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Nachhaltige Geldanlage
Neuer Index setzt auf CO2-Reduzierung

Auf den Finanzmärkten ist das Thema Klimaschutz inzwischen angekommen. Heute wurde in Frankfurt ein neuer Index vorgestellt, bei dem es um die Klimafreundlichkeit der betroffenen Unternehmen geht.

Von Michael Braun | 20.01.2015
    Sie wollen was Gutes tun, aber möglichst nicht auf Rendite verzichten. Anleger, die so denken, verlangen offenbar nicht die Quadratur des Kreises. Umweltbewusstsein und Rendite scheinen miteinander vereinbar. Das spricht sich rum:
    "Traditionell ist dieses Thema der nachhaltigen Geldanlage ja eigentlich stärker von den Kirchen auch nachgefragt. Aber wir sehen auch immer mehr Pensionskassen und auch Versicherungen, die in dieses Thema ein bisschen stärker einsteigen wollen. Es geht wirklich darum, dann eben die CO2-Emission der Equity-Portfolien zu reduzieren und somit wirklich damit was beizutragen, etwas sauberer künftig dann auch leben zu können."
    Sagt Hubert Dänner, Chef von Amundi Deutschland, des Vermögenverwalters der französischen Großbank Credit Agricole. Das Problem: Es gibt zwar Solaraktien und Windfonds. Aber dieser Teilbereich des Aktienmarktes ist klein. Ein Beispiel: Die beiden Solar- und Windkraftunternehmen SMA Solar und Nordex kommen zusammen auf einen Börsenwert von rund 1,25 Milliarden Euro. Allein der Bayer-Konzern ist fast hundert Mal so schwer. Und Pensionskassen brauchen breite Märkte für ihre Anlagen, weiß der Finanzspezialist Laurent Trottier. Der Markt für Wind- und Solaraktien sei zu klein, um das Anlagebedürfnis institutioneller Anleger erfüllen zu können:
    "So you can't replace your core equity exposure by investments in solar and wind."
    Ähnliches gilt auch für die private Geldanlage, weiß Wolf Brandes, der Finanzspezialist der Verbraucherzentrale Hessen:
    "Ökologische Geldanlagen sind auch unserer Sicht immer noch ein Nischenthema. Es gibt natürlich sehr viele Produkte, sehr viele Anbieter. Aber in der breiten Masse hat sich das noch nicht durchgesetzt."
    Für die Großanleger hat sich der Credit Agricole nun eine Lösung ausgedacht: CO2-effiziente Geldanlagen. Die berücksichtigt auch den möglichen Erfolg von Klimakonferenzen, wie sie bald in Paris ansteht. Sollten dort wirklich verbindliche Klimaziele beschlossen werden, könnten viele Rohstoffkonzerne an Wert verlieren, weil ihre Vorräte etwa an Kohle und Öl im Interesse des Klimaziels nicht mehr verwendet werden können, im Boden bleiben müssen. Aus Anlegersicht sei das ein Risiko, sagt Trottier:
    "Then we have too much reserves. Then parts of these reserves will never go out of the soil. They will stay in the soil."
    Er hat deshalb einen Index konstruiert, der sich von einem europäischen Aktienindex ableitet, dem MSCI Europe. Aus dem hat er die Aktien der größten CO2-Emittenten herausgenommen, ohne 30 Prozent des jeweiligen Sektors zu unterschreiten. Außerdem hat er die größten Reservehalter von CO2-haltigen Bodenschätzen eliminiert, vor allem Ölfirmen. Heraus kam eine Liste von Unternehmen, die 62 Prozent weniger CO2 emittieren als die der ursprünglichen Index-Zusammensetzung. Dabei habe dieser neue Index der CO2-effizienten Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren sogar etwas besser abgeschnitten als der ursprüngliche Index.
    Das Umweltprogramm der UNO fördert diese Anlageidee. Bei privaten grünen Geldanlagen fehlt solch prominente Hilfe. Seriös sei nicht alles, was angeboten werde, sagt Wolf Brandesvon der Verbraucherzentrale Hessen:
    "Ja, es gibt etliche Beispiele von Produkten, Anlageprodukten, die eben auf die Welle der ökologischen Geldanlage setzen und wo am Ende die Anleger Geld verlieren oder gar betrogen werden."
    Prokon war ein aktuelles, abschreckendes Beispiel. So schlimm dürfte es bei dem neuen Dekarbonisierungsindex nicht kommen. Aber seine Kurserfolge der Vergangenheit sind auch kein Beweis für Kurserfolge in der Zukunft.