"For you", das Debüt von 1978, erregt kaum Aufmerksamkeit.
Der frühe Prince wandelt noch auf den Spuren seiner Vorbilder, schielt nach James Brown, Hendrix, Earth Wind & Fire, sucht seinen Platz.
Zwei Alben später, auf "Dirty Mind" im Jahr 1980, hat er ihn gefunden. Er kombiniert so genannte "schwarze" Musik mit kühlem New Wave, rührt Funk, Disco, Rock zusammen. Immer unverkennbar durch diese Stimme, die irgendwo zwischen Tenor und Bariton liegt, vor allem aber durch seine Art zu singen: zickig, kieksend, kraftvoll, kratzig.
Sex, Sex und noch mehr Sex
Kurze Zeit darauf erscheint "1999", mit dem Prince endgültig zum Superstar, zum Millionenverkäufer wird. In seinen Texten ist er unverblümt, schmutzig. Es geht schon auch um Atomkriege, meistens aber um Sex, Sex und noch mehr Sex. Und die besten Prince-Songs dieser Zeit hören sich so an, als würde einen jemand auf die Tanzfläche zerren, oder gleich ins Bett.
Seine erfolgreichste Zeit sind die 80er, ohne Zweifel. "Purple Rain" - der Soundtrack zum eigenen Film - bringt Verkaufszahlen im zweistelligen Millionenbereich. Nebenher produziert Prince Girlbands, schreibt Welthits von Sinéad O’Connor und springt Ende der 80er noch auf den Batman-Hype auf.
Er spielt in einer Liga mit Michael Jackson, aber er ist viel unberechenbarer, spannender, immer einen Schritt weiter. Vor allem ist er ein Produkt seiner selbst. Und nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern auch noch ein unverschämt talentierter Multi-Instrumentalist. Auf den ersten fünf Alben spielt er fast jeden Ton selbst ein.
In den 90ern wird es zunehmend skurriler. Prince schreibt sich das Wort "Sklave" auf die Wange und ersetzt seinen Künstlernamen durch ein Symbol. Die Plattenfirma macht daraus "The Artist formerly kown as". In einem seiner seltenen Interviews erklärt Prince einem CNN-Moderator, er habe ein neues Plateau in seinem Leben erklimmen wollen.
Pionier des Musikvertriebs im Internet
Er veröffentlicht ein Album nach dem nächsten, aber richtig verkaufen wollen sie sich nicht mehr. In dieser Zeit wird Prince zum Pionier des Musikvertriebs im Internet. Und was er da alles auf seinem NPG-Label herausbringt: zum Beispiel 2003 ein reines Instrumental-Album, auf dem nur vier Stücke sind, aber jedes davon ist exakt 14 Minuten lang.
Mit dem neuen Jahrtausend heißt er dann auf einmal wieder "Prince" und hat mit Musicology 2004 wieder Erfolg, und auch danach steigen die Verkaufszahlen an. Wenn der ewig unberechenbare Vegetarier, Nichtwähler und Zeuge Jehovas nicht mal eben neue Musik per Download verschenkt oder eine ganze CD nur über Musikzeitschriften vertreiben lässt.
Den ganz großen Auftritt beherrscht der nur 1,58 Meter kleine Live-Performer Prince sein ganzes Leben lang. Seine - in seinem Fall kein Widerspruch - machistisch-androgyne Aura lässt alles neben sich verdampfen. Unvergessen der Auftritt beim Super Bowl 2007, wo Prince bei Regen und Sturm "Purple Rain" spielt und die triefenden Tausende in einen Gesangsrausch hineinsteigert.
Auch bei Grammy-Verleihungen, wo er wegen eines Hüftleidens schon am Stock geht, muss er nur seinen berühmten Augenaufschlag machen und der Saal tost. Bei einem dieser Auftritte sagt er einen wunderbaren Satz, der erklärt, warum er so unendlich produktiv war, ja sein musste:
"Albums still matter, like books and black lifes - albums still matter…"
Alben seien immer noch wichtig, so wie das Leben schwarzer Menschen oder wie Bücher…
Nach 39 Bänden wird die musikalische Bibliothek des Prince Rogers Nelson nun - so unvorstellbar es scheint - für immer geschlossen bleiben.