Neun Milliarden Menschen werden voraussichtlich im Jahr 2050 auf der Erde leben – und von der Erde leben. Das heißt, die Erde bietet Boden wie Ackerland, Wasser, Wald, Rohstoffe wie Metalle, Energie, Erdöl, Gas und vieles mehr, dass die Menschen für Leben und Wohlstand brauchen. Und sie verbrauchen viel zu viel, weil sie ihre Ressourcen einfach so verschwenden. Ein gutes Beispiel für Achim Steiner, den Exekutivdirektor vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen, ist die Verschwendung von Landfläche, die wir eigentlich dringend für die Produktion von Nahrungsmitteln brauchen:
"Wir verschwenden oder haben einen Verlust von fast ein Drittel oder mehr aller Nahrungsmittel, die wir jährlich produzieren. Das ist ein Äquivalent von einer landwirtschaftlichen Fläche von 1,4 Milliarden Hektar, die wir jedes Jahr dafür verwenden, etwas zu produzieren, was nie konsumiert wird."
Und so etwas könne sich heutzutage keine Nation der Welt mehr leisten. Denn ähnliche Verschwendung gebe es zum Beispiel auch bei Metallen und seltenen Erden, die in Handys verarbeitet werden und deren Vorkommen auf der Erde begrenzt ist. 100 Millionen Handys werden nämlich allein in der EU jedes Jahr aus dem Verkehr gezogen und die Inhaltsstoffe sind auf Nimmerwiedersehen verloren, warnt Achim Steiner:
"Das Erstaunliche ist, dass wir in diesem Handy-Elektronik-Müllhaufen jedes Jahr einen Verlust von 2,5 Millionen Tonnen Gold in Kauf nehmen, von 25 Tonnen Silber, eine Tonne Palladium und 900 Tonnen Kupfer."
Gestiegener Rohstoffeinsatz
Weltweit hat sich der Rohstoffeinsatz innerhalb der letzten 30 Jahre verdoppelt. Und wenn wir so weiter machen, werden wir Mitte des Jahrhunderts theoretisch dreimal das, was die Erde uns an natürlichen Ressourcen bieten kann, verbrauchen, warnt Umweltministerin Barbara Hendricks. Dabei ist Deutschland ist in Sachen Ressourceneffektivität schon relativ weit. Im Vergleich zu 1994 werden 14 Prozent weniger Rohstoffe bei der Produktion verbraucht. Und die Entwicklung entsprechender Technologien, die dann auch zum Klima und Umweltschutz beitragen, kann sich wirtschaftlich durchaus lohnen, meint die deutsche Umweltministerin:
"Mit rund 1,5 Millionen Beschäftigten ist die Umweltbranche zu einem der größten Jobmotoren geworden. Ähnliches bestätigt auch die Europäische Kommission. Sie schätzt, dass mit Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz in Europa zwei Millionen Arbeitsplätze neu geschaffen werden können und gleichzeitig das Bruttoinlandsprodukt um ein Prozent gesteigert werden kann."
Materialkosten schnellen immer weiter in die Höhe
Dazu kommt, dass im verarbeitenden Gewerbe heute schon rund 45 Prozent der Kosten Materialkosten sind, Personalkosten schlagen nur noch mit ca. 20 Prozent zu Buche. Aber die Materialkosten schnellen immer weiter in die Höhe, weil die meisten Rohstoffe immer knapper werden, bestes Beispiel: Das Hightech-Metall Neodym, das zum Beispiel beim Bau von Windrädern und in Laptops verwendet wird und dessen Preis in nur sieben Jahren um das 28-fache gestiegen ist. Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium:
"Ich glaube, die Wettbewerbsfähigkeit von großen Industrieländern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird davon abhängen, wieweit es ihnen gelingt, Effizienz durchzusetzen."
Und da der Pro-Kopf-Verbrauch an Rohstoffen in Industrieländern derzeit rund viermal höher ist als in Entwicklungsländern, haben diese Länder auch eine besondere Verantwortung. Auf der Veranstaltung zur Ressourceneffizienz, die heute in Berlin beginnt, beraten also die führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Die Bundesregierung will dabei im Rahmen der G7-Präsidentschaft eine Allianz für Ressourceneffizienz vorschlagen, sagt Umweltministerin Barbara Hendricks:
"Wie schaffen wir die richtigen Rahmenbedingungen, wo gibt es ressourceneffiziente Innovationen und wie bekommen wir diese schnell in den Markt."
Ziel ist es für den G7-Gipfel im Juni, eine erste gemeinsame Vorstellung zu entwickeln, wie man die Ressourceneffizienz weltweit erhöhen kann. Die Erkenntnisse sollen auch in die UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris einfließen.