Es geht um Plantagen in Ecuador und Costa Rica. Somit Länder, die vor allem Bananen und Ananas nach Deutschland ausführen. Die Hilfsorganisation Oxfam behauptet nun, dass dort Umwelt- und auch Arbeitsrecht-Standards nicht eingehalten würden. Dazu musste teilweise verdeckt ermittelt werden, denn die Plantagen seien nicht so einfach zugänglich. Man habe hierzu aber mehr als 200 Beschäftigte befragen können und man hat ebenso mit Experten in diesen Ländern gesprochen. Und - wohlgemerkt - geht es auch um Plantagen, die mit dem Siegel der Rainforest-Alliance zertifiziert sind. Das ist ein internationales Nachhaltigkeitssiegel. Konkreter Vorwurf: Bei diesen Lieferanten auch deutscher Supermärkte werde gegen ökologische Standards verstoßen. Frank Braßel von Oxfam ist in den vergangenen Monaten selbst vor Ort gewesen:
"Wir stellen fest, dass eines der nach wie vor größten Probleme die Besprühung mit Pestiziden von Flugzeugen aus ist. Das passiert in der Bananen-Industrie. Zum einen werden da sehr giftige Produkte eingesetzt, die von der EPA - der US-Umweltbehörde - als vermutlich krebserregend eingestuft werden. Und dass der Einsatz dieser Pestizide häufig zustande kommt, wenn die Menschen auf den Plantagen sind. Was gegen alle Standards verstößt. "
Arbeiter können Rechte kaum einklagen
Dabei ist das Rainforest-Alliance-Siegel eines der populärsten Nachhaltigkeitszertifikate weltweit. Das Logo mit dem grünen Frosch steht - auch laut Eigenwerbung - für einen verringerten Einsatz von Chemie und es steht auch für - so wörtlich - das Wohlergehen der Beschäftigten und deren Familien. Oxfam dagegen sagt, dass es gerade auch beim Arbeitsrecht, bei den Beschäftigungsbedingungen, immer wieder gravierende Verstöße gibt:
"Besonders beunruhigend ist die Angst der Menschen, überhaupt zu sprechen. Und genauso die Angst, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren. Zweitens: Für viele Leute ist es völlig undurchsichtig, ob sie korrekt bezahlt werden. Sie erhalten vielfach noch nicht einmal eine Kopie des Arbeitsvertrages. Das ist leider völlig undurchsichtig, und somit ein weiterer Punkt, warum es den Menschen so schwer fällt, ihre eigenen Rechte tatsächlich einzuklagen."
Es gibt bereits erste Reaktionen: Die Pressestelle von Rainforest Alliance in Deutschland betont, dass man die Vorwürfe ernst nehme und, dass man inzwischen auch eigene Untersuchungen eingeleitet habe. Sollten die Vorwürfe in Einzelfällen zutreffen, dann würde dies zu einem Entzug des Siegels führen. Kritisiert wird aber auch, dass Oxfam der Organisation nicht genügend Zeit gegeben habe, die Vorwürfe gründlich zu überprüfen. Teilweise werden die Anschuldigungen zurückgewiesen, man sagt aber auch, dass beispielsweise - so wörtlich - Schwächen beim Versprühen von Pestiziden entdeckt wurden.
Oxfam spricht von Verbrauchertäuschung
Oxfam bezweifelt aufgrund der eigenen Studie nun generell, dass die Rainforest-Alliance-Zertifikate für Nachhaltigkeit in der Produktion stehen. Ein Stück weit handele es sich um Verbrauchertäuschung. Deutsche Unternehmen müssten reagieren, sagt Oxfam-Experte Frank Braßel:
"Sie müssen durch ihr unternehmerisches Tun schauen, welche Auswirkungen das in der gesamten Lieferkette hat. Man sollte Kontakt zu Lieferanten aufnehmen, auch mit lokalen Organisationen vor Ort sprechen. Es gibt Gewerkschaften, Umweltgruppen und auch viele Nicht-Regierungs-Organisationen. Man sollte mit ihnen gemeinsam überlegen, wie man aus diesem Dilemma rauskommt."
Es sind übrigens nicht die ersten Vorwürfe in diesem Bereich gegen Rainforest-Alliance. So wurde von Öko-Branchenverbänden schon 2011 darauf hingewiesen, dass die Kriterien der Organisation vergleichsweise nicht sehr streng seien.
Man darf also gespannt sein, ob die angekündigte Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten nun etwas bewirkt.