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Winterspiele in Peking 2022
"Es ist ein Wahnsinn"

Die Spiele in Peking 2022 könnten die unnachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden, sagte die Geografin Carmen de Jong im Dlf. Winterspiele an einem Ort zu veranstalten, wo es kaum natürlichen Schnee geben, sei "ein Wahnsinn", sagte de Jong. Da man fast nur auf Kunstschnee fahren werde, brauche man extrem viel Wasser.

Carmen de Jong im Gespräch mit Raphael Späth |
Die Ringe leuchten bunt auf dem ebenfalls bunt angestrahlten Hauptturm. Es ist Nacht.
Die Olympischen Ringe leuchten auf den Olympiatürmen in Chinas Hauptstadt Peking (MAXPPP / VCG / dpa)
Im Februar 2022 finden in der chinesischen Hauptstadt Peking die Olympischen Winterspiele statt. Wegen der umstrittenen Menschenrechtslage steht die Vergabe an Peking ohnehin schon seit langem in der Kritik. Die Geografieprofessorin Carmen de Jong von der Uni Straßburg, vertrat im Dlf die These, dass die Spiele im Reich der Mitte die unnachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden können.
"Es ist einfach zu viel im Spiel, wie Wasser, Bodenverlust, CO2-Austoß", sagte de Jong.
Es ist unmöglich ganz grüne Spiele zu veranstalten. Es seien neue Autobahnen und Flughäfen gebaut worden, deswegen könne man von einer Reduktion des CO2-Ausstoßes kaum reden. Und als Kompensation ein paar Bäume zu pflanzen, sei im Gegenzug zu den Rodungen sehr ironisch, sagte die Geografin.

185 Millionen Liter Wasser für die alpinen Skirennen

Sie sei auch nicht überzeugt, dass viele Chinesen in Zukunft Skifahren werden. "Das wird eher die Oberschicht aus Peking und umzu sein"; sagte de Jong. Der einfache Bauer werde nicht zum Ski fahren kommen. Winterspiele an einem Ort zu veranstalten, wo es kaum natürlichen Schnee geben, sei "ein Wahnsinn", sagte de Jong.
Berichten zufolge gab es zwischen Januar und März 2021 gerade einmal zwei Zentimeter Schnee in der Region, und um den Ablauf der Skirennen zu garantieren, müsse man Kunstschnee zu erzeugen, dafür benötige der Veranstalter widerum extrem viel Wasser. Man rechnet dabei mit 185 Millionen Liter Wasser für die alpinen Skirennen. "Die natürliche Schneedecke fehlt", sagte de Jong. Dies sei aber nicht nur in China der Fall, sondern mittlerweile auch in Europa. Aber in Fernost müsse man auf 100 Prozent Kunstschnee bauen.

Mittlerweile seien keine Winterspiele mehr nachhaltig

Mittlerweile seien keine Winterspiele mehr nachhaltig. Aus Sicht des Klimawandels sei es nicht mehr sinnvoll Winterspiele in den meisten Orten zu veranstalten. Andere Industrien hätten mittlerweile angesichts des Klimawandels umgesattelt. "Echte nachhaltige Spiele würden ohne Kunstschnee und ohne diese Wassermassen stattfinden", sagte de Jong. Vor allem die Themen Bodenerosion, Wasser und die Vegetation werde vernachlässigt.

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