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Nachrichtenjournalismus in der Krise
Die Dortmunder Journalistik-Professorin Susanne Fengler verwies auf die aus ihrer Sicht "wahnsinnig guten Rahmenbedingungen" für Journalismus, die es immer noch in Deutschland gebe. In osteuropäischen Ländern, etwa in Ungarn, sei die Situation viel schwieriger. Als Journalist gelte es, sich das bewusst zu machen und dies durch gute Arbeit zu erhalten.
Alles tun, um Fehler zu vermeiden
Sie zucke immer zusammen, wenn sie höre, wie gut die Verhältnisse in Deutschland seien, sagte Tanit Koch, Geschäftsführerin von n-tv und Chefredakteurin der Zentralredaktion der Mediengruppe RTL. Koch ging auch auf einen aktuellen Fall im eigenen Medienhaus ein. Ein langjähriger Mitarbeiter des Regionalsenders RTL Nord habe in mehreren Fällen TV-Beiträge manipuliert, was nach Hinweisen einer Mitarbeiterin entdeckt worden sei. Man könne nur alles tun, um Fehler zu vermeiden, erklärte Koch. Wenn sie geschehen, gelte es, sie transparent aufzuklären.
Fehler-Kultur in den Medien aufbauen
Fehler passierten jedem, ergänzte Martin Hoffmann, bei Ströer für den Ausbau der regionalen Berichterstattung des Portals "t-online.de" zuständig. Es sei allerdings nötig, Prozesse aufzubauen, dass diese Fehler nicht mehr passierten. Da sehe er einen deutlichen Verbesserungsbedarf bei Redaktionen. Er könne nicht verstehen, sagte Hoffmann, wenn es nicht gelinge, eine solche Kultur in den Medien zu etablieren.
Hausgemachte Probleme des Journalismus
Das Problem der Fake News sei nicht neu, darauf verwies die Deutschland-Korrespondentin der italienischen Zeitung "La Repubblica", Tonia Mastrobuoni. Manche Probleme seien auch durch die Medien verursacht worden. Sie verwies auf das "dramatische Problem" der Anti-Impf-Bewegung in Italien. Wie lange habe man über Probleme etwa bei Medikamenten und in der Pharmabranche im Allgemeinen unkritisch berichtet, fragte Mastrobuoni. Sie verwies auf von Lobbyisten beinflusste Artikel. Da müsse man sich nicht wundern, "dass viele uns nicht mehr glauben, wenn wir erzählen, man müsse sich impfen lassen".
Sie bringe Studenten bei, nach der Wahrheit zu suchen, ergänzte die Journalistik-Professorin Fengler. Die Medienschaffenden müssten Nutzern ein Urteil ermöglichen. Gerade bei Migrationsfragen sei das aber sehr schwer - auch weil es teilweise verschiedene Wahrheiten geben könne, die sich entgegen stünden.