Der Landrat des Kreises Recklinghausen ist heute nicht in seinem Dienstwagen unterwegs, sondern fährt zur Probe einen mit Wasserstoff angetriebenen PKW.
"Hier sind noch 360 km Reichweite. Das fährt sich doch genial. Das ist vom Feinsten..."
Tankstellennetz muss dichter werden
Landrat Cay Süberkrüb ist auf der ehemaligen Zeche Ewald in Herten zu Gast beim H2-Netzwerk Ruhr. Hier im nördlichen Ruhrgebiet wollen fünf Städte zusammen mit drei Hochschulen und zwei Dutzend Unternehmen Anwendungen entwickeln, um Wasserstoff als Energieträger zu nutzen, erzählt Süberkrüb während der kurzen Fahrt.
"Wir haben jetzt das große Glück, dass auf Ewald eine Wasserstofftankstelle offen hat. Das macht es für die Stadt Herten, auch für meinen Kreis Recklinghausen, attraktiver. Weil man nicht die langen Wege hat zum Tanken. Das wird eine der Fragen sein, - ach der fährt sich richtig genial, sehr schön - das wird eine der Fragen sein, um die wir uns kümmern müssen. Das Tankstellennetz muss viel, viel dichter werden."
Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung verbinden
In Kamen, Mülheim an der Ruhr und jetzt auch auf Ewald in Herten stehen Wasserstoff-Zapfsäulen für PKW und Lieferwagen. Das unter Druck verflüssigte Gas kann ähnlich wie Benzin getankt und in einer Brennstoffzelle im Auto in Strom umgewandelt werden. Inzwischen sind Serienfahrzeuge bestellbar, wenn auch zu deutlich höheren Preisen als herkömmliche Elektroautos. Toyota-Händlerin Dietlinde Stüben-Endres hofft auf Wasserstoff als Antrieb der Zukunft und hat erste Fahrzeuge verkauft.
"Es sind auch jetzt Kommunen oder Institutionen, die zurzeit natürlich auch sich umschauen, was können Sie tun, für eine saubere Umwelt und gleichzeitig aber auch für eine wirtschaftliche Belebung der Region hier."
Wichtig für die Energiewende
Volker Lindner ist Vorsitzender des Netzwerkes. Er ist überzeugt von den Potentialen von Wasserstoff. Schließlich kann er technisch vergleichsweise einfach unter Einsatz von Strom aus Wasser gewonnen werden. Anschließend kann er in Tanks zwischengespeichert und bei Bedarf wieder verstromt werden. Für Lindner der ideale Energiespeicher.
"Energiewende ohne Wasserstoff funktioniert nicht. Einfach deshalb, weil man regenerativ erzeugten Strom speichern muss, weiter verwenden muss - das geht mit Wasserstoff am besten."
Wasserstoff als Energiespeicher
In Herten wurde auf der ehemaligen Zeche Ewald ein Versuchszentrum gebaut, das seit vier Jahren mit Strom von einem Windrad auf dem Kohlenabraum betrieben wird. Hier wird überschüssiger Strom zur Wasserstoffproduktion eingesetzt oder wieder zurückgewandelt und in das Stromnetz eingespeist.
"Wir verwenden natürlich den regenerativen Strom dann, wenn er gebraucht wird. Aber wenn wir überschüssigen Strom haben, also zu Zeiten wenn die Windkraftanlage viel produziert, er aber nicht in dieser Menge abgenommen wird, dann können wir mit Wasserstoff diese Energie speichern. Ansonsten müssen Anlagen abgestellt werden."
Bei diesem Umwandlungsverfahren allerdings geht eine Menge Energie verloren, in Herten rund 70 Prozent. Aber in der Versuchsanlage wird daran geforscht, wie sich die Effizienz deutlich erhöhen lässt.
Technologie muss weiter optimiert werden
"Es ist natürlich so, dass die Elektrolyse und die Rückverstromung später durch eine Brennstoffzelle Verluste erzeugen. Das ist bei verschiedenen Speichermethoden so, bei dieser noch relativ groß. In Zukunft wird die Technik weiter optimiert und werden diese Verluste auch geringer werden."
So hofft Lindner. Zusammen mit der Westfälischen Hochschule wird zur Zeit ein Verfahren entwickelt, bei dem die Wärmeverluste aufgefangen und zur Warmwasserversorgung eingesetzt werden. Damit sollen die Verluste auf 20 Prozent sinken.
Im H2-Netzwerk Ruhr setzen sie jetzt darauf, den Wasserstoff als Antrieb in kommunalen Flotten und in Linienbussen zu nutzen. Und hier in Herten will man sich künftig "Modellstadt Wasserstoffmobilität" nennen.