch Klimaziele eingehalten oder gefördert werden.
"Grundsätzlich geht es darum, dass jede Anlage nach Nachhaltigkeitskriterien gescreent wird. Das kann auch ein bestimmtes Thema sein. Aber die Grundidee ist: Was sind die nach Nachhaltigkeitskriterien besten Anlagen?"
Dennoch steht die Hauptarbeit noch bevor. So stellt etwa das "Forum für Nachhaltige Geldanlagen" in seinem Bericht 2018 fest, dass ethische Investments im Vergleich zum Vorjahr zwar um 17 Prozent gestiegen sind. Demnach liegt der Anteil solcher Investitionen am Gesamt-Anlagevolumen derzeit bei nur rund drei Prozent.