Das Urteil kenne er nicht im Wortlaut, meinte Werner Heegewaldt, Archivdirektor der Akademie der Künste Berlin, im Gespräch mit Angela Gutzeit. Aber er sei vor allen Dingen sehr überrascht gewesen, dass die Witwe des Nobelpreisträgers vor einiger Zeit einen Vertrag mit der Budapester "Stiftung für die Erforschung der Geschichte und Gesellschaft in Mitteleuropa" geschlossen habe, ohne die Berliner Akademie in Kenntnis zu setzen.
Dennoch alles beim Alten?
Es bleibe jedoch erst einmal alles beim Alten: "Die Bestände sind hier. Sie sind für Jedermann in unserem Lesesaal zugänglich. Sie können eingesehen werden, sie können ausgewertet werden. Insofern wird der Wille von Imre Kertész vollkommen umgesetzt", so Heegewaldt. Abzuwarten sei, wie die neue Rechteinhaberin mit Publikationswünschen seitens der Berliner Akademie und des Rowohlt Verlags umgehen werde. Kertész hat sich zum Beispiel in seinen Tagebüchern gegen den Islam und gegen Einwanderung ausgesprochen. Auf die Frage, ob zu befürchten sei, dass die Kulturpolitik unter Orban den Autor für ihre Zwecke instrumentalisieren werde, meinte Heegewaldt: "Es kann durchaus sein, dass so etwas herausgepickt und publiziert wird." Aber, so der Archivdirektor, von Berlin aus könne man ja bei Falschdarstellungen dagegenhalten.