Archiv


Nachruf auf dem Filmregisseur George Roy Hill

Er begann sehr spät mit der Filmregie und hörte früh wieder damit auf. Rund zwanzig Jahre Karriere in Hollywood reichten aber aus für kommerziellen Erfolg und Oskarwürden und für einen ganz besonderen leichten und doch von Sarkasmus geprägten Komödienstil der vor allem den Zeitgeist der frühen 70er Jahre traf. Die Zeiten von "Love and Peace-Utopien" gingen gerade zu Ende als Hill mit "Butch Cassidy und der Sundance Kid" dem dahinsiechenden Western gerne neue Impulse zu geben versuchte. Robert Redford und Paul Newman als romantische Bankräuber ohne Chance leben in den Tag hinein und teilen sich eine Geliebte aber sie wissen: Die Tage der Anarchie sorgloser Outlaws sind vorüber. Hinter ihren komischen Sprüchen und Aktionen und dem Filmsong "Raindrops keep falling on my head" lauert schon düstere Melancholie. Der legendäre Schluss des Films spricht Bände und trug viel zu seiner Popularität bei. Gejagt von der mexikanischen Armee haben sie sich in einem Haus verschanzt. Draußen wartet eine gewaltige Übermacht. Noch einmal machen sich die beiden mit ein paar Sprüchen Mut. Dann zählen sie bis drei und stürzen schießend hinaus. Das Bild erstarrt zur Kinolegende. Die Schüsse der Soldaten hören wir nicht mehr. Besser ist der damals modische Spruch "Du hast keine Chance, nutze sie." nie in ein Kinobild gefasst worden. Mit Paul Newman und Redford den beiden blauäugigen Kinohelden hatte Hill ein Paar gefunden das das Kino der nächsten Dekade prägen sollte. Aber erst für "Der Clou" einer leichteren Neuauflage der Buddy-Geschichte als Gangsterkomödie wurden alle Beteiligten mit Oskars überhäuft. Hill, der vom Fernsehen kam und dort vor seinem Debütfilm nach einer Tennessee Williams-Komödie "Zeit der Anpassung" 1962 schon anerkannt und prominent war galt stets als ausgesprochener Schauspieler-Regisseur, der Jane Fonda, Julie Andrews und Peter Sellers entdeckte und noch 1984 Robin Williams mit der John Irving Verfilmung " Garp und wie er die Welt sah" eine erste Chance gab. Mit den Schauspielern witzelte er Set herum und manch einer kam nie dahinter dass er die Schauspiel so auf ihre Rollen einstellte. Mit dem Hollywoodbusiness aber lag der Regisseur , der fast nur Kassenerfolge drehte, stets im Clinch. Bei zwei Filmen stiegt er lieber wegen Unstimmigkeiten noch während des Schnitt aus, als sich reinreden zu lassen. Seinen mutigsten und bester Film aber verweigerte das Publikum seinen Zuspruch. Kurt Vonneguts böse Antikriegsgroteske "Schlachthaus Fünf" galt als unverfilmbar. Der große Preis der Jury auf dem Filmfestival in Cannes 1972 brachte ihm aber wenigstens eine die Anerkennung der europäischen Filmwelt für derjenigen Hollywoodregisseure der immer wieder betonte hatte, stilistisch sich eigentlich eher der europäischen "Nouvelle Vague" zugehörig zu fühlen. Hill starb mit 81 Jahren in New York.

    Link: mehr ...

    542.html