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Nachhaltigkeit bei Olympia
"Glaubwürdigkeit des IOC steht auf dem Spiel"

Stockholm und Mailand bewerben sich um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2026. Beide Kandidaten hätten zwei extrem ambitionierte Konzepte in puncto Nachhaltigkeit, sagte Klimaexperte Henning Wilts im Dlf. Doch das Thema falle immer relativ schnell hinten über, wenn die Kosten steigen.

Henning Wilts im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Feuerwerkskörper erleuchten über dem Stadion Maracana in Rio de Janeiro.
Wieviele Sportstätten werden neu gebaut, was passiert damit nach den Spielen? 2026 sollen laut Agenda 2020 des IOC so wenige Neubauten wie möglich entstehen (pa/dpa)
Die Stockholmer Bewerbung sei etwas ambitionierter, 100 Prozent Recycling werde versprochen, zudem 115 Prozent Klimakompensation, sagte Henning Wilts, Klimaexperte des Wuppertal Instituts, im Dlf. "Die Idee ist: Wieviel CO2-Emmissionen werden verursacht durch Spiele und Besucher?"
Diese werden dann kompensiert, indem man zum Beispiel den Regenwald aufforstet. "Es ist Form von Ablasshandel. Auf der anderen Seite hat man einen erheblichen finanziellen Anreiz zu schauen, wo man C02 einsparen kann." Schweden habe aber auch auf nationaler Ebene ambitionierte Klimastrategien, das passe zum Gesamtsetting.
Agenda 2020 vor Feuertaufe
Verkehr und Gebäude seien die zwei großen Blöcke, die darüber entscheiden, wie nachhaltig die Spiele seien. Die große Frage sei, wie können diese ambitionierten Konzepte umgesetzt werden?
"Wenn man sich die letzten Olympischen Spiele anschaut – die hatten alle sehr ambitionierte Programme. Das Thema Nachhaltigkeit ist eins, das relativ schnell hinten über fällt, wenn die Kosten steigen und wenn gespart werden soll."
Man habe nun mit der Agenda 2020 den Versuch unternommen zu sagen: Es müssen nicht immer gigantische Spiele sein, es ist möglich, viele bestehende Anlagen zu nutzen. "Wenn die europäischen Kandidaten das vernachlässigen würden, würde das Konsequenzen haben. Für mich steht die Glaubwürdigkeit des IOC auf dem Spiel."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.